Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Spezialisten. Eingeführte Arbeitstrupps haben Priorität.«
    »Normalerweise ja, aber was Falco da sagt, ergibt einen Sinn …«, begann Cyprianus.
    Pomponius wischte seinen Einwand rüde beiseite. »Wir bleiben bei dem momentanen System.«
    »Ich glaube, das werden Sie bedauern«, sagte ich in kühlem Ton, ging aber nicht weiter darauf ein. Er war der Projektleiter. Wenn er guten Rat ausschlug, würde er nach den Ergebnissen beurteilt werden. Ich würde nach Rom berichten – sowohl über das, was ich herausgefunden hatte, als auch über meine Empfehlungen. Wenn die Lohnzahlungen dann immer noch zu hoch blieben, war Pomponius dran.
    Plötzlich kam mir ein anderer Gedanke. Da Verovolcus anwesend war, würde es heikel sein, das Thema anzuschneiden. Ich fragte mich, ob Togidubnus die ganze Zeit von den Phantomarbeitern gewusst hatte. Lief das schon seit Jahren? War den vorherigen Kaisern Claudius und Nero ebenfalls zu viel berechnet worden? War diese Betrügerei Routine, nie entdeckt von Rom, bis die neue Wachsamkeit des Schatzamtes unter Vespasian sie ans Licht gebracht hatte? Und wenn ja, hatte der König den Betrug wissentlich gedeckt , um seinen Stammesangehörigen einen Gefallen zu tun?
    Verovolcus warf mir finstere Blicke zu. Vielleicht las er meine Gedanken. Er war, glaubte ich, intelligent genug, um zu erkennen, dass, was immer auch unter dem alten Regime vorgegangen war, der König jetzt mein Reformpaket durchsetzen musste.
    »Mit Mandumerus werden wir vorsichtig umgehen müssen.« Ich versuchte immer noch Ordnung in die Angelegenheit zu bringen. Das Letzte, was wir brauchen konnten, war eine Serie von Sabotageakten. »Wenn Mandumerus seine Gewinne mit seinen Männern geteilt hat, werden sie Mitleid mit ihm haben, falls er verhaftet wird, ganz zu schweigen davon, dass sie erbost über den Einkommensverlust sein werden. Das könnte zu Racheakten führen.«
    »Was schlagen Sie also vor?«, schnauzte Pomponius.
    »Ihn für die zu viel gezahlten Löhne haftbar zu machen. Ich empfehle, ihn unter Bewachung nach Londinium zu schaffen. Ihn sofort von hier fortzubringen.«
    »Das ist unnötig.« Pomponius reagierte wieder mit dämlicher Voreingenommenheit. »Nein, nein, hier können wir unseren Edelmut zeigen. Eine Geste der Anerkennung örtlicher Empfindsamkeiten. Diplomatie, Falco!«
    Diplomatie, am Arsch. Er wollte mir nur eins auswischen. »Sie können ihn nicht hier im Bezirk als Mittelpunkt der Zerrüttung lassen. Die Männer gehen jeden Abend zum Trinken nach Noviomagus. Mandumerus wird bei ihnen hocken, sie aufhetzen …«
    »Dann kreuzigen wir ihn eben.«
    »Was?«
    Pomponius hatte eine weitere seiner absurden Ideen gehabt. »Nageln den Mann ans Kreuz. Machen ihn zu einem abschreckenden Beispiel.«
    Große Götter. Erst führte dieser Blödmann eine vollkommen nachlässige Baustelle, dann entwickelte er sich plötzlich zum Scharfrichter.
    »Das geht entschieden zu weit, Pomponius.« Die Sache war ernst. Wir mussten an die dumpf vor sich hin brütende Anwesenheit von Verovolcus denken – nicht länger eine Witzfigur, sondern ein feindseliger Zeuge, dessen Wissen um diese verrückten römischen Machenschaften uns größten Schaden zufügen konnte. »Kreuzigung ist eine Strafe für Kapitalverbrechen. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Ich führe diese Baustelle, Falco.«
    »Wenn Sie ein Legionärskommandeur in einer akuten Kriegssituation wären, könnte das als Ausrede durchgehen. Sie unterstehen zivilen Behörden, Pomponius.«
    »Nicht bei meinem Projekt.« Er irrte sich. Er musste sich irren. Gequältes Schweigen von Magnus und Cyprianus bestätigte, dass Pomponius damit durchkommen könnte. Leider schlossen meine eigenen Anweisungen nicht das Einsperren des Projektleiters ein. Nur Julius Frontinus konnte einen so folgenschweren Schritt genehmigen, aber der Statthalter war sechzig Meilen entfernt. Bis ich mich mit Londinium in Verbindung setzen konnte, war es zu spät.
    »Zu welchem Stamm gehört Mandumerus?«, fragte ich Cyprianus.
    »Zu den Atrebaten.«
    »Na, das haben Sie ja hervorragend hingekriegt, Pomponius.«
    In jeder Provinz wäre es schlimm genug gewesen. Einheimische als korrupt aufzudecken sollte mit großem Taktgefühl gehandhabt werden. Natürlich brauchten wir einen öffentlichen Sündenbock – aber musste er ein Sündenbock für Jahrzehnte königlicher Mittäterschaft und römischer Misswirtschaft sein? Seine Bestrafung musste jede Ambivalenz widerspiegeln.
    Pomponius lächelte gelassen.

Weitere Kostenlose Bücher