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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Regenwassers, das bei schlechtem Wetter gewaltige Ausmaße annehmen konnte. Wo seine Wasser- und Abflussrohre unter den Gebäuden verliefen, mussten sie völlig frei von undichten Stellen sein, die Verbindungsstücke fest verfugt und alles in ganzer Länge von Ton umgeben, bevor sie unter den Räumen unzugänglich wurden. Der häusliche Bedarf war nur ein Teil seiner Aufgabe. Unter der Hälfte der Gartenwege würden Rohre zur Versorgung von Brunnen verlaufen. Selbst der Naturgarten am Meer, der so reich mit Bächen und Teichen gesegnet war, brauchte ein Zuflussrohr für die Bewässerung der Pflanzen.
    Er war ein echter Experte. Als wir darüber sprachen, wie er den Garten zu entwässern gedachte, erzählte er mir, dass bei einem der Abflüsse der Fallwinkel kaum eins zu einsdreiundachtzig betragen würde, was praktisch so gut wie gar kein Gefälle ist. Das genau auszumessen würde Geduld erfordern – und Können. So wie er redete, war ich davon überzeugt, dass Rectus über dieses Können verfügte. Ich konnte mir vorstellen, dass das Wasser, wenn alles fertig war, zufrieden stellend durch diese fast horizontale Leitung rauschen würde.
    Pomponius hatte sein Geplänkel mit Magnus beendet. Wir sahen Magnus mit Cyprianus davonstapfen, wobei beide den Kopf schüttelten. Jetzt kam der Architekt zu uns herüberstolziert, in der Absicht, Rectus abzukanzeln. Seine tyrannische Ader war mehr als deutlich zu erkennen. Es war ihm nicht gelungen, dem erfahrenen Feldmesser und dem Bauleiter seinen Willen aufzuzwingen, also gedachte er jetzt, den Abwasseringenieur zur Zielscheibe seines Zorns zu machen.
    Rectus hatte schon vorher mit Pomponius zu tun gehabt. Nervös erhob er sich von seinem Kalksteinblock, hatte seine Rede aber gut vorbereitet. »Ich will mich nicht streiten, aber was ist mit meinem verdammten Tank? Hören Sie, ich sage Ihnen jetzt vor Falco als meinem Zeugen, dass der Tank für diese Woche eingeplant werden muss.«
    Ich verhielt mich neutral, blieb sitzen, aber ich war da. Vielleicht machte Pomponius deswegen plötzlich einen Rückzieher. »Cyprianus kann die Genehmigung ausstellen, und ich werde sie abzeichnen. Einigen Sie sich mit ihm«, befahl er kurz angebunden. Als Bauleiter war Cyprianus dafür verantwortlich, die entsprechenden Arbeiten zuzuteilen. Außerdem besaß er die Autorität, das richtige Material zu bestellen. Offenbar war das alles, was Rectus brauchte. Er war glücklich.
    Sinnlose Spannung verpuffte.
     
    Woanders liefen die Dinge nicht so ruhig. Untertags war immer Lärm auf der Baustelle, auch wenn wenig passierte. Jetzt schallten Rufe, die viel dringender klangen als normal, über das offene Gelände. Ich sprang auf und schaute hinüber zum Südflügel. Es hörte sich an, als wäre dort eine Prügelei ausgebrochen.
    Ich rannte los.

XXII
     
     
    Männer waren zu dem Getümmel geeilt. Mehr Arbeiter, als ich den ganzen Tag über auf der Baustelle bemerkt hatte, kamen aus Gräben gekrochen und rannten zum Schauplatz, alle laut in verschiedenen Sprachen brüllend. Schon bald befand ich mich eingezwängt in der Menge.
    Ich drängte mich nach vorne durch. Jupiter! Einer der Teilnehmer war der ältere Philocles, der weißhaarige Mosaikleger. Er verhielt sich wie ein berufsmäßiger Boxer. Als ich vorne ankam, schlug er den anderen gerade zu Boden. Nach der farbverklecksten Tunika zu urteilen, musste der Gefallene einer der Freskenmaler sein. Philocles nutzte seinen Vorteil sofort aus. Mit erstaunlicher Gewandtheit sprang er in die Luft, zog die Knie an und krachte hinunter auf seinen Gegner, direkt in den Bauch, landete mit beiden Stiefeln und seinem vollen Gewicht auf ihm. Ich sog die Luft ein, als ich mir den Schmerz vorstellte. Dann stürzte ich mich von hinten auf Philocles.
    Ich dachte, andere würden mir helfen, ihn von seinem Opfer wegzuzerren. Weit gefehlt. Meine Einmischung war nur eine neue Phase der Erregung. Ich balgte mich ganz allein mit diesem rotgesichtigen, weißhaarigen, gewalttätigen alten Mann herum, der kein Gefühl für Gefahr und keinen Unterschied darin zu kennen schien, wen er angriff, sondern nur aus wütender Gereiztheit und wild um sich schlagenden Fäusten bestand. Ich konnte kaum glauben, dass es der schweigsame Mann war, den ich am Morgen kennen gelernt hatte.
    Während ich versuchte Philocles davon abzuhalten, noch mehr Schaden anzurichten, vor allem an mir, tauchte Cyprianus auf. Als der gefallene Maler irgendwie wieder auf die Füße kam und sich aus irgendeinem

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