Eine Leiche zu Ferragosto
Maria Pia damit zu tun!«
Santomauro lauschte ihrem Schlagabtausch, während die Hammerschläge in seinem Kopf allmählich nachließen. Er mochte diese Art zu arbeiten, das freie Assoziieren, und seine Mitarbeiter hatten schnell gelernt, dass er bei ihren Zusammenkünften lieber die Rolle des meist stummen Zuhörers übernahm. Er wollte ihren Ideen freien Lauf lassen, während auch er seine Gedanken schweifen ließ und die Geschichte, die sie noch nicht kannten, sich langsam vor ihnen abzuzeichnen begann.
Am Vortag war Manfredi in Pippo Mazzolenis Villa gewesen, um Beweise für seine Version der Geschichte zu finden. Und tatsächlich, nichts, weder in der Villa noch außerhalb, deutete darauf hin, dass hier ein Verbrechen stattgefunden hatte.
»Er folgte mir auf Schritt und Tritt und redete ohne Punkt und Komma, aber vielleicht hat Pedro recht, er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Er wirkte verängstigt und hat mir anvertraut, dass er sich so allein in dem Haus unbehaglich fühle. Ich kann ihn verstehen, das Gelände ist wirklich riesig, mit zwei Privatzugängen zum Meer und verschiedenen Nutzgärten dahinter plus Nebengebäuden. Ich konnte mir natürlich nicht alles anschauen, ich hatte ja auch nicht den Auftrag, eine Hausdurchsuchung durchzuführen …«
»Nein, Totò, das ist schon in Ordnung, ich wollte nur, dass du dir einen Überblick verschaffst.«
»Nach dem, was ich gesehen habe, las die Dame viel und kochte wenig, die Küche war beängstigend schlecht ausgestattet.«
»Aus deinem Munde heißt das gar nichts, wenn du Maria Pias Küche zum Maßstab nimmst!«
»Gnarra, schweig und nerv nicht. Die beiden teilten sich ein Bett. Es gab noch andere komplett eingerichtete Zimmer, aber im Schlafzimmerschrank hingen Pippos Kleider und auf einem der Nachtschränkchen lagen Sachen von ihr.«
»Gut, Totò, ich wusste, dass man sich auf deine Beobachtungsgabe verlassen kann. Hast du auch den Klopapierverbrauch der Dame gemessen?«
»Simone, wie erträgst du diesen Typen nur? Das Klopapier habe ich nicht überprüft, aber ich kann dir sagen, was der Architekt gerne isst und was sie gerne aß. Er scheint auch kein großer Koch zu sein, der Kühlschrank ist voll mit Unmengen gekochtem Schinken und mildem Käse. Er sagt, sie beide liebten Gorgonzola, doch als er ankam, lag ein Stück davon im Kühlschrank, das quasi schon Beine hatte, und auch roher Schinken in leuchtendem Ultramaringrün, und da musste er seine Ernährungsgewohnheiten umstellen.«
»Wie ich sehe, kommst du mit Harpune und Flossen gut zurecht.«
Giorgio De Giorgio entstieg tropfend dem Wasser und ging mit platschenden Füßen langsam auf Regina zu, die auf dem Steinstrand saß und ihn erwartete. Er war groß, über einen Meter neunzig, und massig wie ein Schrank, mit raspelkurz geschnittenen blonden Haaren und zwei schmalen grünen Augen im bartlosen Bubengesicht. Er sah aus wie ein Meeresgott, der gerade aus seinem Reich aufsteigt, in der Hand den Dreizack, an dem ein mindestens drei Kilo schwerer Polyp zappelte.
»Regina. Welch nette Überraschung. Was verschafft mir dieEhre deines Besuchs?« Doch seine tonlose Stimme strafte seine Worte Lügen.
»Seit wann brauche ich einen Grund, um einen Freund zu besuchen? Du tust gerade so, als hätten wir uns seit Jahren nicht gesehen, dabei haben wir neulich noch im Buco del Pescatore zu Abend gegessen, wann noch mal genau? Letzte Woche?«
»Bevor sie Elena gefunden haben, ja.«
»Genau, und was hat sich seitdem verändert?«
»Sie haben Elena gefunden.«
»Wenn du so bist, machst du mich wahnsinnig. Elena ist tot und begraben, ich glaube nicht, dass die Welt sich nur um sie drehen muss.«
»Begraben noch nicht ganz, aber es freut mich zu sehen, wie schnell du über den tragischen Tod deiner Busenfreundin hinweggekommen bist. Nun gut, wenn du nicht über sie reden willst, was willst du dann?«
»Das gleiche Scheusal wie immer, aber ich verzeihe dir, weil ich dich mag. Ich möchte über Valentina reden.«
»Was hat Valentina mit der Sache zu tun?«
»Eben nichts. Und so soll es auch bleiben. Das wollte ich dir nur sagen.«
Mit ihren langen, gebräunten Beinen ging Regina, den schwarzen Pareo hochgerollt, das kurze Stück Strand hinauf bis zu dem Gebüsch, hinter dem sich eine schmale Holztreppe verbarg, der einzige Zugang zum Meer auf dieser Seite von Sigmalea. Auf den Stufen stand, die Hand schützend vors Gesicht gehalten, Maresciallo Santomauro und versuchte sich
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