Eine Leiche im Badehaus
Tage später kam ein trauriger Beamter zu Papa in die Saepta Julia. Inzwischen waren die Urbaner stinksauer, dass die Götter ihnen keine Lösung in den Schoß geworfen hatten. Sie wussten nur, dass Gloccus und Cotta Rom verlassen hatten, was zwar deren Schuld zu bestätigen schien, aber zu keiner Verhaftung führte. Waren wir überrascht? Hat jemand das etwa angenommen?
Der Stadtpräfekt wollte den Fall aufklären – und für mich war die Situation noch schlimmer. Papa erwartete, dass ich übernahm, wenn die fest angestellten Ermittler die Sache nicht weiterverfolgten.
Na ja, der Fall konnte zumindest als Übung für meine beiden gescheiten jungen Gehilfen herhalten.
Jung – ja, gescheit – vielleicht, Gehilfen – keine Chance. Nux war mir eine größere Hilfe. Die Jungs eigneten sich nicht sonderlich als Ermittler. Freunde von mir meinten, die beiden hätten mich bestimmt bald satt. Ich meinte, ich würde sie bald rauswerfen.
Helena Justina hatte zwei gut erzogene Patrizierbrüder – Aulus Camillus Aelianus und Quintus Camillus Justinus. Als ich sie kennen lernte, waren sie dem ersten Eindruck nach viel versprechende Bürger gewesen – vor allem Justinus, der Jüngere. Er und ich hatten im Ausland ein paar gemeinsame Abenteuer erlebt. Ich mochte ihn, und obwohl er sich wie ein Idiot benehmen konnte, war ich beeindruckt von seinen Fähigkeiten. Ich hatte nie erwartet, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er für Höheres bestimmt zu sein schien.
Aelianus, zwei Jahre älter, hatte kurz davorgestanden, in den Senat gewählt zu werden. Um respektabel zu erscheinen, wurde er mit Claudia Rufina verlobt, einer Erbin aus Baetica. Ein recht nettes Mädchen aus äußerst netten finanziellen Verhältnissen. Dann brannte dummerweise Justinus mit Claudia durch. Sie waren ineinander verliebt, als sie das taten, jetzt allerdings vermutlich nicht mehr.
Der verlassene Aelianus kam sich wie ein Trottel vor und weigerte sich, die Wahl zum Senat weiter voranzutreiben. Das war nicht unklug. Die Familie hatte bereits eine politische Krise durchgestanden, als ein Onkel sich an einer gefährlichen Verschwörung versuchte. Nun braute sich wieder ein öffentlicher Skandal zusammen. Sämtliche kalkweißen Roben von Rom konnten Aelianus nicht wie einen unverdorbenen Kandidaten aussehen lassen, einen mit illustren Vorfahren und makellosen lebenden Verwandten.
Seiner Erwartungen beraubt und auf Vergeltung aus, während Justinus fort war, um die Erbin in Spanien zu heiraten, schleimte sich Aelianus bei mir ein. Er wusste, dass Justinus plante, nach Hause zu kommen und mit mir zu arbeiten, und hoffte, ihm diese Stellung abzuluchsen. (»Welche Stellung?«, könnten Skeptiker durchaus fragen.)
Justinus kehrte zu Beginn dieses Frühjahrs nach Rom zurück, nicht lange nachdem meine Tochter Sosia Favonia geboren wurde. Claudia hatte ihn geheiratet. Wir hatten alle gedacht, sie würde das Interesse verlieren (vor allem, weil Justinus das bereits getan hatte), aber sie waren beide zu dickköpfig, um ihren Fehler zuzugeben. Claudias reiche Großeltern hatten dem Paar etwas Geld geschenkt, aber, wie Justinus mir im Vertrauen erzählte, längst nicht genug. Er wandte sich an mich um Unterstützung, und da er immer mein Liebling gewesen war, blieb mir nichts anderes übrig.
Einem heiklen Vorschlag vermochte ich allerdings zu entkommen. Helena hatte davon gesprochen, dass Justinus und Claudia bei uns einziehen könnten. Aber ihr erster Besuch nach ihrer Rückkehr nach Rom fiel mit einem der freien Tage unseres Kindermädchens zusammen. Während Hyspale wieder mal beim Einkaufsbummel war, rannte Julia mit Nux durch die Flure unseres neuen Hauses. Meine Hündin dachte, gut mit Kindern umzugehen bedeutete, so zu tun, als wollte sie sie beißen, also war es eine lärmende Angelegenheit. Außerdem stank Nux. Micos Valentinianus musste ihr Essiggurken ins Fell geschmiert haben. Gleichzeitig hatte unser Neugeborenes – das jeden Trick sehr rasch aufschnappte – gerade gelernt, wie man vor Hysterie blau im Gesicht wird. Die süße Favonia wurde gut behandelt, aber ein unfreundlicher Vater hätte sagen können, ein Säugling bringe es auf ebenso viel Gestank wie ein Hund. Also nahmen unsere frisch Verheirateten rasch davon Abstand, sich das Haus mit uns zu teilen. Ich bin sicher, dass ich sie gebeten hätte, es sich noch mal zu überlegen, wenn mir das eingefallen wäre.
Was die Arbeit betraf, weigerte sich Justinus jedoch, seinem Bruder
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