Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
ich bereits, dass die Mosaikleger die Buhmänner waren. Sie verschwendeten Zeit, führten nicht ordentlich Buch über ihre Materialien und berechneten dem Schatzamt schamlos mehr als alle anderen Handwerker. Der Meister wusste, dass ich ihm auf der Spur war. Er trotzte mir mit Schweigen.
    Auch ich griff in ein Häufchen schwarzer Steine. Langsam ließ ich sie zurück in ihren Korb rieseln. »Alle anderen, die ich bisher befragt habe, verrieten mir, wen sie hassen. Und wer ist Ihnen ein Ärgernis?«
    »Wir bleiben unter uns.«
    »Sie kommen erst am Ende dazu, erledigen Ihre Arbeit als Letzte und kennen daher niemanden?«
    »Was wir auch gar nicht wollen«, sagte er selbstzufrieden.
    Lautes Gelächter von den lebhaften Freskenmalern drang durch die dünnen Wände. Ich hatte allmählich das Gefühl, mit denen würde ich mehr Spaß haben. »Wie kommen Sie mit Ihren Nachbarn zurecht?«
    »Das geht schon.«
    »Erzählen Sie mir – wenn ein Raum einen kunstvollen Boden hat, so was wie Ihr ›Flacker‹-Entwurf, dann braucht er ruhige Wände. Sie möchten, dass die Leute das Mosaik bewundern, ohne abgelenkt zu werden. Und umgekehrt. Wenn es auffallende Malerei gibt oder die Bewohner vorhaben, viele Möbel aufzustellen, muss der Boden zurückhaltend sein, in den Hintergrund treten. Wer entscheidet in diesen Fällen das primäre Ausstattungskonzept?«
    »Der Architekt. Und der Klient, nehme ich an.«
    »Kommen Sie mit Pomponius zurecht?«
    »Das geht schon.« Falls Pomponius ihn in die Weichteile getreten und seinen Frühstückskorb geklaut hatte, würde dieser zugeknöpfte Bursche mir gegenüber kein Wort davon erwähnen.
    »Wenn die einen Stil aussuchen, haben Sie da ein Mitspracherecht?«
    »Ich zeige ihnen die Entwürfe. Sie wählen einen aus oder ein allgemeines Konzept.«
    »Und es gibt keine Konflikte?«
    »Nein«, log er.
    Wenn er seine Böden in dem hohen Standard vollendete wie seine künstlerischen Entwürfe, dann war er jemand, der es zu viel gebracht hatte. Das änderte nichts an der Tatsache, dass dieser Mann so bärbeißig war, wie es nur ging.
    »Sind Sie mal jemandem namens Gloccus oder Cotta begegnet?«
    Er dachte darüber nach, ließ sich Zeit. »Kommt mir bekannt vor …« Doch er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »In welchem Gewerbe sind die tätig?«, wollte sein Sohn wissen. Der Vater warf ihm einen finsteren Blick zu, als wäre das eine unbesonnene Frage.
    »Im Bau von Badehäusern.« Papas wackelig gefliester Neptun hatte nichts gemein mit der kühlen Kultiviertheit, die für den Palast gefordert wurde. »Die beiden verlegen auch Böden, vergeben den Auftrag an Subunternehmer, aber nicht vergleichbar mit Ihrer Qualität.«
    Da es mir widerstrebte zu sagen, dass ich das letzte Mal, als ich auf einem neu verlegten Bodenmosaik stand, mit einer Spitzhacke darauf eingehauen und mein Vater dann mit seinem Werkzeug eine Leiche zermatscht hatte, beendete ich die Befragung. Sie hatte mir kaum neue Erkenntnisse gebracht. Trotzdem waren mir einige Gedanken gekommen, wie ich mein Esszimmer zu Hause gerne auslegen lassen würde.
    Eines Tages. Eines Tages, wenn ich richtig reich war.

XIX
     
     
    Als ich die Fliesenleger verließ, war es in der Hütte der Freskenmaler nebenan still. Ich schaute hinein.
    Hier herrschte dasselbe Chaos, aber es war enger, weil ihr bester Freund ein Zeichentisch auf Böcken war. Er stand dort, wo der Esstisch gestanden hätte, wenn diese Jungs einen ordentlichen Haushalt geführt hätten. Stattdessen aßen sie hockend am Boden (was an der hinterlassenen Unordnung deutlich zu erkennen war) und hatten den Tisch gegen das Fenster gekippt, um mehr Wandfläche zu gewinnen. Sie wollten jede Menge freien Platz haben, um ihn mit ihrer regelrecht genialen Pinselführung zu bedecken.
    Die letzten Maler, mit denen ich zu tun gehabt hatte, waren eine verrückte Bande betrügerischer, planloser Halbkrimineller aus einer Weinschenke namens Jungfrau. Sie wollten die Regierung stürzen, hatten aber kein Geld für Bestechungen und keinen Deut von charismatischem Charme, mit dem sie die Plebs täuschen konnten. Meistens konnten sie sich nicht mal an den Weg nach Hause erinnern. Sie hatten Verbindung zu meinem Vater. Mehr braucht man nicht zu sagen.
    Diese lärmenden Jungs hier waren vermutlich ebenfalls Nichtsnutze, nur erpicht auf Glücksspiel, Wein und voll hoher Ideale über Wettsysteme. Allerdings besaßen sie ein Übermaß an Talent. Überall in ihrer Hütte gab es fantastische Beispiele

Weitere Kostenlose Bücher