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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Nichts rührte sich. Nach einem Augenblick rannte ich mit leisen Schritten zu der auf dem Bauch liegenden Gestalt. Der Bereich hier musste irgendwann als Arbeitsplatz für die Steinmetze gedient haben; weißer Staub wirbelte unter meinen Stiefeln auf.
    »Gaius!« Er war so still, weil man ihn gefesselt und geknebelt hatte. Außerdem schien er bewusstlos zu sein. Ich hockte mich neben ihn und ließ rasch meinen Blick über die nähere Umgebung schweifen. Nichts. Ich streifte meinen Umhang ab und legte ihn über ihn. Mit dem Dolch aus meinem Stiefel schnitt ich seine Fesseln auf. »Gaius, wach auf! Kipp mir nicht weg!«
    Er stöhnte.
    Ich redete mit leiser Stimme und tastete ihn ab. Er hatte wohl ein paar Schläge abbekommen. Ich hatte schon Schlimmeres gesehen. Die Erfahrung war vermutlich neu für ihn.
    »Was ist passiert?«
    »Haben sich auf mich gestürzt, aber hatten es auf Sie abgesehen«, murmelte er angeschlagen. Das klang gut ausbalanciert. Ich mag Männer, die ihre Rhetorik beibehalten, selbst wenn sie zusammengeschlagen worden waren. »Briten.«
    Ich schlang seinen Arm über meine Schulter. »Sie haben dich verprügelt?« Ich zog ihn hoch.
    »Ich bin Schreiber, ich hab einfach nachgegeben.« Ich begann ihn zum Zaun hinüberzumanövrieren. Er ließ mich ihn schieben und ziehen, ohne viel mitzuhelfen.
    »Wie viele waren es?«
    »Etwa achtzehn.«
    »Dann lass uns machen, dass wir hier rauskommen.« Ich versuchte meine Besorgnis vor ihm zu verbergen. Das »etwa« war nur Füllwerk; als Rechnungsprüfer hatte Gaius sie bestimmt gezählt.
    Wir waren am Zaun. Mein Rücken war dem Gelände zugewandt. Das war verdammt gefährlich. So oft wie möglich schaute ich über die Schulter.
    »Ich schaff das nicht, Falco.«
    »Der einzige Weg nach draußen, Junge.« Inzwischen war ich sehr angespannt. Die hatten mich aus einem bestimmten Grund hergelockt. Ich war überrascht, dass noch nichts passiert war.
    »Stell deinen Fuß hier rauf, Gaius. Halt dich am Zaun fest und kletter hinauf. Ich schieb von hinten nach.«
    Aber er wollte mir unbedingt etwas sagen. »Alexas …«
    »Vergiss Alexas.«
    »Hat Familie in Rom, Falco.«
    »Wie schön. Ich wünschte, ich wäre dort. Gut gemacht.«
    Er war wie benebelt. Ihn über den Zaun zu kriegen erforderte einige Versuche. Tatsächlich kam es mir wie stundenlange Bemühungen vor. Ich würde Gaius nicht unbedingt athletisch nennen. Ich fragte ihn nie danach, aber ich glaube, er hatte Höhenangst. Ich kam mir vor wie eine Karyatide unter dem Gewicht von mehreren Säcken nassem Sand. Als ich ihn halbwegs hinaufgehievt hatte, trat er mir mit seinem verdammten Fuß ins Auge.
    Endlich war er über mir. Er klammerte sich fest, saß rittlings auf dem obersten Zaunbrett. Ich bückte mich, um meinen Umhang aufzuheben. »Mir ist schwindlig«, sagte er noch, dann musste er abgerutscht sein, weil ich ihn aufschlagen hörte – zum Glück auf der anderen Seite.
    Ich hatte meine eigenen Schwierigkeiten. Wäre ich aufrecht geblieben, hätte es mein Tod sein können, denn gerade als ich mich bückte, prallte ein schwerer Speer gegen den Zaun, genau dort, wo ich gestanden hatte. Meinen Umhang aufzuheben hatte mir das Leben gerettet. Und das auf doppelte Weise, denn darunter verborgen hatte ich etwas Nützliches mitgebracht. Als der Übeltäter, der den Speer auf mich geschleudert hatte, auf mich zugerannt kam, um mich zu erledigen, war ich bereit. Er lief direkt in meinen Dolch – mit dem er eindeutig gerechnet hatte. Als er dem Dolch auswich, durchbohrte ich seine Innereien mit meinem Schwert.

LIII
     
     
    Ich kann nichts dafür, schuld ist die Armee. Wenn einem die Legionen erst mal das Töten beigebracht haben, kriegt jeder Angreifer das, was er verdient. Er wollte mich töten. Ich erschlug ihn als Erster. So funktioniert das.
    Ich trat zur Seite. Mein Herz hämmerte so laut, dass ich nicht hören konnte, ob andere kamen. Einer erledigt, noch siebzehn übrig. Miese Erfolgsaussichten, selbst nach meinen Maßstäben.
    Das Gelände war voll gestellt. Wenn sie hier drin waren, dann waren sie gut versteckt. Einige waren draußen. Als ich mich umdrehte, um hinter Gaius hinaufzuklettern, erschienen Rotschöpfe über dem Zaun. Ich schnappte mir eine langen Holzplanke und schlug zu. Einer fiel zurück. Ein anderer packte die Planke und ruckte sie mir aus der Hand. Ich sprang rechtzeitig zur Seite, als er sie auf mich runterwarf. Falls sie bewaffnet waren, hoben sie sich die Waffen für später auf. Da ich

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