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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Umkleideraum und trocknete sich die Haare. Ich kam aus dem Eingang, bekleidet mit einer sauberen Tunika. Bei einer Mutter wie meiner hatte ich schon vor langer Zeit die Kunst erlernt, unschuldig dreinzuschauen. Vor allem nach einer heißen Tändelei mit einer jungen Dame.
    »Oh, Marcus Didius!« Das rundliche Gesicht unserer Freigelassenen strahlte vor Befriedigung, mich gestört zu haben. »Ich habe nach Ihnen gesucht. Jemand wollte unbedingt zu Ihnen!«
    »Ach, wirklich?« Ich war in guter Stimmung, die ich mir nicht von Hyspale verderben lassen wollte.
    »Ich hätte ihn hierher zu Ihnen schicken sollen …«
    Sie war entschlossen, dem Klischee anzuhängen, dass Männer von Welt öffentliche Thermen benutzen, um sich mit ihren Anwälten und Bankiers zu treffen, alles stoffelige Langweiler, die nur auf Essenseinladungen aus sind. Nicht mein Stil. In Rom war ich Stammkunde bei Glaucus, meinem Trainer. Mir ging es um Körperertüchtigung. »So konservativ bin ich nicht. Wenn ich die Bäder aufsuche, Camilla Hyspale, dann wegen Reinlichkeit und Leibesübungen.« Alle Arten von Leibesübungen. Es gelang mir, ein anzügliches Grinsen zu unterdrücken. »Ich will nicht gefunden werden.«
    »Ja, Marcus Didius.« Sie war geübt darin, Personennamen als Beleidigung zu verwenden. Ihre Unterwürfigkeit war nur Fassade. Ich glaubte nicht an ihren Gehorsam.
    Helena kam hinter mir heraus. Hyspale sah sie schockiert an. Und sie dachte ja nur, wir hätten zusammen gebadet.
    »Wer war es?«, fragte ich ruhig.
    »Was?«
    »Der nach mir gesucht hat, Hyspale?«
    »Einer der Maler.«
    »Danke.«
    Mit einem knappen Nicken zu den Frauen meines Haushalts ging ich davon, um auf meine eigene Weise ein Mann von Welt zu sein. Diejenige, die ich liebte, warf mir einen vielsagenden Luftkuss zu. Die Freigelassene war noch schockierter.
     
    Ich kehrte auf die Baustelle zurück.
    Inzwischen hatte ich ein Gefühl für sie entwickelt. In gewisser Weise erinnerte mich die Baustelle an den an vier Seiten ummauerten Komplex eines Kastells. Mit dem gleichen leicht rechteckigen Grundriss würde der neue Palast fast die halbe Länge und Breite eines vollen Legionärsstützpunkts einnehmen. Darin sind sechstausend Mann untergebracht, was sich bei zwei Legionärsstützpunkten verdoppelt. Wie eine kleine Stadt ist ein permanentes Kastell mit prächtigen Bauten ausgestattet, beherrscht vom Praetorium, dem großen administrativen Hauptquartier und Heim des Kommandanten. Der neue Palast des Königs hatte etwa die doppelte Größe eines üblichen Praetoriums. Auch er war hauptsächlich dazu gedacht, die Menschen zu beeindrucken.
    Aktivitäten in einer hinteren Ecke weckten meine Aufmerksamkeit. Ich ging schräg über die Baustelle hinüber. Pomponius, der Projektleiter, diskutierte erregt mit Magnus, dem Bauleiter Cyprianus und einem weiteren Mann, in dem ich bald den Abwasseringenieur erkannte. In diesem Teil der Baustelle, wo das Bodenniveau auf natürlicher Höhe lag, hatten die Bauarbeiter bereits mit den Stylobatenplattformen begonnen, die vor jedem Flügel geplant waren. Sie verlegten die erste Reihe der Stützblöcke, auf denen die Kolonnaden stehen würden.
    Die geplante Zusatzhöhe des dramatischen Westflügels mit der Audienzhalle stellte ein Problem dar, das den Planern von Anfang an klar gewesen sein musste – wie sie die Kolonnaden der angrenzenden Flügel ästhetisch miteinander verbinden sollten. Die Säulengänge würden an den Ecken, wo sie aneinander stießen, viel niedriger sein. Jetzt hatten Pomponius und Magnus eine dieser langen Diskussionen, in denen solche Dinge durchgekakelt werden und jeder dem anderen seine Vorschläge aufdrängen will, nur um dann auf unüberwindliche Schwierigkeiten im Konzept des jeweils anderen zu stoßen.
    »Wir wissen, dass wir die Kolonnaden in Stufen anlegen müssen«, sagte Magnus gerade.
    »Ich will keine Veränderung der Sichtlinie.«
    »Aber Sie verlieren fünf Fuß von den anfänglichen maximalen zwölf Fuß. Wenn Sie die Decken nicht erhöhen, werden sich nur noch Zwerge am Ende dieser Flügel bewegen können! Die lichte Höhe muss ansteigen, Mann.«
    »Wir heben die Kolonnaden graduell an.«
    »Das ist doch Stückelei. Lässt sich viel besser mit Stufen lösen. Variieren Sie die Dachlinie, wenn Sie wollen. Lassen Sie mich Ihnen erklären, wie …«
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen«, verkündete Pomponius.
    »Ihre Entscheidung ist Schwachsinn«, erwiderte Magnus. Er war offen, doch angesichts

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