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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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drei glänzenden Torsi, jetzt nackt, während sie hektisch Tuniken auszusuchen begannen, stieß mich ab. Jede Frau, die sich bereit erklärte, sich einen dieser Schönlinge zu schnappen, würde merken, dass er wie eine nasse Meeräsche aus ihrem Griff flutschte. Sie nahmen die Sache sehr ernst. Selbst das richtige Untergewand auszusuchen, erforderte ein Symposion. Länge, Fülle, Farbe, Ärmelstil und Halsöffnung mussten alle strenge Kriterien erfüllen – und richtig aussehen zu ihrem Lieblingsobergewand. Auch noch das Gürtelstadium mit anzusehen konnte ich nicht ertragen. Ich ging an die frische Luft.
    Und so stieß ich durch Zufall auf eine kleine Gestalt, die ungehört an unsere Tür geklopft hatte.
    »Iggidunus!« Ich grinste immer noch über die Szenen, die sich drinnen abspielten. »Was willst du?«
    »Eine Nachricht für Sie, Falco.« Der Mulsumjunge war so unansehnlich wie immer, schlammverschmiert, missmutig und aus jeder Körperöffnung eklig tropfend. Wenigstens hatte er mir nichts zu trinken gebracht.
    »Wer will was von mir?«
    »Ihr Mann Gaius.« Ich hob die Augenbrauen. Umgeben von idiotischen Jugendlichen, kam ich mir weise, tolerant und sanftmütig vor. Iggidunus betrachtete meine Freundlichkeit mit Misstrauen. Er zog gewaltig die Nase hoch und murmelte: »Er hat was in dem abgesperrten Depot gefunden. Hat mich gebeten, Sie rasch zu holen.«
    Ich dachte, wir hätten sämtliche Betrügereien auf dieser Baustelle aufgedeckt, aber wenn es da noch etwas gab, war Gaius der Mann, der dahinterkommen würde. Iggidunus drängte mich zur Eile, doch nachdem ich so oft im Matsch ausgerutscht war, schlüpfte ich noch mal nach drinnen, um meine Stiefel zu wechseln. Niemand achtete auf mich. Ich rief: »Ich werde im Depot gebraucht, dauert nicht lange!«
    Reine Zeitverschwendung.
    Als ich auf die Veranda zurückkam, schaute der Junge überrascht, dass ich einen Umhang trug, über meine rechte Seite geworfen und lässig unter meinen rechten Arm gebunden. Ich gestand, dass wir Römer die Kälte spüren. Er schnaubte nur.
     
    Iggidunus und ich liefen auf der Zufahrtsstraße um die Baustelle herum. Dünnes Sonnenlicht lag über der ausgedehnten Fläche. Wir umgingen den großen offenen Bereich, der als Garten vorgesehen war, und bogen dann um eine Ecke. Die Zufahrtsstraße führte uns bis an das Tor in dem hohen Zaun um das verschlossene Depot.
    Ich blieb stehen. »Wo sind die Wachhunde?«
    »Im Zwinger oder beim Gassi gehen.«
    »Ah ja.« Kein Laut war von den grausigen Viechern zu hören. Normalerweise bellten sie sich heiser, wenn irgendjemand auf der Straße vorbeiging. »Wie kommen wir rein?«
    Iggidunus zeigte auf das Tor. Es war verschlossen, wie es sich gehörte. Cyprianus hatte die Schlüssel und war noch nicht von Marcellinus’ Villa zurückgekehrt, wo er Magnus beim Abtransport des Baumaterials half.
    »Also, Iggi, wo ist Gaius?«
    »Er wollte über den Zaun klettern.«
    »Ich wusste nicht, dass er so dumm ist.« Er war nicht der Einzige. Ich steckte einen Zeh in einen Spalt des Zauns und kletterte hinauf. Sobald ich die oberste Zaunlatte erreichte, sah ich Gaius, der drinnen auf dem Boden lag. »Da ist was passiert. Gaius ist da drinnen. Er muss verletzt sein. Iggidunus, lauf los und hol Alexas. Ich geh rein …«
    Ich schwang mich hinüber und sprang hinab. Was für eine Dummheit. Ich konnte von Glück sagen, wenn ich Iggidunus wiedersehen würde. Niemand sonst wusste, dass ich hier war.
    Einen Moment lang erstarrte ich und schaute mich um. Das Depot war ein eingezäunter Bereich von mittlerer Größe, ordentlich in Reihen angeordnet, mit genug Platz für kleine Karren dazwischen. Auf Holzgestellen lagen große Marmorplatten. Ganze Steinblöcke wurden von niedrigen Paletten gestützt. Gutes Holz war in großer Menge unter einem überdachten Bereich gelagert. Nahe des Eingangs zum Depot wurde ein stabil gebauter abgeschlossener Schuppen während der Arbeitszeit offenbar von speziellen Lagerverwaltern benutzt. Seltene Luxusmaterialien wie die Edelsteingrundstoffe für feine Farbpigmente und sogar Goldblatt wurden vermutlich darin aufbewahrt. Nägel und Eisenwaren – Scharniere, Schlösser, Riegel und andere Zubehörteile – wurden hier trocken gelagert. Eine Reihe niedriger Hütten neben dem Schuppen diente wahrscheinlich als Hundezwinger.
    Gaius lag ganz still neben dem Schuppen. Ich hatte ihn an seiner Kleidung und dem Haar erkannt. Ich kauerte im Schatten, blieb in Deckung, und schaute mich um.

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