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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Platz genug für richtige Schwimmzüge, wie Helena mir sofort bewies. Ich hatte nie schwimmen gelernt. Sie drohte immer wieder, es mir beizubringen. Ein eiskaltes Becken in Britannien ermutigte mich nicht dazu, mit dem Unterricht zu beginnen. Ich setzte mich auf eine mit rosa Mörtel verkleidete Bank und schaute Helena eine Weile zu, obwohl selbst sie in dem kalten Wasser nach Luft schnappen musste. Leicht fröstelnd ging ich los, um es mir in nicht einem, sondern drei verschiedenen Heißräumen mit ansteigender Temperatur gut gehen zu lassen. Sie hörte auf, ihre Ausdauer zu beweisen, und schloss sich mir an.
    »Hast du heute Morgen die Freskenmaler gefunden?«
    »Ich habe ihre Hütte gefunden. Ich war bei dem Mosaikleger.«
    Mein gewichtiger Mangel an Logik ließ Helena kichern.
    »Spiel dich nicht auf, Falco.«
    Ich schenkte ihr ein freches Grinsen.
    Helena schlenderte lässig zu einem Bassin, in das sie eine Schöpfkelle tauchte, um sich Wasser über die Schultern zu gießen. Es lief hinunter … na ja, wohin die Schwerkraft es eben lenkte. Sie setzte sich wieder neben mich. Das gab mir die Gelegenheit, die Rinnsale mit dem Finger zu verfolgen.
    »Also«, fragte sie hartnäckig, »wie weit bist du bisher gekommen?«
    »Überwachst du mich?«
    »Würde ich nie wagen.« Stimmte nicht. »Wir beraten uns, nicht wahr?«
    »Du berätst, und ich gestehe …« Sie trat mich, um mich zur Aufrichtigkeit zu ermuntern. Ich nahm Vernunft an, um mein Schienbein zu schonen. »Ich hab mir architektonisch einen Überblick über das Projekt verschafft. Es hat eine gute Struktur, und die geplanten Gestaltungen sind bemerkenswert. Ich beschäftige mich mit dem Personal, womit ich noch nicht fertig bin. Jetzt brauche ich ein Büro …«
    »Ich habe für eines in der Nähe unserer Räume gesorgt.«
    »Danke. Das ist gut. Nicht zu nahe bei den Baustellenleitern. Als Nächstes nehme ich alle Projektunterlagen mit in mein neues Büro und führe dort die Revision durch. Ich weiß, nach welchen Betrügereien ich suchen muss. Wenn ich damit fertig bin, ziehe ich deine Brüder als Hilfskräfte hinzu. Bis dahin sind beide auf guten Kundschafterposten untergebracht.« Ich verschwieg ihr die Schattenseiten ihrer Einsätze. Ihre liebende Schwester wäre sonst am Ende losgestürmt und hätte die beiden gerettet.
    Innerhalb der dicken Mauern des Badehauses waren wir von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Niemand wusste, dass wir hier waren. Nackt und friedlich beisammen, konnten wir endlich mal wir selbst sein. Sobald man Kinder hat, sind solche Momente rar.
    Ich schaute Helena ruhig an. »Britannien.« Ich verflocht meine Finger mit den ihren. »Hier sind wir wieder.« Sie lächelte schwach und schwieg. Ich hatte sie in dieser trostlosen Provinz kennen gelernt – zu einer Zeit, als wir beide ziemlich am Boden waren. »Du warst ein hochnäsiges, wütendes Ding, und ich war ein sauertöpfischer, verbitterter Mistkerl.«
    Helenas Lächeln wurde breiter, diesmal mir zugewandt. »Jetzt bist du ein hochnäsiger, aber schlammbedeckter Ritter, und ich bin …« Sie hielt inne.
    Ich fragte mich, ob sie zufrieden war. Ich meinte es zu wissen. Aber sie hielt mich gern in der Schwebe. »Ich liebe dich«, sagte ich.
    »Wie kommst du jetzt darauf?« Sie lachte, argwöhnte Bestechung.
    »Es lohnt sich immer, das zu sagen.«
    Ich spürte, wie mir Schweiß den Rücken hinunterrann, und setzte gedankenverloren meinen Strigilis ein. Ich hatte meinen Lieblingsschaber mitgebracht, einen aus Knochen. Fest, aber angenehm auf der Haut … wie viele angenehme Dinge im Leben.
    Als ich mich über Schmerzen in meinem gestauchten Rücken beschwerte, linderte Helena sie mit einer interessanten Massage.
    »Zahnschmerzen hab ich auch«, wimmerte ich Mitleid erregend. Sie beugte sich hinter meinem Rücken hervor und küsste mich sanft auf die Wange. Angeklatscht durch den Dampf, fielen ihre langen glatten Haare nach vorne und kitzelten Teile von mir, die nur zu gern gekitzelt werden wollen.
    »Das gefällt mir. Außer uns ist momentan niemand in dieser tollen Anlage … Vielleicht sollten wir uns das zu Nutze machen, Liebling …« Ich zog Helena näher zu mir.
    »Aber Marcus, wir können doch nicht …«
    »Ich wette, dass wir können.«
    Wir konnten. Und wir taten es.

XXI
     
     
    Sobald man Dienstboten hat, sind selbst rare Augenblicke des Alleinseins in Gefahr. Doch ich täuschte das dumme Weib. Als Hyspale uns im Badehaus aufspürte, war Helena Justina bereits im

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