Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
einheimischen jungen Schankkellnerinnen würden Schlange stehen, um mit ihm zu poussieren. Ich wusste, und ich war mir sicher, er hatte es nicht vergessen, dass die blonden Frauen der nördlichen Hemisphäre sich nur zu bereitwillig davon überzeugen lassen würden, wie wunderbar dieser ernste junge Römer war.
    Wie mein Gewissen damit umgehen würde, wenn ich seine Claudia (eine scheue Brünette, nebenbei bemerkt) das nächste Mal sah, würde sich zu gegebener Zeit finden.
    Viel schwieriger war, wie ich mit Helena fertig werden sollte, falls ihrem Lieblingsbruder etwas zustieß.

XVIII
     
     
    Als ich meinen Kopf durch die Tür der Werkhütte steckte, schaute der Mosaikleger von seinem dampfenden Becher Mulsum auf und polterte sofort los: »Tut mir Leid, wir stellen niemanden ein.« Er schien zu meinen, dass ich Arbeit suchte.
    Er war ein weißhaariger Mann mit einem gestutzten weißen Backen- und Schnurrbart, der sich leise mit einem jüngeren Burschen unterhalten hatte. Beide trugen gleichartige warm gefütterte Tuniken, gegürtet und mit langen Ärmeln. Vermutlich wurde ihnen kalt, wenn sie stundenlang über ihrer akribischen Arbeit hockten.
    »Ich suche keine Arbeit, ich habe genug knifflige Rätsel zu lösen.«
    Der Mosaiklegermeister, der mich bei der Projektbesprechung gesehen hatte, erinnerte sich allmählich wieder an mich. Er und sein Gehilfe stützten die Ellbogen auf den Tisch und hielten dampfende Becher in den Händen. Derselbe Ausdruck distanzierter Vorsicht lag auf beiden Gesichtern. Das schien Routine zu sein und hatte wohl nichts mit mir zu tun.
    »Falco«, stellte ich mich dem Gehilfen vor und lud mich selbst zum Eintreten ein. »Agent aus Rom. Unruhestifter offensichtlich.« Keiner lachte.
    Ich fand einen Platz auf der gegenüberliegenden Bank. Zwischen uns lagen Skizzen griechischer Schlusssteine und kunstvoller Knotenpunkte. Ich roch den einfachen erwärmten Wein, dessen Essigbasis leicht aromatisch gewürzt war. Mir wurde keiner angeboten. Die beiden Männer warteten darauf, dass ich die Initiative ergriff. Es war, als würde man zwei Wandplaketten betrachten.
    Wir befanden uns in einem umzäunten Gebiet von Werkhöfen außerhalb der Hauptbaustelle in der Nordwestecke nahe der neuen Wirtschaftsgebäude. Die ordentlichen Mosaikleger hatten die eine Hälfte der provisorischen Baracke besetzt, in deren anderer Hälfte die chaotischen Freskenmaler untergebracht waren. Hier konnten sie alle an ihren Zeichnungen arbeiten, ihr Material lagern, Muster ausprobieren und – während sie darauf warteten, dass die Bauarbeiter für sie Räume zur Innendekoration fertig stellten – Getränke zu sich nehmen und über das Leben sinnieren. Oder womit Raumgestalter ihr Hirn ausfüllten, während der Rest von uns die Arbeit vergaß und von Hausrenovierung träumte.
    In der anderen Hütte hatten sich die Maler laut gestritten, als ich vorbeiging. Ich hätte hineinplatzen können, in der Hoffnung, hier Beweise für Probleme auf der Baustelle zu finden, aber ich bekam mit, dass es nur um Wagenrennen ging. Also hob ich mir die lärmenden Maler für später auf. Nach dem gestrigen kurzfristigen Umzug meiner Familie fühlte ich mich schlapp. Während wir noch beim Auspacken waren, kam Verovolcus hereinspaziert. Er war darauf aus, meine Frauen zu inspizieren, aber sie wussten, wie man sich dem entzieht, und überließen es mir, ihn zu unterhalten. Jetzt hatte ich vor lauter Erschöpfung Kopfweh. Das redete ich mir wenigstens ein.
    Hier drinnen in dem ruhigen Rückzugsort der Mosaikleger hingen alle Wände voller Zeichnungen, von denen sich einige planlos überlappten. Die meisten waren Mosaikmuster in Schwarz und Weiß. Manche zeigten ganze Raumentwürfe miteinander verwobenen Rahmenwerks und gefliesten Eingangsmatten. Auf anderen waren einzelne Motive ausprobiert worden. Das reichte von der Einfachheit schlichter Flure mit gradlinigen Doppeleinfassungen bis zu zahllosen geometrischen Mustern, zusammengesetzt aus Quadraten, Würfeln, Sternen und Rauten, die oft ineinander verschachtelt waren. Das sah einfach aus, aber es gab kunstvolle Krenelierungen, untereinander verbundene Leitern und Gitterwerk, wie ich es nie zuvor gesehen hatte. Die verschwenderische Auswahl sprach für enormes Talent und Vorstellungskraft.
    Geplant war, jeden Raum des Palastes anders zu gestalten, jedoch eine Gesamtstilrichtung einzuhalten. Zwei große Fußbodenentwürfe, die getrennt von den anderen an der Wand hingen, stachen hervor. Unter

Weitere Kostenlose Bücher