Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
nachzugeben. Also hatte ich jetzt beide Jungs an meinen Tunikazipfeln hängen. Ihre Eltern, die bereits ihre Tochter an den aus der Gosse stammenden Didius Falco verloren hatten, waren darüber absolut nicht erfreut; jetzt wollten auch noch ihre edlen Knaben mit im Dreck spielen. Und ich wiederum musste dafür sorgen, dass sich das eifersüchtige Paar nicht in die Wolle geriet.
    Ich teilte ihnen beiden den Badehausfall zum Experimentieren zu. Sie hatten auf eindrucksvollere Klienten als Papa gehofft, zum Beispiel auf welche, die Honorare zahlten.
    »Falsch«, erklärte ich barsch. »Dieser Mann ist hervorragend für den Anfang geeignet. Warum? Durch ihn lernt ihr etwas über Klienten. Als Ermittler müsst ihr immer den verschlagenen Gauner ausmanövrieren, der euch beauftragt. Schätzt ihn als Erstes richtig ein. Mein Vater, den ihr als Didius Geminus kennt, heißt in Wirklichkeit Didius Favonius. Ihr habt es also von Anfang an mit einem falschen Namen zu tun, was für einen Klienten typisch ist. Er hat ein Doppelleben geführt, macht zwielichtige Geschäfte, ihr könnt kein Wort von dem glauben, was er sagt, und er wird versuchen sich vor der Bezahlung zu drücken.«
    Meine beiden Laufburschen blinzelten mich an. Sie waren Mitte zwanzig, und beide hatten dunkle Haare, die sie nach Aristokratenart leider ziemlich lang und schlampig trugen. Sobald genügend Schankmädchen verächtlich daran gezogen hatten, würden sie es lernen. Aelianus war kräftiger gebaut, etwas unordentlicher, viel trotziger. Justinus, mit seinen feineren Gesichtszügen und besseren Manieren, sah Helena ähnlicher. Sie hatten das Recht, weiße Tuniken mit Purpurrändern zu tragen, um ihren Rang zu zeigen, aber sie kamen, wie ich sie angewiesen hatte, in unauffälligerer Kleidung und nicht mehr als einem Siegelring zur Arbeit. Sie drückten sich immer noch so gewählt aus, dass ich zusammenzuckte, doch zumindest Justinus hatte ein Ohr für Sprache, also konnten wir daran arbeiten. Unaufdringliches Verhalten würde ebenfalls helfen. Sollten sie je in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, hatten sie beide eine militärische Ausbildung durchlaufen. Selbst als niedere Stabsoffiziere wussten sie, wie man den Stiefel einsetzt. Ich würde sie jetzt zu Glaucus schicken, dem Trainer in meinem Gymnasium. Ich hatte ihn angewiesen, sie möglichst hart ranzunehmen.
    »Also«, geruhte Aelianus seinen jüngeren Bruder anzusprechen, »wir haben heute gelernt, dass unser Mentor Didius Falco für seinen Vater den traditionellen Respekt empfindet.«
    »Klingt so«, sagte Justinus grinsend zu mir, »als sollten wir deinen Vater als den wahrscheinlichsten Mörder betrachten.«
    Daran hatte selbst ich noch nicht gedacht. Aber bei Papa – ja, das war eine Möglichkeit.

VII
     
     
    »Aulus.« Ich sprach Aelianus mit seinem Pronomen an, um ihm das Gefühl zu geben, untergeordnet zu sein. Zwecklos. Wenn eines diesen Lümmel für den Senat qualifiziert hatte, dann war das sein angeborenes Gefühl von Göttlichkeit. »Deine Aufgabe ist es, den Hintergrund unserer Verdächtigen auszubuddeln. Wir haben ein paar Hinweise. Papa hat mir die Adresse ihres Bauhofs gegeben, von dem aus sie angeblich ihre Aufträge ausführen, außerdem den Namen einer Weinschenke, in der sie Stammgäste waren. Da hat er sich mit ihnen getroffen, wenn er Arbeitsaufträge für sie hatte, wobei ›Arbeit‹ bei diesen Kerlen ein Euphemismus ist. Dann gibt es noch eine mögliche Adresse von Cotta, eine Wohnung bei einer Imbissbude namens Aquarius seitlich von Livias Portikus.«
    »Wo ist das?«
    »Auf dem Clivus Suburanus.«
    Schweigen.
    »Der führt von der Porta Esquilina in die Stadt«, sagte ich ruhig. Senatorensöhne haben von so was keine Ahnung. Die beiden würden sich Stadtpläne malen müssen. »Wenn die Wohnungsadresse stimmt, sollte dich jemand von dort zu Gloccus weiterleiten können.«
    »Und wenn ich die beiden finde …«
    »Ziemlich unwahrscheinlich. Wenn sie nicht vollkommen dämlich sind« – was eine Möglichkeit war –, »sind sie geflohen, sobald der Kerl tot war, egal, ob sie ihn persönlich abgemurkst haben oder nur einen Mörder auf der Lohnliste hatten.«
    »Was hätten sie zu befürchten, wenn sie unschuldig sind?« Unschuldig –dieses entzückende Wort. Was war unser gedrungener, mürrischer Aulus – ein heimlicher Romantiker?
    »Sie hätten Angst, von den Vigiles gefoltert zu werden«, verbesserte ich ihn. »Der Tote ist absichtlich unter dem von ihnen gelegten Boden

Weitere Kostenlose Bücher