Eine Leiche im Badehaus
Das schließt die Arbeiter aus.«
»Uns aber ein?«, meinte Magnus mit schiefem Gesicht.
»Ja.«
»Dagegen verwehre ich mich.«
»Das ist unzulässig, Magnus. Pomponius verdient die gleiche Rücksichtnahme wie jeder andere. Ein schlechter Mannschaftsführer zu sein, selbst ein höchst unbeliebter, entschuldigt keine gewaltsame Beseitigung. Brutus und Cassius haben das zu spüren bekommen.«
»Sie hätten Pomponius also eine Krone angeboten, Falco?«, höhnte Magnus.
»Sie wissen, was ich von ihm hielt. Ich verabscheue Männer wie ihn, aber das ändert nichts«, erwiderte ich kurz angebunden. »Er wird trotzdem ein Begräbnis bekommen, einen Nachruf im Tagesanzeiger und einen höflich abgefassten Bericht für seine trauernden Eltern und alten Freunde in seiner Heimatstadt.«
Fast hätte ich hinzugefügt: Und für seine Lustknaben. Aber das schloss Plancus mit ein, und der war ein Verdächtiger.
Plancus hatte mir bereits seine Wachstafel zurückgegeben. Ich warf einen raschen Blick darauf. Er behauptete, mit Strephon gespeist zu haben. Strephon hielt seine Tafel noch in der Hand, doch ich wusste, dass sie die Behauptung bestätigen würde. Angeblich gab es wenig Sympathie zwischen den beiden Jungarchitekten, und doch hatten sie es irgendwie bewerkstelligt, sich für gestern Abend gegenseitig ein Alibi zu geben. War die Geschichte wahr? Und wenn ja, war es vorher arrangiert worden? Und sollte das der Fall sein, war ein gemeinsames Abendessen normal oder außergewöhnlich?
Die anderen hatten meinen Blick auf Plancus’ Wachstafel bemerkt. Daraufhin wurden die Tafeln eingesammelt und abgegeben. Ich nahm davon Abstand, sie vor aller Augen durchzuschauen. Camillus Aelianus, immer noch bettlägerig wegen seines zerbissenen Beins, konnte für mich mit diesen Märchen spielen. Ich hatte keine Geduld für ihre Behinderungstaktik.
Magnus versuchte immer noch das Thema zu forcieren. »Ihre Besorgnis als Mann des Kaisers ist doch sicherlich, dass das Projekt durch den Verlust von Pomponius eine weitere Verzögerung erfährt?«
»Das Projekt wird nicht darunter leiden.« Das hatte ich mir überlegt, während ich letzte Nacht wach im Bett lag.
»Scheiße, Falco, jetzt haben wir zu allem anderen auch keinen Projektleiter mehr.«
»Kein Grund zur Panik.«
»Wir brauchen einen.«
»Sie haben einen.« Schmerz schoss durch meinen Zahn, daher klang ich vielleicht schroffer, als ich gewollt hatte. »Für die unmittelbare Zukunft werde ich den Posten übernehmen.«
Sobald die Worte heraus waren, musste ich selber schlucken.
Als ihre Empörung hochkochte, unterbrach ich sie ruhig: »Ja, Pomponius war Architekt, was ich nicht bin. Aber der Entwurf ist gut, und er ist fertig. Wir haben Plancus und Strephon, die das Konzept fortführen können. Ihnen werden jeweils zwei Flügel zur Überwachung zugeteilt. Die anderen Fachgebiete und Handwerker unterstehen Ihnen sowieso. Sie sind alle Meister in Ihrem Fach. Sie können mit Autonomie umgehen. Berichte über Fortschritte und Probleme gehen an mich.«
»Sie haben keine professionelle Ausbildung«, keuchte Cyprianus. Er schien ehrlich schockiert.
»Ich werde Ihre kompetente Beratung haben.«
»Oh, bleiben Sie bei Ihrem Auftrag, Falco!«, brüllte Magnus. Ich hatte vermutet, dass Magnus darauf aus war, selbst die Kontrolle zu übernehmen. Vielleicht würde ich ihn dafür vorschlagen, aber nicht, solange er wie alle anderen wegen des Mordes an Pomponius unter Verdacht stand.
»Mein Auftrag, Magnus, lautet, dieses Projekt in geregelte Bahnen zu bringen.«
»Ich gestehe Ihnen ja zu, ein hartnäckiger Revisor zu sein, aber glauben Sie wirklich, Sie hätten die Fachkenntnis, ein Bauprojekt zu überwachen?«
»Das wäre Blödsinn.« Ich blieb freundlich. »Langfristig muss Rom einen Mann von Ansehen und mit professionellen Kenntnissen berufen.« Plus Kenntnissen in Menschenführung und Diplomatie, wenn ich darauf Einfluss nehmen konnte. »Das muss nicht unbedingt ein Architekt sein.« Magnus wurde munterer. »In der Zwischenzeit kann ich gesunden Menschenverstand und Initiative zur Verfügung stellen, genug, um die Sache am Laufen zu halten, bis wir einen Ersatzmann benennen.«
»Das muss aber vom Statthalter genehmigt werden, Falco.«
»Dem stimme ich zu.«
»Er wird es nicht erlauben.«
»Dann werde ich rausgeworfen. Aber Frontinus ist für technischen Grips und praktische Veranlagung bekannt, ich kenne ihn. Ich habe bereits mit ihm zusammengearbeitet. Ich bin nach Britannien
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