Eine Leiche im Badehaus
durchgebrannt, um bei einem Maler in der Bucht von Neapolis in die Lehre zu gehen, wo die Reichen ihre legendären Villen errichteten und es erstklassige Arbeit gab. Seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, waren drei Jahre vergangen. Ich hatte versucht ihn nach Rom zu locken, um mir zu helfen, Papas Haus auf dem Aventin neu zu gestalten, aber mein Brief war unbeantwortet geblieben. Larius war immer Geschäftsmann gewesen, zu vernünftig, um sich unbezahlte Gefälligkeitsarbeiten aufzuhalsen. Außerdem lebten seine abscheulichen Eltern in Rom. Galla und ihr fürchterlicher Mann reichten aus, um jeden Sohn in eine möglichst weit entfernte Lehrstelle zu treiben.
»Hm … Da ist es also!« Helena fegte plötzlich an mir vorbei, um sich eines ihrer Kleider zu schnappen. Es war cremefarben, mit breiten blauen Borten an den Säumen. Obwohl ganz einfach, hatte es eine Menge gekostet; das Material war prachtvoll und mit Seide durchwirkt. Als sie es mit einem verführerischen Rascheln hochhob und an ihre Schultern hielt, fing sie meinen skeptischen Blick auf. »Hyspale probiert ständig meine Kleider an, was völlig zwecklos ist. Ich bin viel zu groß, an ihr bauschen sie sich nur.«
Ich schwieg. »Ja, sie macht das, um mich zu ärgern.«
Noch ein Problem mit dem verdammten Kindermädchen. Ich seufzte. »Du weißt …«
»Ich weiß!«
Ich hielt den Mund.
»Wenn wir wieder in Rom sind«, versprach Helena, »werf ich sie raus. Mutter wird sie wieder aufnehmen.«
»Und nicht überrascht sein.«
Helena schaute mich an. »Lästerst du über meine Mutter?«
»Nein.«
Das stimmte. Sie mochte zwar meine Schwiegermutter sein, aber ich hatte die Familie Camillus gut genug beobachtet, um zu wissen, dass Julia Justa starken Einfluss auf Helenas Entwicklung gehabt hatte. Dem brachte ich den gebührenden Respekt entgegen. Wenn ein Senator nicht daran denkt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, nachdem sie ihm die korrekte Anzahl von Kindern geschenkt und er ihre Mitgift aufgebraucht hat, bedeutet das im Allgemeinen auch etwas. Ich legte mich nicht mit Julia Justa an.
»Oh, deine Untertunika ist auch dreckig, Marcus. Du musst sie ausziehen und baden.«
Ich war schon halbwegs nackig, als ich merkte, dass Hyspale ins Zimmer gekommen war.
Helena errötete. »Hyspale, klopf in Zukunft bitte an.« Ich sorgte dafür, dass ich anständig bedeckt blieb. Bewunderung der breiteren Öffentlichkeit kann ich durchaus ertragen, aber mir war doch daran gelegen, dass Helena Justina meinen Körper als ihr Privateigentum betrachtete. Sie schüttelte das cremefarbene Kleid mit den blauen Borten aus. »Hast du das in der Hand gehabt? Können wir mal eines klarstellen, Hyspale. Ich würde meiner Schwester, sogar meiner Mutter nicht erlauben, ungefragt Kleider von mir zu leihen.«
Hyspale warf mir einen finsteren Blick zu, als hätte ich Schuld an dieser Rüge.
»Wo sind die Kinder?«, fragte ich kalt. Hyspale stürmte hinaus. Tatsächlich hatte ich die Kinder bereits in der liebevollen Obhut blonder, hellhäutiger Frauen aus dem Haushalt des Königs gesehen, die bezaubert waren von den dunklen Augen und dem fremdländischen Aussehen meiner Töchter. Das Baby schlief. Julia benahm sich immer ausgezeichnet in Anwesenheit Fremder.
Helena und ich schauten uns an. »Ich mach das schon«, wiederholte sie. »Wenigstens schlägt sie die Kinder nicht oder lässt sie hungern. Wir haben gerade das Stadium erreicht, wo unsere Dienstboten das nutzlose Geschenk anderer Leute sind. Die nächsten werden wir selbst aussuchen – und auch das zweifellos wegen Unerfahrenheit verbocken. Danach werden wir schließlich genau das haben, was wir im häuslichen Bereich wollen.«
»Ich würde gern einige Stadien überspringen.«
»Du hast es immer eilig.«
Ich grinste lüstern.
Ich nahm meine Ölflasche und den Strigilis, suchte saubere Kleidung heraus und ging los, die königlichen Bäder zu erforschen. Helena hastete hinter mir her, schimpfte leise vor sich hin und hatte es dringend nötig, sich im Dampf zu entspannen. In einem privaten Badehaus im Besitz eines Königs gibt es immer heißes Wasser. Kommt man nicht gerade zur Stoßzeit, kann man fast garantieren, dass niemand reinschlappt und schockiert wegen gemischtgeschlechtlichen Badens aufkreischt.
Wir fanden heraus, dass dieses Badehaus von höchster Qualität war. Zu einer Seite des Eingangs lag ein Raum mit einem Kaltwasserbecken. Keines dieser flachen Planschbecken; dieses war mehr als hüfttief und mit
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