Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
nachgeahmter Marmorlasur, zierliche rote Flecken mit Rinnsalen von Weiß, gewundene orangenfarbene Adern. Zwei Grauschattierungen, mit dem Schwamm in Lagen aufgetragen. Auf einer freien Stelle auf der Wand war die satirische Aufschrift »LAPISBLAU HIER«, vermutlich weil die aus Edelstein gewonnene Farbe zu teuer für Experimente war. Alle anderen Wandflächen waren beschmiert. Jedes Mal, wenn sie zu einer Pause oder einem Streit oder einem Happen zu essen reinkamen, schienen sie mit Farbe um sich zu werfen, nur aus purer Freude daran, die verschiedenen Tönungen und Effekte zu sehen. Wenn sie sich noch besessener fühlten, produzierten sie so kunstvolle, perfekte Bänder mit Holzmaserung, dass es einer Tragödie gleichkam, diese grob zusammengezimmerte Hütte eines Tages abzureißen und zu verbrennen.
    Überall standen Farbtöpfe herum. An den meisten liefen feuchte Farbkleckse hinunter. Farbringe bedeckten den Boden. Ich hütete mich, die Hütte zu betreten.
    »Jemand zu Hause?«
    Keine Antwort. Das machte mich traurig.

XX
     
     
    Beim Verlassen der Werkhütten rutschte ich in einer Karrenspur aus. Ich landete platt auf dem Hintern. Feuchter Matsch klebte an meiner gesamten Tunika. Ich hatte mir die Wirbelsäule verstaucht. Als ich fluchend wieder aufstand, schoss Schmerz durch meinen Rücken in meinen Kopf und direkt in einen murrenden Zahn, den ich zu missachten versuchte. Tagelang würde ich völlig steif herumlaufen.
    Ich spreizte die Beine und kam langsam wieder zu Atem. Dieser Teil des Palastgrundstücks war momentan generell in Gebrauch. Die offiziellen Baracken waren geschickt und nach einem regelmäßigen Muster angeordnet. Verstreute Zelte von Herumlungerern und Hausierern bildeten ein unordentliches Lager. Rauch stieg von unbeaufsichtigten Kochfeuern auf. In den Geruch nach feuchtem Laub mischten sich noch andere Gerüche, über die ich mir lieber keine Gedanken machen wollte.
    Pyramiden riesiger Baumstämme, gewaltige Eichenstämme aus einem in der Nähe befindlichen Wald, lagen aufgestapelt neben einem Pfad. In weiteren Reihen warteten viereckige Stapel mit Ziegelsteinen und Dachschindeln, bedeckt mit einer Schutzschicht aus Stroh. Aus einiger Entfernung konnte ich ätzenden Rauch riechen, vermutlich Kalk, der zu Mörtel gebrannt wurde. Hier waren schwere Transportkarren, manche immer noch beladen, kreuz und quer abgestellt, die Zugochsen und Mulis ausgespannt und mit Fußfesseln versehen. Falls es einen Wachmann gab, war er gerade zum Pissen im Wald verschwunden.
    Einer der Karren gehörte Sextius. Ich humpelte hinüber und fand Aelianus, der total unrasiert und sichtbar grau aussah. Er lag zusammengerollt auf einem kleinen Stück freiem Platz hinten im Karren und schlief fest. Der Senator würde die Ausdauer seines Sohnes begrüßen, obwohl Julia Justa, die ihr aufsässiges mittleres Kind bevorzugte, einen beißenderen Kommentar abgeben würde.
    Ich sah eine raue Felldecke, zerrte sie frei und legte sie sanft über ihn. Ich war vorsichtig. Aulus wachte nicht auf.
    Einen Moment lang lehnte ich mich an das Karrenrad und rieb mir den schmerzenden Rücken. Dann hörte ich Geräusche. Instinktiv fühlte ich mich schuldig, weil ich hier allein herumschlich. Das ließ mich auf der Hut bleiben, wie ich mich der Öffentlichkeit wieder präsentierte.
    Ich muss wie eine Maus aus ihrem Loch herausgekrochen sein. Ein Mann, der auf einem Wagen in der Nähe stand, nahm mich zuerst nicht wahr. Ein Aufblitzen seiner außerordentlich weißen Tunika fiel mir ins Auge. Ich konnte ihn gut sehen. Er zerrte an alten Säcken, mit denen die Ladung des Wagens bedeckt war, und schaute darunter. Er hätte der Besitzer sein können, der nach etwas suchte – oder ein Dieb. Er wirkte verstohlen, nicht als wäre er berechtigt, dort zu sein.
    Ich kannte ihn sogar. Es war Magnus, der Feldmesser. Ich war so überrascht, ihn hier allein auf diesem Transportkarren herumsteigen zu sehen, dass ich mich abrupt bewegt haben musste. Er warf einen Blick in meine Richtung und versuchte seine Stellung zu ändern. Dabei fiel er vom Wagen.
    Unter Schmerzen hoppelte ich so schnell wie möglich zu ihm hinüber. Er lag auf dem Boden, machte aber genug Lärm, um zu beweisen, dass zumindest Teile an ihm unbeschädigt waren. Obszönitäten strömten nur so aus seinem Mund.
    »Verdammt, Falco! Sie haben mich so erschreckt …« Ich half ihm auf die Beine. Er brüllte und schwankte hin und her und tat so, als müsste er seine Gelenke wieder in ihre

Weitere Kostenlose Bücher