Eine Leiche im Badehaus
ausliehen?«
»Genau. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich ein Wagen abfuhr, aber es war nur dieser blöde Statuenverkäufer, den Sie mit auf die Baustelle gebracht haben.«
»Sextius hat nichts mit mir zu tun.«
»Wie dem auch sei, Strephon hat ihn endlich rausgeworfen. Sextius machte sich schmollend auf den Weg nach Novio und nahm seinen Mist mit. Haben Sie das Zeug gesehen, Falco? Nutzloser Dreck … Wir haben den Wagen durchsucht, und danach war ich so niedergeschlagen, dass ich es nicht ertragen konnte, mich neben Pomponius abzuschaben. Ich holte meine Tasche und die sauberen Sachen und ging zurück in mein Quartier. Falls jemand an meiner Tasche rumgefummelt hat, habe ich es nicht bemerkt.«
»Haben Sie gesehen, wohin Gaius ging?«
»Er ist nicht mit mir ins Badehaus zurückgekommen, sondern ins Bett gegangen. Ich bin nicht lange in den Bädern geblieben, und ich weiß nicht, ob Pomponius zu dem Zeitpunkt schon tot war.«
»Warum haben Sie mir das nicht erzählt?«
Magnus schnaubte. »Sie sind der Mann aus Rom.«
»Das macht mich nicht zum Feind.«
»Ach, wirklich nicht?«, höhnte er.
Ich ging darüber hinweg. »Und Sie halten Gaius für vertrauenswürdig?«
»Er ist mir eine enorme Hilfe gewesen.«
»Wie ist er in die Sache verwickelt worden, Magnus?«
Jetzt war der Feldmesser dran, der Frage auszuweichen. »Gaius ist ein guter Junge.« Das hatte ich auch mal gedacht.
»Sie sind also ein gewissenhafter Mann, der sich um die Ordnung auf der Baustelle sorgt, und Gaius ist ein ehrlicher Schreiber? Und ich dachte, ihr zwei kuschelt euch in denselben Bademantel.«
»Ach, hören Sie doch auf! Sie wissen über Gaius Bescheid?«
»Ich weiß gar nichts. Niemand spricht mit mir.«
»Fragen Sie ihn selbst«, sagte Magnus.
XLVI
Magnus und ich blickten gedankenvoll zu Marcellinus’ Villa hinüber.
»Nette Hütte«, bemerkte ich. »Nach der Qualitätsarbeit zu schließen, benutzte er sogar Arbeiter und Handwerker von der Palastbaustelle. Es ist ein Klischee, dass der Architekt sein eigenes Haus auf Kosten des Klienten errichten lässt.«
»Trotzdem stinkt es, Falco.« Magnus war angewidert. Er war ein grundehrlicher Mann, der aus Prinzip die Vergünstigungen ablehnte, die Marcellinus so bereitwillig angenommen hatte. Er musste bereits gewusst haben, was da vorging. Das machte es ihm nicht leichter, hier zu stehen und den Beweis vor Augen zu haben.
»Hat sich Pomponius auch solche Freiheiten erlaubt?«, fragte ich.
»Nein.« Magnus beruhigte sich ein wenig. »Wenn man Pomponius eines zugute halten konnte, dann waren das seine fünf Häuser, aber die stehen alle in Italien – und keines in bequemer Nähe eines seiner Bauprojekte. Und ich habe nie erlebt, dass er auch nur einen Holznagel dafür beanspruchte.«
»Wie ist Marcellinus Ihrer Meinung nach damit durchgekommen?«
»Hat wahrscheinlich in kleinem Maße angefangen.« Magnus zwang sich, den Betrug auf nüchterne Weise einzuschätzen. »Zeug, das tatsächlich übrig war. Nicht zusammenpassende Farben. Dinge, von denen zu viel bestellt worden war. ›Niemand wird sie vermissen; sie landen sowieso im Abfall …‹ Arbeiter, die man während ruhiger Phasen des Projekts beschäftigt halten wollte, wurden hierher ausgeliehen. Als Projektleiter konnte Marcellinus alles abzeichnen. Wenn niemand die steigenden Kosten bemerkte, lachte er sich ins Fäustchen. Und niemand bemerkte sie.«
»Vielleicht.«
»Tun Sie nicht so, als wüssten Sie Bescheid, Falco.«
»Nein.« Aber nachdem ich gesehen hatte, was passiert war, konnte ich ein Palastbüro benennen, das Marcellinus in den Akten haben musste. Es musste einen Grund geben, warum Anacrites Perella hierher geschickt hatte. Typisch für ihn, aufgrund überholter Informationen zu handeln, wo aktuelle Probleme beim neuen Bau Marcellinus nur zu einer Nebensache machten. »Und Marcellinus betrachtete seine Nachschubquelle dann schließlich als sein Recht?«, schloss ich. »Er sah nichts Falsches darin.«
»Alle hier dachten, den Architekten mit Material zu versorgen sei so üblich«, bestätigte Magnus. »Mein größtes Problem war, diese Einstellung aufzubrechen. Ich dachte, der König sei daran beteiligt, schließlich ist er Provinzler. Marcellinus hatte die Pflicht, ihn aufzuklären.«
»Ich bin sicher, dass er am Ende den König in Verlegenheit brachte.«
»Zu spät«, sagte Magnus. »Die beiden standen sich zu nahe. Der König konnte Marcellinus nicht mehr abschütteln. Darum war
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