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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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empfangen will?« Helena überlegte, ob Sextius einen Groll hegen könnte.
    »Nur wenn Strephon ein großer Junge war und die Information weitergegeben hat. Aber Strephon schmollte, als ich ihn zuletzt gesehen habe.«
    »Wie äußerte sich sein Schmollen?«
    »In Nägelkauen und Tritten gegen den Stein, auf dem Plancus saß.«
    »War Plancus davon irritiert?«, mischte ich mich grinsend ein.
    »Plancus würde es nicht bemerken, wenn ihm der Kopf abfiele. Dumm wie Bohnenstroh.«
    »Wie ist er dann zu einem so prestigeträchtigen Projekt wie diesem gekommen?«, wollte Helena wissen.
    Cyprianus schaute Helena nervös an und verweigerte die Antwort.
    »Das ist eine gute Frage. Erzählen Sie es uns«, beharrte ich.
    Der Bauleiter bedachte mich mit einem vernichtenden Blick.
    »Plancus war Pomponius’ Lustknabe, Falco. Ich dachte, das hätten Sie gemerkt.« Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen.
    »Plancus durfte bei dem Projekt also nur mitmachen, weil er der Liebling des leitenden Architekten war – aber er ist untalentiert?«
    »Absolut. Lebt in seiner eigenen Welt.«
    »Strephon? Ist der auch ein Lustknabe?«
    »Das bezweifle ich. Strephon hat Frau und Kind. Als Gestalter lässt er Potenzial erkennen. Aber solange Pomponius alles beherrschte, durfte er es nie zeigen.«
    »Und wie ist das Verhältnis von Plancus und Strephon?«
    »Nicht gerade herzlich.«
    »Ist Strephon eifersüchtig auf die Beziehung zwischen Pomponius, seinem Vorgesetzten, und dessen Lustknaben Plancus?«
    »Wenn nicht, dann sollte er es sein.«
    »Klingt alles ziemlich unerfreulich«, meinte Helena.
    »Nur normal«, entgegnete Cyprianus düster.
    Eine nachdenkliche Pause entstand. Helena streckte ihre Füße aus und schaute auf ihre Sandalen. »Ist sonst noch was passiert, wovon wir wissen sollten?«
    Cyprianus warf ihr einen langen Blick zu. Er war Traditionalist, nicht daran gewöhnt, dass Frauen Fragen zu beruflichen Angelegenheiten an ihn richteten. Ihr »wir« stellte ihm die Nackenhaare auf. Helena war das durchaus bewusst. Ich warf ihm selbst einen forschenden Blick zu, und schließlich zwang er sich, als Antwort auf Helenas Frage den Kopf zu schütteln.
    Nach einem Augenblick wiederholte er seine besorgte Frage vom Anfang: »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Wegen der Leiche?«, gab ich zurück.
    »Nein, weil uns jetzt ein Projektleiter fehlt, Falco. Das hier ist eine riesige Baustelle. Wie soll die Arbeit weitergehen?«
    »Wie bisher, oder?«
    »Jemand muss die Leitung übernehmen. Pomponius war von Rom beauftragt worden. Wir müssen einen neuen Mann anfordern. Die müssen jemanden finden, der gut ist, ihn davon überzeugen, dass so ein abgelegener Posten in Britannien genau die Folter ist, nach der er sich sehnt, und ihn dann von dem loseisen, woran er zurzeit arbeitet. Wir brauchen nicht darauf zu hoffen, einen guten Architekten zu finden, der gerade nichts zu tun hat. Selbst wenn das gelänge, müsste der arme Kerl erst mal herkommen. Dann müsste er sich mit den Entwürfen von jemand anderem vertraut machen …« Seine Stimme verlor sich in Hoffnungslosigkeit.
    »Würden Sie sagen«, fragte ich langsam, »dass Pomponius für dieses Projekt ausgewählt wurde, weil er gut war?«
    Cyprianus dachte darüber nach, aber seine Antwort kam rasch.
    »Er war gut, Falco. Er war sehr gut, wenn man ihn an der Kandare hielt. Nur mit der Macht konnte er nicht umgehen.«
    »Wer kann das schon?«, spottete ich.
    Wir lachten beide. Es war ein Männerwitz. Selbst Helena zeigte ein kleines Lächeln über etwas, das sie insgeheim amüsierte.
    Wir hörten Geräusche. Der König hatte Bedienstete geschickt, um die Bäder abzusperren, nahm ich an. Steif erhob ich mich. »Es war schon vorher spät, jetzt ist es noch später. Zwei Bitten, Cyprianus. Halten Sie den Mund über das, was hier passiert ist. Erzählen Sie es bitte nicht mal Ihrem Freund Magnus. Und können Sie für morgen früh eine weitere Besprechung ansetzen, mit allen, die auch heute dabei waren?«
    Er bejahte beides. Inzwischen war es mir egal, ob er sich an die Bitte um Geheimhaltung hielt. Es war ein langer Tag gewesen, und der morgige würde sicher noch länger werden. Ich wollte in mein Bett.
    Ich weiß nicht, welche Vorkehrungen Cyprianus für seine eigene Sicherheit traf, aber ich sorgte jedenfalls dafür, dass die Räume meiner Familie in dieser Nacht fest verschlossen waren.

XXXVII
     
     
    Mein schlimmer Zahn muckte wieder auf, als ich zu der Besprechung kam. Ich hatte mich

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