Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
Vom Netzwerk:
hindeuteten, dass die Tote hier versteckt worden war. Das Vorhängeschloss war aufgebrochen, und Manfredi hatte sich ergebenst entschuldigt, dass ihm das nicht aufgefallen war, doch letztlich hatte es sich ja auch nicht um eine richtige Durchsuchung gehandelt.
     
    Die Begegnung mit Regina war mühsam gewesen. Santomauro erzählte Gnarra beim Mittagessen davon, dennoch blieb einbitterer Nachgeschmack zurück, den auch die Spaghetti mit weißen Venusmuscheln unter Parmesan und Pecorino nicht vertreiben konnten, eine Spezialität des kleinen, bei Touristen unbekannten Lokals, in dem sie sich verabredet hatten.
    Als er bei der Rocca vorgefahren war, hatte sie schon an der baumbestandenen Auffahrt gestanden, als erwarte sie ihn, wahrscheinlich hatte sie den Wagen die Straße heraufkommen hören und war ihm entgegengegangen. Ihr Gesicht war unter der Bräune blass, und der Maresciallo entdeckte ein paar Falten, die ihm bisher noch nicht aufgefallen waren. Regina lächelte ihn freundlich an, was ihr gewisse Schwierigkeiten zu bereiten schien, und in schweigender Übereinkunft spazierten sie langsam über den Rasen, der sich sanft abfallend bis zur Felskante hinzog.
    »Ich habe Sie schon seit längerem erwartet, Maresciallo.«
    »Wirklich, Signora?«
    »Ja, Bebè und Olimpia haben mich angerufen. Sie haben sich freundlich zurückgehalten, aber ich denke, irgendjemand anders wird Ihnen alles erzählt haben.«
    »Über Ihre Nichte? Das stimmt«, sagte Santomauro trocken. »Was ich mich frage, ist, warum Sie es mir nicht selbst gesagt haben.«
    »Was wollen Sie«, sie machte eine vage Handbewegung, »es kam mir nicht so wichtig vor.«
    »Überlassen Sie in Zukunft bitte mir die Entscheidung, was wichtig ist und was nicht, einverstanden?«
    Regina sah ihn wegen seines barschen Tonfalls überrascht an, und auch der Maresciallo war überrascht. Er war nur selten unhöflich, außer wenn es unbedingt sein musste, und die Capece Bosco war ihm sympathisch, doch er spürte eine dumpfe, irrationale Wut in sich, die sich größtenteils gegen diese nicht zu fassende, flüchtige Valentina richtete, die alle kannten außer ihm.
    »Ihre Nichte trinkt Bancha-Tee, ist das richtig?«
    Regina nickte.
    »Ihre Nichte war und ist noch die Geliebte von Architekt Mazzoleni, zumindest phasenweise?«
    »Es ist nicht, wie Sie denken«, wagte sie einen schwachen Versuch. Auf Santomauro wirkte sie wie erloschen, ohne diese sprühende Energie, die sonst ihren Charme ausmachte.
    »Ihre Nichte war kürzlich hier, ungefähr zur selben Zeit, als Elena Mazzoleni das letzte Mal lebend gesehen wurde. Sie wussten davon, haben es mir aber verheimlicht. Was noch, Signora?«
    »Nichts, ich schwöre es. Ich weiß nichts.« Die Frau wirkte fast verschreckt, und Santomauro schämte sich ein wenig wegen des Parts, den er hier einnahm. Er hätte Gnarra mitnehmen sollen, den Meister für solche Rollen, der keinerlei Skrupel gehabt hätte, das Messer zu versenken.
    Nun zog er es eben allein durch. Er wollte herausfinden, ob sie noch mehr vor ihm verschwieg, hätte aber niemals mit solch einer jähen und totalen Kapitulation gerechnet. Er musste sie nur fragen, wem sie außer dem Architekten De Giorgio sonst noch Stillschweigen über Valentina auferlegt hatte, und schon brach sie in haltloses Schluchzen aus. Regina Capece Bosco schien ein weitaus tieferer Schmerz und eine größere Angst umzutreiben als die, von einem Hüter des Gesetzes beim Lügen ertappt worden zu sein.
    Sie ging weiter und versuchte, die Tränen, die ihr in Strömen über das Gesicht liefen, mit schnellen Bewegungen wegzuwischen wie lästige Fliegen. Santomauro hatte den Eindruck, dass sie es nicht gewohnt war zu weinen und schon gar nicht vor anderen, deshalb hielt er sich diskret zwei Schritte hinter ihr.
    Sie waren nun zu dem kleinen Platz vor dem Haupteingang der Rocca zurückgekehrt, wo der Maresciallo sein Auto neben Reginas SUV geparkt hatte. Die Straße gabelte sich an dieser Stelle, ganz in der Nähe türmte sich ein Berg Zementsäcke, und die Abzweigung führte zu einem baumlosen kleinen Plateau hinauf. Es war ein karges Fleckchen, im krassen Gegensatz zu der Umgebung mit ihrem dichten Pflanzenwuchs. Zu beiden Seiten der Schotterstraße erhob sich eine Mauer aus Feigenkakteen, die voller Früchte hingen und den Weg noch weniger einladendmachten. Doch der Blick von dort oben musste atemberaubend sein.
    »Entschuldigen Sie mich, ich weiß nicht, was mich geritten hat. Vielleicht ist es die

Weitere Kostenlose Bücher