Eine Leiche im Badehaus
hat, weil er dort auf Sex oder wertvolles Diebesgut hoffte …« Er war verstimmt, aber er arbeitete mit. »Was ist mit dem anderen Todesfall? Wer hat Marcellinus ermordet?«, forderte er mich heraus.
Eine für den Abend engagierte Tänzerin, teilte ich ihm mit, deren Referenzen ungenügend überprüft worden seien. Das Motiv, sagte ich mit leisem Lächeln, müsse Sex oder Hoffnung auf wertvolles Diebesgut gewesen sein.
»Meine Leute werden nach ihr suchen«, verkündete der König. Das war kein Angebot, sondern eine Warnung. Vermutlich wusste er nicht, dass Perella für Anacrites arbeitete, aber er hatte in ihr eine Person von gewisser Wichtigkeit erkannt. Und falls der König Perella fand, würde er einen Handel erwarten.
Da ich sicher war, dass sie die Gegend inzwischen verlassen hatte, war mir das egal.
LII
Ich war nervös. Aelianus und Justinus schnurrten glücklich, da sie glaubten, unsere Mission sei erfüllt. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Unerledigtes darauf wartete, mir das Leben schwer zu machen.
Auf der Baustelle war es zu ruhig. Man sollte nie einem Arbeitsplatz trauen, wo niemand müßig herumsteht.
Wir befanden uns jetzt in der zweiten Hälfte des Nachmittags.
Selbst um diese frühe Stunde stapften viele Arbeiter von der Baustelle in Richtung Stadt. Bald schien es so, als wären alle zu den Canabae aufgebrochen. Keiner aus der Projektgruppe war zu sehen, und da niemand etwas Amtliches von mir wollte, zog ich mich in meine Räume zurück, um das Privileg des Projektleiters zu nutzen – Zeit zum Nachdenken, vom Klienten bezahlt. Nicht lange danach erklang Hufgetrappel, und die meisten Männer aus dem Gefolge des Königs saßen auf und verschwanden in leichtem Galopp ebenfalls ich Richtung Noviomagus. Verovolcus führte sie an. Ich nahm an, sie hatten vom König den Befehl bekommen, nach Perella zu suchen.
Sie hatten sie schon beim letzten Mal nicht gefunden, als sie die Wälder durchkämmten. Aber Verovolcus’ Ansporn konnte jetzt größer sein, falls der König seit unserem Treffen mit ihm gesprochen hatte. Zumindest blickte Verovolcus grimmig drein.
Helenas Brüder und mein Neffe Larius glaubten immer noch, dass die Königin des Tanzes an diesem Abend in der Regenbogenforelle auftreten würde. Um sich darauf vorzubereiten, begaben sie sich ins Badehaus und warfen das Werkzeug und anderen Kram beiseite, den die Bauarbeiter im Umkleideraum vergessen hatten. Die Kerle hatten natürlich eine Schweinerei hinterlassen und waren dann abgehauen. Niemand erledigt einen Badehausauftrag über Nacht. Wo bliebe dann der Spaß daran?
Helena beschwerte sich, in unseren Räumen gehe es zu, als fände am nächsten Morgen eine Hochzeit statt. Als notorischer Einzelgänger war ich entsetzt über das Spektakel moderner Jugendlicher, die sich für ein Abendvergnügen zurechtmachten. Petronius und ich hatten uns nie so aufgedonnert wie diese drei. Aelianus rasierte sich eigensinnig selbst mit einer pedantischen Eitelkeit, die typisch zu sein schien. Ich nahm an, dass er sich auch Arme und Beine rasierte. Der Anblick von Larius und Justinus, die sich gegenseitig das stoppelige Kinn abschabten, während Aelianus den einzigen matten Handspiegel mit Beschlag belegte, war enervierend. Dann schnitt sich Larius beim Trimmen seiner hornigen Fußnägel und improvisierte eine blutstillende Paste aus Justinus’ Zahnpulver. Bald wurden Extrawässerchen als Glücksbringer in abgelegene anatomische Regionen gespritzt.
Unsere Räume füllten sich mit widerstreitenden männlichen Gerüchen. Kardamom, Narzisse und Zypresse schienen die bevorzugten Düfte der Saison zu sein. Dann begann Camilla Hyspale ebenfalls die Nasen zu kitzeln, als sie sich in einem anderen Zimmer fein machte. Löckchen waren gebrannt worden, und ihr Gesicht war das reinste Fresko, mit einer dicken Schicht weißer Tünche und künstlerischer Malerei. Als der Geruch eines feurigen weiblichen Balsams, mit dem sie sich betupfte, zu uns herüberdrang, knirschte Maia mit den Zähnen und murmelte mir zu: »Das ist mein Sesamstinkzeug. Damit hab ich Famia von mir fern gehalten, wenn er ein paar zu viel hatte … Hast du tatsächlich zugestimmt, dass Hyspale mit ihrem Verehrer ausgehen kann?«
»Merkwürdigerweise warte ich immer noch darauf, um Erlaubnis gebeten zu werden.«
Entschlossen, es nicht freiwillig zu tun, sondern Hyspale zu zwingen, mit ihrer Bitte zu mir zu kommen, schlenderte ich in das Zimmer der Jungs zurück. Der Anblick ihrer
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