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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gruppe ausgelassener Gesellen an, die entschlossen waren, hier einen draufzumachen. Fehlanzeige. Wir saßen alle unglücklich da und wünschten, wir wären daheim geblieben. Zwei Lampen flackerten und verloschen. Die Hälfte der Gäste sah aus, als würden sie es ihnen am liebsten gleichtun. Die Grabenbauer sprachen eine Weile halblaut miteinander, standen dann gemeinsam auf und schlichen sich davon wie Frettchen. Sie schenkten uns anderen ein schuldbewusstes Lächeln, als wollten sie sich dafür entschuldigen, dass sie uns allein leiden ließen.
    Plötzlich tat sich was. Ein Mädchen kam herein. Larius und Justinus versteiften sich, taten aber so, als würden sie sie nicht bemerken. Aelianus und ich sahen uns an und sagten im Chor: »Virginia!«
    Sie hatte uns gehört und kam herüber. Mit einem hübschen jungen Gesicht und sehr ordentlichem dunklem Haar, zurückgebunden mit einem Band, war sie alt genug, um in einer schmierigen Schenke zu servieren, und doch jung genug, um auszusehen, als sollte ihre Mutter sie abends nicht vor die Tür lassen. Sie trug ein einfaches Kleid, so befestigt, als wäre es jederzeit bereit, von ihr runterzurutschen. Es enthüllte nichts; sie hatte weniger zu bieten, als sie anzudeuten versuchte. Das herausfordernde junge Ding hatte die Geste perfektioniert, die Ärmel an ihren Schultern neu zu richten, als hätte sie Angst, sie könnten nicht halten. Das machte sie gut. Es brachte uns dazu, sie anzuschauen.
    »Stupenda tanzt heute Abend nicht?«, fragte Justinus nach.
    »Aber doch«, versicherte ihm Virginia strahlend. Sie deutete auf den Trommler, der daraufhin sein Tempo geringfügig erhöhte.
    »Scheint hier ziemlich ruhig zu sein«, sagte Aelianus zu dem Mädchen. Ich merkte, dass Larius sich zurückhielt. Er tat so, als wäre er ein Mann, der voller Gewissheit ist und sich nicht anstrengen muss. Was für ein Heuchler.
    »Oh, das ändert sich noch.« Die Kellnerin war voll gelassener Blasiertheit. Ich traute ihr nicht.
    Man findet sie überall im Imperium – kleine Mädchen in Schenken, die große Träume haben. In seltenen Fällen wird etwas daraus, nicht unbedingt ein großer Fehler. Helena würde sagen, dass die jungen Männer weniger auf die Schönheit der Mädchen reagierten als auf die von ihnen ausgehende Abenteuerbereitschaft. Das war umso tragischer, wenn sich die im Sande verlief.
    Ihre Träume machten sie wankelmütig. Larius war Geschichte. Sie war bereits über ihn hinaus. Justinus hatte nie eine Chance gehabt. Aelianus mochte denken, dass er als Neuankömmling die stärkste Anziehung auf sie ausübte, aber er irrte sich. Ich trank ruhig und ließ die jungen Männer sich um sie streiten. Virginia traf ihre Wahl – sie lächelte mich an.
    »Wer ist dein Freund da?«, fragte sie Justinus.
    Er war so klug, seine Enttäuschung nicht zu zeigen. »Nur ein alter Familienkauz, den wir mitgebracht haben, damit er auch mal rauskommt.«
    »Hallo«, sagte sie. Ich lächelte schwach, als fände ich es peinlich, mit einer Schankkellnerin zu sprechen. Die sechs dunklen Augen der Jungs starrten mich feindselig an, aber ich war alt und erfahren genug, damit leben zu können. Virginias Geplapper war das in solchen Situationen übliche. »Und wie heißt du?«
    Ich stellte meinen Becher auf den Tisch und stand auf. Wenn sie eine reifere Herausforderung wollte, würde ich ihr eine Überraschung bereiten. »Lass uns irgendwo hingehen, wo wir mehr für uns sind, und ich sag es dir, Süße.«
    Dann krachte die Tür auf.
    Licht von rauchigen Fackeln strömte über uns. Verovolcus und die Gefolgsmänner des Königs strömten mit dem Wirbeln nackter Arme, Fellamuletten und bunten Hosen herein. Sie brüllten in mehreren Sprachen, schwärmten durch die Schenke, schoben Tische beiseite und stießen Gäste aus dem Weg, während sie die Kaschemme wie die grausamen Myrmidonen aus schlechten epischen Gedichten durchsuchten.
    Sie waren grob, aber nicht mal halb so grob wie die Vigiles in Rom. Wenn Petros Männer eine Schenke auseinander nahmen, war alles hin. Und das an Tagen, an denen die roten Tuniken es sich bequem machten. Wenn sie richtig wütend waren, konnte man hinterher von Glück sagen, wenn man noch erkannte, dass es jemals eine Schenke gewesen war. Diese Gefolgsmänner des Königs hatten alle freundliche Gesichter, abgesehen von ein paar gebrochenen Nasen, ausgestochenen Augen und fehlenden Zähnen. Ihre Vorstellung von einem Überfall auf die Canabae war ziemlich zahm. Sie sahen alle aus,

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