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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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ganz tolle Sandburgen baute, im letzten Sommer, bevor er sich ins Bett gelegt hatte, um nicht mehr aufzustehen. Dies waren die ersten Ferien ohne ihn, an einem neuen Ort, mit seiner Mutter, die immer zu dösen schien und manchmal sogar vergaß, ihm Essen zu machen.
    Er blinzelte die Tränen weg, die in seinen Augenwinkeln brannten, und blickte umher, um einen geeigneten Ort für seine Sandburg zu finden. Wunderschön würde sie werden, mit vier Doppeltürmen, einem Wassergraben rundherum und einer Verbindung bis zum Meer, dann würden die anderen Kindern näher kommen und staunen, würden sich zu ihm setzen und mit ihm reden.
    Ein Sandhaufen einige Meter entfernt weckte seine Aufmerksamkeit. Hier konnte er sich etwas Arbeit sparen, er musste nur dem, was bereits vorhanden war, die richtige Form geben, und schon wäre der Grund für seine Burg bereitet.
    Frenetisch begann er zu arbeiten, wobei er den Kindern, die weiter drüben kreischten, hin und wieder einen Seitenblick zuwarf. Sie beachteten ihn nicht, waren ihrer Burg schon überdrüssig und bewarfen sich mit Sand. Er grub emsig, wie wild,aus Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden, bevor sie die Lust verloren und weiterzogen. Der Sand war fein, dunkel und fest. Er schlug mit den Händen darauf, während die Sonne ihm den Rücken wärmte. Jetzt war die Grundfläche fertig, er verzierte sie mit Steinen aus der Umgebung. An den Ecken deutete er die vier Doppeltürme an, doch dann wollte er lieber zuerst das Loch in der Mitte ausheben, damit das Wasser aus dem Burggraben durch viele kleine unterirdische Kanälen sich dort sammeln konnte.
    Er kniete sich seitlich nieder, um den Bau nicht kaputtzumachen, und begann mit den Händen zu graben. Beinah sofort stieß er auf Widerstand. Wahrscheinlich ein Ast, hoffentlich steckte der nicht zu tief im Sand fest. Nein, jetzt hatte er das eine Ende gefunden. Kräftig zog er daran und hielt plötzlich Fuß und Wade eines Menschen in der Hand, die grässlich aus seiner schönen Sandburg ragten.
     
    Manchmal musste Pater Lorenzo Lucarello SJ, Lillo für seine Freunde, dem vergoldeten Frieden in des Kriegers Ruh entfliehen.
    Als er zum ersten Mal das dringende Bedürfnis verspürt hatte, der liebevollen und erdrückenden Aufmerksamkeit Olimpias zu entkommen, damals im ersten Sommer als Gast bei ihr, hatte er vor lauter Schuldgefühlen einen nicht sehr überzeugenden Sockeneinkauf vorgeschützt. Sofort hatte sie angeboten, ihm qualitativ hochwertige Strümpfe vom Markt aus Acciaroli mitzubringen, doch Lillo hatte entschieden abgelehnt.
    Beim nächsten Mal waren es Rasierklingen gewesen, dann ein Aftershave, eine Kortisoncreme, eine neue Badehose. Schließlich war ihm nichts mehr eingefallen, mit dem er sich ein paar Augenblicke der Freiheit erkaufen konnte, ganz abgesehen von den jedem Ausgang vorausgehenden kurzen, aber anstrengenden Verhandlungen, um Olimpia klarzumachen, dass er nicht zwei Tage bis zum Markt von Acciaroli warten wollte, nein, auch nicht einen für den in Ascea, nein, sie solle sich keine Umstände machen und brauche sich nicht umzuziehen, ummitzukommen, nein danke, er habe ja den Wagen und wolle allein fahren, er kenne den Weg und sei ohnehin schon auf dem Sprung, er werde sich beeilen und wäre bald zurück, und ciao.
    Eines Tages hatte er ihr erschöpft die Wahrheit gestanden: Er brauchte einfach ein wenig Zeit, in Ruhe allein mit sich. Keine Socken, keine Unterhose und kein Schaumbad, einfach ein Spaziergang am Strand oder in der Natur zum Nachdenken, Meditieren oder, und das war nicht übertrieben, zum Beten.
    Olimpia hatte ihn mit dem Blick eines geprügelten Hundes angesehen, den sie so gut beherrschte, dann hatte sie gesagt, das verstehe sie sehr gut, und sich für ihre Aufdringlichkeit entschuldigt. Mit einem Haufen Schuldgefühle auf dem Buckel hatte er sich aus dem Haus geschlichen, doch im Auto war er in Lachen ausgebrochen, so leicht hatte er sich plötzlich gefühlt, wie damals, als er sich als Kind in Santulussurgiu mit einem Hemdzipfel voll frischer Feigen von Pineddus Feld davongestohlen hatte, ohne auch nur einen Hauch von Prügel zu beziehen.
    Seitdem hatte Olimpia nie mehr etwas gesagt, wenn sie sah, dass er weggehen wollte. Im Gegenzug machte er nur zurückhaltend Gebrauch von diesem Stückchen Freiheit, ein-, maximal zweimal die Woche, immer nachmittags und nie für mehr als zwei Stunden.
    Sein bevorzugtes Ziel war der große Strand zu einer Tageszeit, wenn die Badegäste Schaufeln und

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