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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dieser Tage hatte auch die Regenbogenforelle ein Verschönerungsprogramm. Sie sollte nach oben erweitert werden. Bisher war der Baufortschritt gleich null. Ein gähnendes Loch in der Decke markierte die Stelle, wo die Treppe vorgesehen war. Das war alles.
    Unten gab es wenig Annehmlichkeiten. Lampen waren auf ein Minimum reduziert. In einer Ecke stand eine aufgerichtete Amphore. Mit Staub bedeckt, diente sie mehr der Dekoration als dem Nachschub. Nach der Form zu urteilen hatte sie sowieso nur Oliven enthalten, keinen Wein. Auf einem einzigen Brett stand eine Reihe von Bechern in merkwürdigen Größen.
    Die Kaschemme war viel zu still. Ich wusste genau, wie viele Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt waren. Selbst wenn man ein paar Nachzügler einrechnete, waren die meisten nicht hier. Vielleicht waren wir für die Tänzerin zu früh gekommen. Für Musik war allerdings gesorgt. Auf einer Bank lag eine merkwürdige Flöte, an der ein Ledersack befestigt war, während eine langgesichtige Schlafmütze in dem, was hier für prächtig durchging (eine stumpfrosa Tunika mit sich auflösenden zweifarbigen Borten) lethargisch auf einer Handtrommel herumklopfte.
    Von »Stupenda« war nichts zu sehen. Sie hatte auch kein vernünftiges Publikum. Die Kaschemme hätte voll gepackt sein müssen mit Männern, die an den rechteckigen Tischen saßen oder sogar darauf standen und sich auf alle Bänke quetschten. Stattdessen hockten nur einige zu zweit und dritt vor ihren Getränken. Das interessanteste Stück hier war eine drei Fuß hohe Statue eines Cupido, die wohl aus Bronze sein sollte, auf einer Plinthe in der Ecke gegenüber der Amphore. Der Liebesgott hatte pummelige Backen, einen dicken Bauch und einen festgefrorenen finsteren Blick, während er mit seinem Bogen zielte.
    »Rettet uns«, murmelte Aelianus düster. »Sextius muss hier sein Zeug verhökert haben. Der Wirt kann nur ein Idiot sein, wenn er das Ding gekauft hat.«
    »Gibt aber ein Furcht erregendes Gesprächsthema ab«, meinte Justinus. Statt eines Pfeils hatte irgendein Witzbold von der Baustelle den nackten Eros mit einem langen Eisennagel auf dem Bogen ausgestattet. Ich merkte mir vor, dass Nägel aus dem Palastlager verschwanden. »Dass nur niemand diesem kleinen Rotzbengel den Rücken zuwendet.«
    »Keine Bange«, versicherte ihm sein Bruder, »das Bürschchen soll harmlose stumpfe Pfeile abschießen, aber wir haben ihn nie zum Funktionieren gebracht.«
    »Was soll ein Liebesgott hier, wenn sich kein Rock sehen lässt?«, beschwerte sich Larius. Frauen waren keine da. Keine Hyspale, keine Helena. »Keine Virginia«, nörgelte Larius, an Justinus gewandt.
    »Geht dir wohl aus dem Weg«, erwiderte Justinus mit einer gewissen Schärfe, die darauf hindeutete, dass er von Larius’ Glück bei dem Mädchen wusste.
    Wir waren es leid, auf jemanden zu warten, der uns Plätze zuwies, also setzten wir uns an einen Tisch. Das war gar nicht so einfach, weil alle Hocker wackelige Beine hatten. Es gelang mir, meinen zu stabilisieren, indem ich ein Knie unter den Tischrand klemmte und das andere Bein abstützte. Ein Mann mit einer schmierigen Schürze kam aus einer hinten gelegenen Küche, um uns zu bedienen. Aelianus bat mit seinem knappen aristokratischen Akzent um die Weinkarte. Es war die Art von Kaschemme, in der die Gäste so in ihre eigene Trübsal vertieft waren, dass niemand diese verrückte Verletzung der Etikette bemerkte. Selbst der Kellner sagte ihm nur, dass es keine gebe. Hier eine schockierte Stille hervorzurufen, ganz zu schweigen davon, die Leute dazu zu bringen, einen Witz nicht zu kapieren, war harte Arbeit.
    Wir nahmen, was kam. Alle nahmen hier, was kam. Unseres kam in einer geschwärzten Karaffe, was eine Höflichkeitsgeste gegenüber römischen Besuchern zu sein schien. Den anderen wurde ihres in keltische Gesichtsbecher aus einem angeschlagenen alten Krug geschüttet, der nach einem schnellen Schwupps gleich wieder weggenommen wurde.
    »Könnten wir ein paar Appetithäppchen bekommen?«, fragte Aelianus. Mit ihm verdeckt zu ermitteln war die reinste Wonne.
    »Was?«
    »Vergiss es!«, befahl ich. Nach einem Schluck von dem Gebräu wollte ich nicht das Risiko eingehen, hier was zu essen. All meine Begleiter hatten Eltern, die mir die Schuld geben würden, wenn ihre lieben Kleinen an der Ruhr krepierten.
    Eine Hand voll Grabenbauer schlenderte herein. Sie sahen aus, als wären sie zum ersten Mal hier. Nach längerer Zeit schloss sich ihnen eine kleine

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