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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verspätet. Meine Nachtruhe war alles andere als friedlich gewesen, was zum Teil am Geschrei des Säuglings lag. Aber ich vergab Favonia. Nach der Begegnung mit einer Leiche kann ich nie gut schlafen.
    Alle anderen waren bereits da. Meine Hoffnung, sie zu überraschen, war vereitelt worden – alle wussten, was passiert war. Ich verschwendete keine Zeit damit, eine Befragung durchzuführen. Die Geheimhaltungschance war nie sehr groß gewesen.
    Wir drängten uns alle in den Raum des Architekten. Diesmal übernahm ich den Vorsitz. Ich spürte, dass ich dadurch nicht vollständig das Sagen hatte.
    Offensichtlich gab es ein geheimes Einverständnis. Statt dass ich ihre Reaktionen beobachtete, starrten sie mich alle an. Ermittler erkennen diese Herausforderung: Tja, dann lass uns mal sehen, ob du das aufdröseln kannst, Falco. Wenn ich Glück hatte, waren sie nur neugierig darauf, ob ich die Sache geschickt genug anpackte. Die schlimmste Alternative war, dass sie mir eine Falle gestellt hatten. Ich war der Mann aus Rom. Das sollte ich nie vergessen.
    Anwesend war die überlebende Projektmannschaft: Cyprianus, der Bauleiter, Magnus, der Feldmesser, sowohl Plancus als auch Strephon, die Jungarchitekten, Lupus, der Vorarbeiter der ausländischen Arbeiter, Timagenes, der Landschaftsgärtner, Milchato, der Marmorsteinmetz, Philocles junior, der trauernde Mosaikleger an Stelle seines toten Vaters, Blandus, der Freskenmaler, Rectus, der Abwasseringenieur. Ein Vertreter der einheimischen Arbeiter fehlte, nachdem sich Mandumerus aus dem Staub gemacht hatte. Gaius war für alle Schreiber anwesend. Alexas, der Sanitäter, war auf meine Bitte gekommen; später würde ich ihn zum Badehaus begleiten, um die Leiche abzutransportieren. Verovolcus hatte sich ebenfalls eingefunden, zweifellos auf Veranlassung des Königs.
    »Sollten nicht auch die Schreiner vertreten sein? Die Dachdecker?«, fragte ich Cyprianus.
    Er schüttelte den Kopf. »Für die spreche ich, außer wenn es um ein technisches Problem geht.«
    »Sie hatten ja bloß alle von dem gestrigen blöden Treffen herbestellt«, nörgelte Rectus.
    »Das stimmt. Hatten Sie da was zur Sprache zu bringen?«
    »Technische Schwierigkeiten.«
    Er wusste nicht, dass Cyprianus mir gestern in seinem Schock erzählt hatte, worum es ging. Teure Keramikrohre waren verschwunden, und Rectus war außer sich vor Wut gewesen. »Sind die beseitigt?«, fragte ich unschuldig.
    »War nur Routine, Falco.«
    Der Abwasseringenieur log oder wollte mich zumindest abwimmeln. Das konnte bedeutsam sein oder nur symptomatisch. Die Mannschaft war gegen mich, so viel war klar.
    Es war nicht das erste Mal, dass alle in einen Fall Verwickelten feindselig waren, aber das war nur zu meinem Vorteil. Ich hatte professionelle Erfahrung. Falls sie nicht regelmäßig Morde begingen, wenn das Leben auf der Baustelle zu schwierig wurde, waren sie Amateure.
    In dem voll gestopften Büro des Projektleiters war nicht viel Platz, und für Einzelbefragungen war es denkbar ungeeignet.
    Ich verteilte Wachstafeln, die ich zu diesem Zweck mitgebracht hatte, und bat alle aufzuschreiben, wo sie am gestrigen Abend gewesen waren und wer das bestätigen konnte. Verovolcus schaute, als wäre er von diesem Gesellschaftsspiel ausgenommen, aber ich gab ihm trotzdem eine Tafel. Ich fragte mich, ob er überhaupt schreiben konnte, was aber offenbar der Fall war.
    »Während Sie damit beschäftigt sind, kann ich die allgemeine Frage stellen, ob jemand etwas Bedeutsames im Bereich des königlichen Badehauses gesehen hat.«
    Niemand antwortete, obwohl ich meinte ein paar heimliche Blicke aus den Augenwinkeln wahrzunehmen. Mir war klar, dass das, was die Männer so gewichtig auf die Tafeln kritzelten, alles hübsch zusammenpassen würde und sie sich alle gegenseitig ein Alibi geben würden.
    »Tja«, sagte ich ruhig, »ich nehme nicht an, dass Pomponius hier viele Freunde hatte.« Das rief ein zynisches Gemurmel hervor. »Die meisten von Ihnen vertreten größere Gruppen. Theoretisch könnte jeder auf der Baustelle einen Groll gehegt und den Architekten letzte Nacht abgemurkst haben.« Gesenkte Blicke und Schweigen waren meine einzige Belohnung für diese Offenheit. »Aber mein Ausgangspunkt«, warnte ich sie, »ist, dass der Mörder oder die Mörder jemand von Rang war beziehungsweise waren. Ihm oder ihnen war erlaubt, das Badehaus des Königs zu benutzen, und letzte Nacht nahm Pomponius seine oder ihre Anwesenheit hin, als er im Caldarium saß.

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