Eine Leiche im Badehaus
Schwager.«
»Aha.« Alexas hielt inne. Ich wartete mit sinkendem Herzen.
»Dann schauen Sie sich besser mal an, was ich im Hinterzimmer habe, Falco.« Das klang schlimm.
Ich schob einen Vorhang beiseite. Mein Mund war trocken. Dann fluchte ich.
Aulus Camillus Aelianus, Sohn des Camillus Verus, Liebling seiner Mutter und pflichtbewusst geliebt von seiner älteren Schwester, Aulus, mein mürrischer Gehilfe, lag auf einem Feldbett. Sein eines Bein war schwer bandagiert, und er hatte ein paar weitere Schrammen, um dem noch Gewicht zu verleihen. Als unsere Blicke sich trafen, konnte ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er gelangweilt und in mieser Stimmung war.
XXXI
»Na, sieh mal einer an. Was ist denn mit dir passiert?«
»Bin gebissen worden.«
»Schlimm?«
»Bis auf den Knochen, Falco. Könnte eine böse Blutvergiftung geben, hat man mir gesagt.« Aelianus war bedrückt. »Andere sind schon an weniger gestorben, weißt du. Alexas hat mich zusammengeflickt. Ich darf für eine Weile das Bein nicht belasten, aber zutreten werde ich trotzdem damit.« Mir war klar, wen er treten wollte.
»Du bist ja bloß heiß drauf, nach Hause zu Mama geschickt zu werden.«
»Bin ich verdammt noch mal nicht! Ich hab schon genug Schmerzen.«
»Helena wird rüberkommen und die Sache deichseln. Sie kann dich ins alte Haus bringen. Camilla Hyspale kann dich pflegen.« Ein Schauder überlief Aelianus. »Nein, ist ja gut. Du leidest schon genug. Helena wird sich liebevoll um dich kümmern, dich ermuntern und aufbauen. Ich bin so erleichtert, dich zu sehen, dass ich dir vielleicht sogar selbst die Bettdecke glatt streichen werde.«
Ich setzte mich auf sein Feldbett. Er rutschte bockig zur Seite.
»Lass mich in Ruhe, Falco.«
»Ich habe überall nach dir gesucht«, versicherte ich ihm. »Der Gedanke, du könntest abgekratzt sein, hat mir das Herz zerrissen, Aulus.«
»Hör auf mit dem Schmus.«
»Die ganze Baustelle ist abgesucht worden. Wie bist du hierher gekommen?«
Ich war die einzige Unterhaltung, die er hatte. Aelianus seufzte und gab nach. »Du bist in die eine Richtung verschwunden, und ich bin den Pfad zurückgerannt. Der Mosaikleger hat sich nicht gerührt, als ich gegen seine Fensterläden hämmerte. Ich hatte es fast bis zur Hütte der Maler geschafft, als einer der Hunde mich einholte. Ich konnte gerade noch reinstürzen, aber er hat mir seine verdammten Zähne ins Schienbein gerammt. Irgendwie konnte ich das Scheusal abschütteln und hab von innen die Tür zugeknallt. Dann hab ich mich dagegen gesetzt und die Knie ganz fest angezogen, das kannst du mir glauben.«
»Es tut mir Leid, dass ich dir nicht zu Hilfe kommen konnte. Ich musste Helena retten.«
»Na ja, das hatte ich gehofft.« So wie er es sagte, bedeutete es: Andererseits – du bist der letzte Arsch, Falco. »Schließlich wurden die Hunde zurückgerufen und weggebracht. Ich hörte, wie der Mosaikleger die Männer wegen des Lärms anblaffte, den die Hunde machten. Er hat sich schrecklich aufgeregt, also hat zum Glück niemand in der Malerhütte nachgeschaut. Ich dachte nicht daran, sie wieder zu verlassen. Außerdem glaubte ich nicht, dass ich es irgendwohin schaffen würde. Ich muss weggedriftet sein. Dann kam der Malerjunge nach Hause.«
»Der Kumpel deines Bruders?«
»Er war total daneben.«
»Betrunken?«
»Völlig besoffen.«
»Also auch keine Hilfe?«
»Oh, ich war froh, menschliche Gesellschaft zu haben. Ich erzählte ihm, was passiert war, und er hörte mit trübem Blick zu. Dann ist er umgekippt. Und ich bin umgekippt. Irgendwann wurden wir beide wieder wach. Erst da bemerkten wir, wie stark ich geblutet hatte.«
Aelianus erzählte seine Geschichte mit ausschweifender Redegewandtheit. Bei Frauen konnte er prüde sein, aber ich wusste, dass er als junger Tribun in Baetica durchaus kein Kind von Traurigkeit gewesen war. Selbst in Rom, unter den Augen seiner liebevollen Eltern, war er schon in der Morgendämmerung nach Hause getorkelt, ohne recht zu wissen, wie er die vergangene Nacht verbracht hatte.
»Der Maler hat dich zum Verbinden hergebracht?«
»Es war noch sehr früh, niemand war auf den Beinen. Also hat er mich gestützt, und ich bin hier rübergehumpelt. Wir haben Alexas gebeten, mich niemandem gegenüber zu erwähnen.«
»Der Maler hätte mir Bescheid sagen können.«
»Er wollte in seine Hütte zurück und schlafen. Ihm ging’s nicht so gut.«
»Alexas hätte ihm was geben können.«
»Alexas sagte, das
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