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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gelangweilte Beamtenneffe, der in Noviomagus Regnensis festsitzt, wo er doch viel lieber auf die Jagd gehen würde. Ja, du möchtest überall lieber sein als da, wo man dich abgeladen hat. Aber du hast kein Pferd, keine Sklaven und sehr wenig Geld.«
    »Das kann ich ohne weiteres vorspielen.«
    »Du hängst in einer miesen britannischen Provinzstadt fest und hältst Ausschau nach harmlosen Vergnügungen.«
    »Ohne Geld?«, spottete Justinus.
    »Auf diese Weise wird es dir nicht geklaut.«
    »Die Vergnügungen von Noviomagus Regnensis sollten dann schon sehr billig sein.«
    »Die anrüchigen Frauen hier kannst du dir nicht leisten, so viel ist sicher. Also kann ich deiner geliebten Claudia mit reinem Gewissen gegenübertreten.«
    Er gab keinen Kommentar zu seiner geliebten Claudia ab. »Und worauf bin ich aus, Marcus?«
    »Finde raus, was es hier gibt. Ich hörte, sie haben die üblichen Canabae. Sind bestimmt grässlich, aber im Gegensatz zu deinem Bruder hast du zu Hause wenigstens ein sauberes Bett. Pass auf dich auf. Die benutzen Messer.«
    Justinus schluckte. Er besaß eine Menge Tapferkeit, aber er teilte sie ein. Von sich aus würde er sich nie in gefährliche Situationen begeben. Ich war während seiner Stationierung als Tribun der Ersten Adiutrix in Germanien mit ihm unterwegs gewesen. Er hatte sich an offizielle Militärschenken gehalten, die er diskret verließ, wenn Spieler und Säufer begannen Leute zu verkloppen. Er wusste sich auch an schlimmeren Orten zu helfen; ich hatte ihn ein paarmal mitgenommen. »Suche ich nach Gloccus und Cotta?«
    »Das tun wir alle, die ganze Zeit. In der Zwischenzeit möchte ich die Geschichte über einen toten Gallier namens Dubnus herauskriegen. Er ist vor kurzem bei einer betrunkenen Messerstecherei umgekommen. Und halt Ausschau nach Leuten, die aus der Hintertür von Schenken verschwinden, um geklautes Material von der Baustelle zu kaufen. Oder nach korrupten Subunternehmern, die Baustellenverwaltern geklautes Material anbieten. Ich möchte auch von jedem unzufriedenen Arbeiter erfahren.«
    »Du weißt, dass es solche Leute gibt?«
    »Abgesehen von Dubnus sind das alles Vermutungen. Wohlgemerkt, ich habe die freundschaftliche Atmosphäre auf der Baustelle mitgekriegt. Die meisten mögen sich nicht, und sie alle können den Projektleiter nicht ausstehen. Und in Rom wurde mir gesagt, dass das Ganze vor Korruption stinkt.«
    Justinus biss sich auf den Daumen. Vermutlich war er aufgeregt wegen seiner Aufgabe, ja, fühlte sich sogar großspurig deswegen. Aber diese tiefbraunen Augen, deren warmherzige Versprechungen Claudia Rufina von Aelianus fortgelockt hatten, fast ohne dass die beiden Brüder merkten, was Claudia im Sinn hatte, überlegten jetzt, wie er die Sache anpacken sollte. Er würde seine Kleidung planen und sein Auftreten als unzufriedener junger Aristokrat fern von zu Hause einüben. Er wog auch die Risiken ab, überlegte, ob er es wagen sollte, eine Waffe mitzunehmen, und wenn ja, wo er sie verstecken sollte. Ihm war klar, dass es, sobald er die örtlichen Canabae an einem düsteren Abend betreten hatte, keine einfache Fluchtroute und keine leicht erreichbaren Ordnungskräfte geben würde, an die er sich um Hilfe wenden konnte.
    Während ich hier allein mit ihm saß – vor allem ohne seinen nörgelnden Bruder –, erinnerte ich mich daran, wie sicher ich mich immer gefühlt hatte, wenn ich mit Justinus arbeitete. Er besaß hervorragende Qualitäten. Sehr wache Sinne, zum Beispiel.
    Die brauchte er auch. Um was ich ihn gerade gebeten hatte, war kein lässiges Spiel. Es gab Zeiten, in denen es, wenn jemand die düsteren Löcher einer einheimischen Ortsunterkunft infiltrieren musste, keine anderen Möglichkeiten gegeben hatte – ich musste es selber tun. Jemanden an meiner Stelle zu schicken, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
    Vielleicht konnte er meine Gedanken lesen. »Ich werde aufpassen.«
    »Wenn dir was komisch vorkommt, zieh dich zurück.«
    »Das ist dein Motto, oder?« Das Lächeln kam leicht.
     
    Es gab einen guten Grund, ihn statt meiner zu schicken. Ich war jetzt in mittlerem Alter, mit dem Auftreten eines solide verheirateten Mannes. Justinus war vierundzwanzig; sein ehelicher Status war ihm kaum anzumerken. Mochte sein, dass er sich nicht für gut aussehend hielt, aber er war groß, dunkelhaarig, schlank und ein wenig bescheiden. Auf Fremde wirkte er ungezwungen, Frauen fanden ihn feinfühlig. Er konnte jedermanns Vertrauen gewinnen. Die

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