Eine Leiche im Badehaus
schleichen sich in die Träume ein. Als ich schließlich einschlief, überfiel mich mein müdes Unterbewusstsein mit Albträumen der hiesigen Morde, seltsam vermischt mit unguten Augenblicken aus meiner eigenen Vergangenheit. Voller Entsetzen schreckte ich hoch, musste mich aufrichten und mich davon lösen. Helena, die weite Ritte nicht gewöhnt war, schlief tief an meiner Seite. Ich musste wach bleiben, weil sonst die Albträume zurückkehren würden. Am nächsten Tag war ich in grimmiger Stimmung.
Justinus trudelte frisch wie der junge Morgen während meines späten Frühstücks ein. Er war sogar nüchtern genug, um mein Schweigen zu bemerken.
»Ich habe Erkundigungen eingezogen. Alle dachten, ›Stupenda‹ wäre in einer Bude nahe der Porta Calleva untergebracht, was offenbar nicht der Fall war. Ich habe nachgeschaut, aber sie war nicht da.«
»Wie setzen die sich wegen der Auftritte mit ihr in Verbindung?«
»Sie kommt zu ihnen.«
»Die sind also immer noch davon überzeugt, dass sie heute Abend auftritt?«
»Offensichtlich.«
Bedrückt aß ich mein Brot. Helena, die den Säugling stillte, während sie auf einer Lederliege mit Rückenstütze saß, schaute zu mir herüber. »Was ist los, Marcus?«
»Irgendwas stimmt nicht. Perella verhält sich nicht so. Wenn sie von Anacrites speziell damit beauftragt war, Marcellinus auszulöschen – aus welchem Grund auch immer –, dann sähe ihr normales Verhaltensmuster so aus: Erkunde das Terrain, führ den Mord aus, dann verschwinde.«
»Also, verschwunden ist sie ja«, sagte Justinus. Helena schwieg jedoch.
»Ich meine, aus der ganzen Gegend verschwinden. Nach Möglichkeit aus der gesamten Provinz.«
Justinus strich sich sein weiches dunkles Haar zurück. »Du hast den Verdacht, dass Perella ihre Mission noch nicht vollständig ausgeführt hat?«
»Das ist die eine Theorie«, erwiderte ich vorsichtig. »Eine, über die ich lieber nicht nachdenken möchte. Bleiben wir bei der Hoffnung, dass ihr Versprechen, heute Abend für die Jungs zu tanzen, nur eine List ist, um ihr Zeit und Raum zum Entkommen zu geben.«
»Dann hängt sie fest. Man kann die Provinz nur auf dem Seeweg verlassen«, wies Justinus mich hin. »Um einen raschen Abgang zu machen, ist man auf die Gezeiten und abfahrende Schiffe angewiesen.«
Mir gelang ein Grinsen. »Klingt so, als hättest du darüber nachgedacht.«
»In jeder Minute seit unserer Ankunft, Falco.«
Ich trank meinen Becher lauwarmen Würzweins aus und warf Helena einen prüfenden Blick zu, um zu sehen, ob sie zur Rückkehr in den Palast bereit war. »Ich werde den ganzen Tag auf der Baustelle sein, Quintus. Du kannst mitkommen, wenn du willst und hier nichts zu tun hast. Es kann uns kaum noch schaden, wenn die Leute merken, dass du zu meiner Mannschaft gehörst.«
»Ich würde gern den Palast sehen, nachdem ich diese weite Reise gemacht habe.«
»Wir können uns Zeit lassen und dann heute Abend rechtzeitig zu Beginn der Vorstellung nach Novio zurückkehren.«
»Wunderbar.«
Ich lächelte Helena an. »Dein Bruder, der gute Manieren hat, gibt doch tatsächlich vor, froh darüber zu sein, von einem tugendhaften alten Mann begleitet zu werden.«
»Wer soll das denn sein?«, fragte Helena trocken. »Ich dachte, er ginge mit dir aus, Falco.«
Justinus, der wusste, wie man unschuldig blickt, schien aufstehen zu wollen, um sich reisefertig zu machen. Dann hielt er inne. »Ist das der richtige Moment, um jemanden zu erwähnen, nach dem du suchst?«
»Doch nicht Gloccus und Cotta?«
»Nein. Du hast mir von dem Vorarbeiter erzählt, dem brutalen Kerl, dem ich nicht allein in die Quere kommen sollte.«
»Mandumerus? Der Bandenführer, den Pomponius an ein Holzkreuz nageln wollte?«
Justinus nickte. »Ich glaube, ich habe ihn gesehen. Ich bin sicher, dass er es war. Er passte zu deiner Beschreibung. Er saß zwischen den Briten von der Baustelle, über und über blau tätowiert und ein wirklich hässlicher Brutalo.«
»Wann war das, Quintus?«, warf Helena ein.
»Am selben Abend, als Marcus hier war und ihn erwähnt hat.«
Das war der Abend, als Pomponius ermordet wurde.
»Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
»Ich hab dich seitdem nicht mehr gesehen. Ich bin was trinken gegangen, nachdem du weg warst.« Es gelang Justinus, beiläufig zu klingen. Und er hatte schlicht vergessen, dass er mich gestern Abend gesehen hatte. Meine Gehilfen ließen nach. Das konnte ins Auge gehen.
»Was trinken gegangen?«, fragte
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