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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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selbst zum Projektleiter ernennen und meinen, ich hätte jetzt das Sagen über die Baustelle – aber die Parzen waren anderer Ansicht. Meine Vorkehrungen waren außer Kraft gesetzt worden.
    Der Eingang hätte mit einem Seil versperrt sein sollen. Meine Anweisungen letzte Nacht waren deutlich gewesen. Das Seil war auch noch da. Aber es war beiseite geworfen worden und lag jetzt in einem unordentlichen Haufen da, auf dem zwei zerschlissene Werkzeugkörbe ruhten, mit ein paar stumpfen Meißeln, Flaschen und halb gegessenen Brotlaiben. Im Türdurchgang hockten zwei schlaffmündige, hoffnungslose Arbeiter. Sie hielten ein Rundholz über die Schwelle, was den Eindruck vermittelte, als würden sie etwas einebnen oder vermessen. Sie taten weder das eine noch das andere. Einer brabbelte was von einem linksfüßigen Gladiator, während der andere in die Luft starrte.
    »Ich hoffe, dafür gibt es eine gute Erklärung!«, brüllte ich sie an. Meine Imitation von Mars, dem Rächer, hatte die Wirkung eines Aufwärmakts in einem heruntergekommenen Theater außerhalb der Spielzeit.
    »Immer mit der Ruhe, Tribun.«
    »Habt ihr das Seil entfernt?«
    »Welches Seil? Meinen Sie das da?«
    »O ja, genau das. Aber ihr habt Recht, warum das Ding nicht abbinden? Dann ist es viel leichter, das Seil zu benutzen, um euch aufzuhängen!«
    Die beiden warfen sich Blicke zu. Sie behandelten mich wie einen ausgerasteten Klienten – mit völliger Gleichgültigkeit.
    »Wie heißt ihr?«
    »Ich bin Septimus, und das da ist Tiberius«, teilte mir der Sprecher in einem Ton mit, der darauf hindeutete, dass so eine Frage ungehörig war. Ich zog eine Wachstafel heraus und notierte mir demonstrativ ihre Namen.
    »Steht auf.« Sie taten mir den Gefallen. »Was macht ihr hier?«
    »Eine Arbeit, die uns aufgetragen wurde, Tribun.«
    »Davon sehe ich nichts!«, schnauzte ich. »Ihr lungert an einem Tatort herum, greift in meine Sicherheitsmaßnahmen ein, ermöglicht unerlaubtes Betreten – und macht mich gereizt wie einen Stier!«
    Sie taten so, als wären sie beeindruckt. Große Worte und ein reizbares Temperament waren neu für sie. Ich hatte noch viel mehr davon auf Lager. Und sie verfügten über eine Menge dickköpfigen Trotz.
    »Habt ihr die Bäder betreten, nachdem ihr das Seil entfernt habt?«
    »Nein, Tribun.«
    »Ihr solltet besser hoffen, dass ich euch das glaube.« Das tat ich nicht, aber Pingeligkeit brachte auch nichts. »War sonst noch jemand drinnen?«
    »O nein, Tribun. Wo wir doch hier gehockt haben.«
    Falsch. In diesem Moment kam meine Schwester aus dem Umkleideraum hinter uns marschiert. Sie hatte ihre eigene Ölflasche und den Strigilis dabei und war wütend. »Das ist eine Schande – kein heißes Wasser und überhaupt keine Heizung in den Dampfräumen!«
    »Auf meinen Befehl, Maia.«
    »Tja, das hätte ich mir denken können.«
    »In einem der Heißräume liegt ein toter Mann, ganz zu schweigen von einem Mörder, der es auf einsame Badende abgesehen haben könnte. Bist du an diesen beiden dreisten Nichtsnutzen vorbeigekommen?«
    »Ich bin über sie hinweggestiegen«, schnaubte Maia.
    Septimus und Tiberius grinsten nur.
    Maia wollte davonstapfen, aber ich hielt sie zurück. »Ist sonst noch jemand drin?«, fragte ich.
    Ein zurückhaltender Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Jetzt nicht.«
    »Was soll das heißen? War jemand drin?«
    »Ich dachte, ich hätte jemanden gehört.«
    »Wen?«
    »Keine Ahnung, Marcus. Ich war bis auf meine Untertunika ausgezogen und erforschte gerade den Kaltraum – was für eine Zeitverschwendung! Ich wusste nicht, wer da aufgetaucht war, also war ich ganz ruhig.« Maia wusste, was ich davon hielt, dass sie unbegleitet gemischte Badehäuser besuchte. Es war ihr egal. Da sie Maia war, hätte sie den Schauer der Gefahr vielleicht sogar genossen.
    »Nimm nächstes Mal Hyspale mit, damit sie Wache hält. Es mag dir ja gefallen, von Kerlen beäugt zu werden, die nach Frauen in nassen Brustbändern Ausschau halten, aber von einem Würger ausspioniert zu werden, ist ein ganz anderer Becher voll Würmer.«
    »Vielleicht hab ich nur diese zwei hier rumhampeln hören«, gab Maia zurück, in fröhlicher Anspielung auf die beiden Arbeiter.
    »Oh, ganz sicher nicht«, erwiderte ich sarkastisch. »Septimus und Tiberius würden nie einer Dame nachspionieren, nicht wahr, Jungs?«
    Sie schauten mich an, machten sich aber nicht einmal die Mühe zu lügen. Angesichts der Schlaffheit, mit der sie bei meinem Eintreffen im

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