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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Blut und den Geruch der Hundehütte abzuwaschen. Ich überprüfte meine Stiefelriemen und die Waffen.
    »Wo sind Hyspale und Blandus hingegangen?«
    »In die Regenbogenforelle. Hyspale wollte die Tänzerin sehen.« Eine Frau in Gesellschaft der Männer zu sein, die »Stupenda« zur Erregung brachte, war keine gute Idee. Helena hatte das instinktiv begriffen. Hyspale hatte keine Ahnung. Sie war für uns beide ein einziges Ärgernis, aber Helena glich die absolute Gefühllosigkeit der anderen Frau für jegliche Gefahr aus. »Er wird sich über sie hermachen«, meinte Maia düster. Das brauchte mir keiner zu sagen. »Und das dämliche Huhn wird so erstaunt sein.«
    »Ich geh ihnen nach. Mach dir keine Sorgen.«
    »Wenn du die Sache in die Hand nimmst?« Maia war jetzt eindeutig sarkastisch. Ich redete mir ein, das sei eine Art von Erleichterung, weil ich sowieso die Schuld bekommen würde.
    All meine Schwestern lieben es, das Leben mit einer totalen Kehrtwendung auf den Kopf zu stellen, wenn bereits Pläne gemacht worden sind. »Ich komme auch mit«, verkündete Maia plötzlich.
    »Maia! Und du hast gerade gesagt, da wären zwei kleine Kinder …«
    Aber es schien so, als hätte die eine Krise sie gezwungen, sich über die andere auszusprechen. Der Augenblick war unpassend, doch das hatte Maia noch nie aufgehalten. Sie packte meinen Arm, und ihre Finger gruben sich durch meinen Tunikaärmel ein. »Dann frag dich doch selbst, Marcus! Wenn du das für deine Kinder empfindest, was ist dann mit meinen? Wer passt auf meine auf, Marcus? Wo sind sie? In welcher Verfassung sind sie? Haben sie Angst? Sind sie in Gefahr? Weinen sie nach mir?«
    Ich zwang mich, ihr geduldig zuzuhören. In Wahrheit fand ich es seltsam, dass Petronius Longus uns nie benachrichtigt hatte, wie die Situation war. Er musste Vorkehrungen für die Kinder meiner Schwester getroffen haben – wobei Mama vermutlich auf sie aufpasste. Ich hätte einen Brief erwartet, wenigstens einen stark kodierten, wenn nicht an Maia, dann an mich.
    »Ich weiß nicht, was da vorgeht, Maia. Ich war nicht daran beteiligt.«
    »Die Kinder hatten Hilfe«, beharrte Maia. »Helena Justina.«
    Helena hatte es zugegeben. »Petronius Longus.« Das war offensichtlich. »Du auch?«, wollte Maia wissen.
    »Nein, ehrlich nicht. Ich wusste von nichts.«
    Das war die Wahrheit. Vielleicht glaubte meine Schwester mir. Zumindest erklärte sie sich bereit, auf meine beiden Töchter aufzupassen, und ließ mich los.
    Es war ein langer Nachmittag gewesen, aber uns stand ein noch viel längerer Abend bevor.

LV
     
     
    Die Regenbogenforelle war eine üble Kaschemme. Damit hatte ich gerechnet. Sie stand an der Ecke einer mit Pfützen übersäten Straße und einer Angst einflößenden Gasse, nach nur zwei oder drei Knicken in der Straße zum Südtor der Stadt. Das Ding eine Straße zu nennen ist reinste Höflichkeit. Allerdings gab es Straßenbauarbeiter, die an einem Ende neue Pflastersteine gelegt hatten – und die unvermeidlichen Arbeiter, die ihnen gefolgt waren und das Pflaster wieder aufgerissen hatten, um einen Abfluss zu verlegen. Stadtverwaltung in echtem römischem Stil hatte in dieser Provinz Einzug gehalten.
    Zur Straße hin gab es keinen Platz für Imbissbuden mit Marmortresen, die Passanten Essen und Trinken anboten. In eine schmuddelige Mauer waren zwei winzige, mit Gittern versehene Fenster eingelassen, zu hoch, um hineinschauen zu können. Die schwere Tür stand halb offen; das genügte als Einladung. Auf einem winzigen Schild war ein trauriger grauer Fisch abgebildet, der sich für keine Pfanne gelohnt hätte. An der Außenmauer gab es keine Graffiti, was uns verriet, dass niemand in dieser Nachbarschaft lesen konnte. Auf jeden Fall hatten die Nachbarn die Straßen frei gemacht. Provinzler trödeln nicht herum. Warum auch geselligen Umgang pflegen, wenn es in der Provinz keine nennenswerte Gesellschaft gibt?
    Ich hatte die Camilli und Larius dabei. Wir gingen ein paar unebene Stufen in eine dämmrige Höhle hinunter. Es war warm und stank ziemlich – zu viel der Hoffnung, der Geruch könnte von Tieren stammen, die Menschen allein waren dafür verantwortlich. Unten gab es eine Art Gaststube, von der dreckige Nebenräume wie Kaninchenbauten durch schiefe Vorhänge abgeteilt waren. Die besseren Gäste zogen sich vielleicht auf eine im ersten Stock gelegene Galerie zurück, obwohl das unwahrscheinlich schien. Es gab keinen ersten Stock.
    Das sollte geändert werden. Wie allerorten

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