Eine Leiche im Badehaus
Eingang rumgelungert hatten, war ihnen wahrscheinlich gar nicht in den Sinn gekommen, den Gaffer zu spielen. Außerdem hatte meine Schwester das Auftreten einer Frau, die Schlüssellochspione übel zurichten würde.
Mit einem Rauschen ihres Rocks verschwand Maia in Richtung unserer Räume. Ich ließ sie gehen. Weitere Fragen konnte ich ihr später stellen, mit Helenas Unterstützung.
Endlich kam Alexas. Als er die beiden Arbeiter sah, wirkte er, als wäre ihm das unangenehm. Sie waren völlig ungeniert und begrüßten ihn mit Namen.
»Du kennst diese Halunken?«, wollte ich wütend wissen.
»Die arbeiten für meinen Onkel.« Septimus und Tiberius beobachteten unsere Auseinandersetzung mit den leuchtenden Augen von Unruhestiftern.
»Dein Onkel ist der Bauunternehmer für das Badehaus des Königs?«
»Leider ja.« Alexas klang kläglich. Tja, mit unerfreulichen Verwandten kannte ich mich bestens aus.
»Und wo ist dieser Onkel?«
»Wer weiß? Mit Sicherheit nicht auf der Baustelle.« Ein echter Profi.
»Wie heißt dein Onkel?«
»Lobullus.«
Also keiner, hinter dem ich her war.
Ich ging nach drinnen voraus, führte einen Konvoi an, der aus mir, Alexas, zwei käseweißen Bahrenträgern und den beiden Arbeitern bestand, die plötzlich neugieriger auf die Leiche waren, als sie wegen Maia zugegeben hatten.
»Und wo warst du letzte Nacht, Alexas?«
»Steht auf meiner Wachstafel.«
»Sag es mir trotzdem.«
»Ich war in Noviomagus bei meinem Onkel.«
»Wird er das bestätigen?«
»Natürlich.«
Alibis durch Familienangehörige konnte ich noch nie leiden.
Der gewölbte Raum war kälter als letzte Nacht. Selbst wenn die Feuerung eingestellt ist, dauert es eine Weile, bis Badehäuser auskühlen. Eine leichte Klammheit hatte sich in den Dampfräumen verbreitet. Wir erreichten den letzten Raum. Der tote Pomponius lag noch genauso da, wie ich ihn verlassen hatte, soweit ich das beurteilen konnte. Wenn jemand hier gewesen war und sich an der Leiche zu schaffen gemacht hatte, würde ich das nie beweisen können.
Anfänglich gab es keinen Grund zu glauben, dass jemand das getan hatte. Alles sah noch genauso aus. Nachdem meine Begleiter damit fertig waren, sich über die Weise aufzuregen, in der der Architekt verstümmelt worden war, hievten sie die Leiche auf die Trage. Ich rückte das kleine Handtuch zurecht, um seine edelsten Teile zu bedecken. Dann hörte ich ein Klirren, und etwas fiel zu Boden.
»Oh, schaut mal!«, rief Tiberius hilfsbereit.
»Irgendwas muss sich in dem Handtuch des Toten verfangen haben«, fügte Septimus hinzu und bückte sich, um den Gegenstand aufzuheben und ihn mir unterwürfig zu reichen. Alle beobachteten meine Reaktion. Ein zynischer Ermittler hätte meinen können, das sei ein eingeschmuggeltes Beweisstück.
Es war ein Künstlerpinsel. Fest zusammengebundene Schweineborsten mit sorgfältig geformten Spitzen für feinste Striche.
Spuren von Azurblau auf dem kurzen Pinselstil. War das blaue Fritte? Auch Buchstaben waren praktischerweise eingekratzt – »LL«.
Eine Bemerkung meinerseits war unvermeidlich. »Tja, das ist mal eine merkwürdige Hieroglyphe.«
»Könnten es die Initialen des Besitzers sein?«, fragte Tiberius mit beinahe intellektuellem Interesse.
»He«, murmelte Septimus, plötzlich schockiert. »Sie glauben doch nicht, dass einer der Maler den Mord begangen hat, Falco?«
Ich musste ein Lächeln verbergen. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Aber jemand versuchte mit aller Kraft, es mir zu sagen.
»Ein Architekt würde doch keinen Pinsel mitbringen, wenn er hier baden will, oder?«, fragte Tiberius seinen Kumpel Septimus.
»Der Malermeister heißt Blandus«, erwiderte dieser Kumpel. »Also kann er nicht LL sein.«
»Wisst ihr, ich glaube, das muss sein Gehilfe sein«, unterbrach ich. Septimus und Tiberius und sogar Alexas, dessen Rolle in dieser Farce die stummste zu sein schien, schauten einander an und nickten, beeindruckt von meiner deduktiven Fähigkeit.
Ich legte den Pinsel auf meine Handfläche und schaute von dem schweigenden Alexas zu den beiden Arbeitern seines Onkels. »Meinen Glückwunsch, Septimus. Das scheint ein wichtiger Hinweis zu sein, und du hast mir gerade geholfen, dahinterzukommen, was er bedeutet.«
Ich erkannte genau, was es wirklich bedeutete. Jemandem sollte etwas angehängt werden.
Ich griff nach dem Handtuch und schüttelte es aus, falls noch andere Gaben hinterlegt worden waren. Nichts. Ich legte das Leinenrechteck wieder
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