Eine Leiche im Badehaus
dazu zu bringen, eine Leiter hinabzusteigen, ist kein Spaß. »Du kannst gehorsam hinunterklettern – oder wir werfen dich runter.«
Das war zumindest ein Anfang. Wir taten so, als würden wir es ernst meinen, während Mandumerus aussah, als wär ihm das schnurzegal. Ich ließ mein Schwert hinunterfallen, damit Aelianus am Boden Wache stehen konnte. Larius kletterte wie ein Affe am Gerüst hinab und sprang die letzten sechs Fuß. Der Brite erreichte den Boden. Die Leiter musste nur gegen das Gerüst gelehnt worden sein (oder er hatte die Befestigungen beim Hinunterklettern gelöst). Jetzt packte er das schwere Ding und zerrte es vom Gerüst fort. Ich hatte ihm gerade nach unten folgen wollen, also musste ich mich mit einem Sprung in Sicherheit bringen. Er stieß Aelianus und Larius mit der Leiter aus dem Weg, während ich an einem Gerüstpfosten hing. Dann warf er die Leiter zu Boden und rannte weg.
Mir blieb nichts anderes übrig – ich schätzte die Entfernung bis zum Boden ab und ließ mich dann, als meine Handgelenke nachzugeben drohten, fallen. Zum Glück brach ich mir nichts.
Larius und ich stellten die Leiter wieder auf, damit Justinus hinunterklettern konnte.
Der Flüchtige schaffte es bis zum Ende der Gartenkolonnade. Dann tauchten unerwartet zwei Gestalten auf, die im schwindenden Dämmerlicht über abstruse Entwürfe diskutierten. Ich erkannte die beiden und befürchtete das Schlimmste, doch sie erwiesen sich als recht geschickt. Der eine warf sich blindlings auf Mandumerus und brachte ihn zu Fall – Plancus. Vielleicht war ein Stoß gegen die Knie seine Methode, sich einen neuen Freund zu angeln. Der andere packte eine Gartenstatue (Faun mit Panflöte, ziemlich behaart, anatomisch suspekt, zweifelhafte musikalische Fingerhaltung). Er zerrte sie von ihrer Plinthe und ließ seine Ladung auf den bäuchlings liegenden Entflohenen fallen – Strephon.
Wir johlten begeistert.
Von zwei verweichlichten Architekten überwältigt worden zu sein, verletzte Mandumerus’ Stolz. Er ergab sich und vergoss Tränen der Scham. Während er in grobem Latein beteuerte, nichts Böses gewollt zu haben, nahmen Strephon und Plancus das anmaßende Gehabe ihres exklusiven Berufsstandes an. Sie riefen Dienstboten herbei, beschwerten sich lauthals über Rüpelhaftigkeit auf der Baustelle, beschimpften den Bauleiter dafür, Balgereien auf einem Gerüst zu gestatten, und hatten ganz allgemein ihren Spaß. Wir überließen es ihnen, den Abtransport des Schurken in die Arrestzelle zu überwachen. Nachdem wir uns artig bei ihnen bedankt hatten, kehrten wir in unsere Räume zurück.
LIV
Maia war allein mit meinen Kindern.
Sie war wütend. Damit konnte ich umgehen. Und sie war auch verängstigt.
»Wo sind die anderen?« Ich meinte: Wo ist Helena?
Die Camilli und Larius, die häusliche Gefahr witterten, verschwanden in einem anderen Zimmer, wo ich bald hören konnte, wie sie die Schäden an ihren feinen Ausgehklamotten zu beheben versuchten. Zumindest ließen ihre Blutergüsse sie wie Männer aussehen, mit denen nicht zu spaßen ist.
Die Lippen meiner Schwester waren vor Abscheu über eine weitere dämliche Situation fest zusammengepresst. Schließlich rückte sie damit raus, dass Hyspale mit ihrem »Freund« ausgegangen war; er hatte sich als Blandus, der Malermeister, herausgestellt. Hyspale musste ihn kennen gelernt haben, als sie sich in der Hoffnung, Larius zu begegnen, bei der Malerhütte herumtrieb. Ich war angewidert und verärgert. »Blandus sollte man keine unverheiratete Frau anvertrauen, noch dazu eine mit begrenztem Verstand und keinerlei Erfahrung. Helena hat das erlaubt?«
»Helena hat es verboten«, gab Maia zurück. »Hyspale hat sich trotzdem weggeschlichen. Als stundenlang keiner von euch Männern zurückkam, ist Helena Justina ihr nachgegangen.«
Natürlich, das war typisch.
»Du konntest sie nicht aufhalten?«
»Es ist ihre Freigelassene. Sie sagte, sie könne Hyspale nicht ihrem Schicksal überlassen.«
»Wundert mich, dass du zu Hause geblieben bist«, meinte ich spöttisch.
»Ich hätte mir den Spaß gerne angeschaut«, versicherte mir Maia, »aber du hast zwei kleine Kinder, Marcus. Dein Kindermädchen ist eine totale Niete, und da die Mutter der Kinder sie im Stich gelassen hat, passe ich auf sie auf.«
Ich traf Vorbereitungen. Ich rief die anderen. Auf einem Tablett stand eine Wasserkaraffe, die ich leer trank. Wir hatten keine Zeit, uns auszuruhen, keine Zeit, um den Schweiß, das
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