Eine Leiche im Badehaus
wäre Medikamentenverschwendung.«
»Weiß dieser Quartalsäufer, dass du was mit deinem Bruder zu tun hast?«
»Er weiß, dass Quintus mein Bruder ist.«
»Dann scheint er ja wohl alles zu wissen.«
»Der ist in Ordnung«, erwiderte Aelianus, der normalerweise nicht so leicht einzunehmen war. Er musste sich letzte Nacht in der Hütte wirklich einsam gefühlt haben, bis der Maler kam.
Er schloss die Augen. Der Schock hatte ihn ziemlich mitgenommen. Außerdem tun Hundebisse grässlich weh. Ich tätschelte sein gesundes Bein. »Du hast genug geleistet. Schlaf jetzt. Es tut mir wirklich Leid, dass du verwundet worden bist, ohne dass es was gebracht hat.«
Aelianus, der sich aufgestützt hatte, als ich hereinkam, legte sich wieder hin. »Soll ich’s ihm sagen?«, fragte er, an die niedrige Barackendecke gewandt. »Ja, ich werd’s tun. Er behandelt mich wie Dreck, er lässt mich draußen zum Sterben liegen und er verhöhnt mich. Aber ich bin ein Mann von Ehre mit noblen Ansichten.«
»Du bist ein krummer Hund.« Er klang tatsächlich wie seine Schwester. Es war das erste Mal, dass sich irgendeine Ähnlichkeit mit Helena zeigte. »Aber in einer Krise verhältst du dich verantwortungsvoll. Also spuck’s aus.«
»Der Maler hatte eine Nachricht von Justinus, die, wenn die beiden nicht zwei Taugenichtse wären, sie dir selbst eilends hätten überbringen sollen. Stattdessen informierte mein Bruder diesen Malerbubi, über den wir überhaupt nichts wissen, und der hat die lebenswichtigen Fakten an mich weitergegeben, einen mit Medikamenten voll gepumpten Kranken. Er schien zu glauben, dass du mich finden würdest, Falco«, sinnierte Aelianus mit einigem Erstaunen.
»Ich bin froh, dass wenigstens jemand an mich glaubt. Um was geht es denn?«
»Du bist in großen Schwierigkeiten.« Aelianus genoss es stets zu sehr, schlechte Nachrichten zu überbringen.
Ich funkelte ihn an. »Weswegen denn jetzt schon wieder?«
»Als Justinus und sein Freund gestern in ihrem Lieblingspissloch am Trinken waren, belauschten sie ein paar Männer von der Baustelle. Hast du zwei Bälger rumlaufen, die Namen sammeln und eine Liste schreiben?«
Ich nickte. »Iggidunus und Alla. Zur Überprüfung, wer wirklich auf der Baustelle arbeitet – im Gegensatz zu den erfindungsreichen Lohnlisten.«
»Die Männer haben sich darüber lustig gemacht. Sie halten dich für einen echten Witzbold, der seine Zeit mit verwaltungstechnischem Schwachsinn verbringt. Wie ich hörte, gab es einige Witze, manche obszöner als andere. Einzelheiten habe ich nicht erfahren«, sagte Aelianus mit Bedauern. »Aber dann erkannte einer der Arbeiter, der ein bisschen mehr Grips zu haben scheint, was dahintersteckt.«
»Sie haben gemerkt, dass ich sie zähle?«
»Du glaubst, dass die Zahlen geschwindelt sind?«
»Und ich habe vor, dem ein Ende zu machen.«
»Genau darauf sind sie gekommen«, warnte mich Aelianus jetzt ohne Bosheit. »Also sei auf der Hut. Justinus hörte sie ernsthafte Pläne schmieden. Falco, die haben es auf dich abgesehen.«
Ich überlegte, was ich tun konnte. »Ist Justinus’ Tarnung aufgeflogen?«
»Nein, sonst wäre er schon hier, völlig verängstigt.«
»Du unterschätzt ihn«, wies ich ihn kurz angebunden zurecht. »Was ist mit dir?«
»Der Maler sagt, sie halten mich alle für deinen Spitzel.«
»Dann musst du dich wirklich wie ein saublöder Esel angestellt haben, du Holzkopf.« Für die Stichelei gegen seinen Bruder hatte er selbst ein paar Beleidigungen verdient. »Ich lasse dich so schnell wie möglich in den Palast bringen. Im alten Haus sollten wir unter dem Schutz des Königs stehen. Ich werde Togidubnus bitten, mir einen Leibwächter zur Verfügung zu stellen.«
»Kannst du ihm trauen?«, fragte Aelianus.
»Muss ich wohl. Die Arbeitshypothese ist, dass er als Vespasians Freund und Verbündeter hier Recht und Gesetz vertritt.«
Ich hielt inne. »Warum fragst du?«
»Die Arbeiter, die hinter dir her sind, gehören zur britannischen Kolonne.«
»Na toll!«
Ob ich dem König trauen konnte, wenn britannische Stammesangehörige es auf mich abgesehen hatten, war in der Tat ungewiss. Würde seine Entscheidung, römisch zu sein, sich über seine Ursprünge hinwegsetzen? Würde die Vollendung des Projekts Vorrang haben?
Plötzlich sah es so aus, als hinge meine persönliche Sicherheit nur davon ab, wie sehr dem königlichen Hausbesitzer sein neues Heim am Herzen lag.
XXXII
Die britannische Verwicklung wurde durch einen
Weitere Kostenlose Bücher