Eine Leiche im Badehaus
dass der Boden von unseren Stiefeln schlammig war. Runde Fußabdrücke in schwarzer, wässriger Schlammbrühe markierten jeden meiner Schritte. Cyprianus, jetzt ebenfalls in Stiefeln, hatte die gleichen Schmutzspuren hinterlassen. Als ich hereingekommen war, hatte ich keinen Schmutz gesehen. Auch in den anderen Räumen hatte ich keinen bemerkt.
»Cyprianus, ich nehme an, dass Sie zum Baden hier waren, als Sie ihn fanden? Unbekleidet? Nackte Füße?«
»Pantoffel. Warum?«
»Schauen Sie sich den Dreck an, den wir jetzt hier machen.«
Er nickte. »Der Boden war sauber, dessen bin ich mir sicher.«
»Also, wer immer es war, sah ebenfalls wie ein unschuldiger Badender aus, als er hereinkam. Oder Badende. Sie haben niemanden gesehen?«
»Nein. Ich dachte, ich wäre allein. Darum war es ja noch schockierender, als ich hier reinkam.«
»Niemand ist an Ihnen vorbeigegangen, als Sie das Badehaus betraten?«
»Nein, Falco. Müssen längst weggewesen sein.«
Nicht so lange, vermutlich. Vielleicht hatte Cyprianus den Mörder oder die Mörder gerade noch verpasst.
»Die nächste Frage muss lauten: Kam der Täter mit dem Vorsatz her zu töten? Eigentlich keine Frage. Wer geht schon mit einer Schnur und einer Haarnadel ausgerüstet ins Badehaus?«
»Könnten die Wunden durch einen Strigilis verursacht worden sein, Falco?«
»Zu groß. Zerbrochen und zersplittert, vielleicht ja, aber diese Eintrittswunden sind sehr sauber. Was immer die verursacht hat, war glatt, nicht zerbrochen. Wie eine Stopfnadel oder irgendwas Medizinisches.« Ich nahm mir vor herauszufinden, ob Alexas ein Alibi hatte.
Cyprianus hockte sich kurz hin und betrachtete eine der Stichwunden. »Gerade«, bestätigte er. »Rein und raus durch denselben Stichkanal. Kein gebogenes Instrument.«
Ich schaute mich um und sah Strigiles direkt auf dem Wasserbecken liegen. Drei dekorative Bronzegeräte mit vollen rechtwinkligen Biegungen in verschiedenen Größen. Sie waren deutlich erkennbar als Satz angefertigt worden, zusammen mit einer kugelförmigen Ölflasche und einer kleinen Schöpfkelle, die man alle an einen schicken Ring hängen konnte. Ich roch an der Flasche – überteuertes indisches Nardenöl.
»Ich habe Pomponius dabei gesehen, wie er sich mit denen abgeschabt hat«, sagte Cyprianus. Die Strigiles des Architekten hatten glatte, abgerundete Enden und waren unbeschädigt. Sie wiesen auch keine Blutflecken auf.
Die Hitze setzte uns beiden zu. Wir ließen die Leiche liegen und gingen an die frische Luft.
XXXVI
Helena war mir zum Badehaus gefolgt. Mit ängstlichem Blick wartete sie im Eingang, begleitet von Nux und unserem Leibwächter. Ich bat ihn, zum König zu gehen und ihm zu berichten, was passiert war, und dann in aller Stille dafür zu sorgen, dass das Badehaus abgesperrt wurde, die Leiche aber momentan noch drinnen liegen zu lassen. Auf diese Weise würde niemand anderer den Toten entdecken.
»Es ist spät, es ist dunkel, die Hälfte der Leute von der Baustelle sind in der Stadt. Wir sollten die Sache bis morgen früh für uns behalten. Dann rufe ich eine Besprechung ein und beginne mit den Ermittlungen. Ich befrage Zeugen immer am liebsten, bevor sie gehört haben, was passiert ist.« Der Brite sah besorgt aus. »Das ist mein Beruf«, erklärte ich geduldig. »Arbeit, die ich für den Kaiser leiste.«
Er warf mir einen Blick zu, als würde er meinen, ich riefe solche Tragödien durch meine Anwesenheit vielleicht erst hervor. Er schien immer noch nicht zu glauben, dass ich eine offizielle Rolle hatte, aber er zottelte davon, um dem König Bericht zu erstatten. Togidubnus würde über meine Stellung Bescheid wissen. Vespasian würde ihm mitgeteilt haben, dass ich die Serie »unglücklicher« Todesfälle untersuchen sollte. Wobei wir nie darauf gekommen wären, dass dazu auch der Projektleiter zählen könnte.
»Was machen wir jetzt?«, stöhnte Cyprianus. Er saß auf einer der Bänke im Umkleideraum. Ich ließ mich in seiner Nähe niederplumpsen. Nux sprang auf eine weitere Bank und legte sich hin, die haarigen Pfoten aneinander, und zeigte ein intelligentes Interesse. Helena nahm neben mir Platz. Mit dem Mantel, den ich vorhin abgeworfen hatte, eng um ihren Körper geschlungen, saß sie stirnrunzelnd da. Ich erzählte ihr rasch die Einzelheiten mit gesenkter Stimme.
Ich war müde. Der Schock hatte das Gefühl noch verstärkt. Trotzdem blickte ich den Bauleiter durchdringend an. »Cyprianus, Sie waren kurz nach dem Mord am
Weitere Kostenlose Bücher