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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Erfolg spielten darin eine größere Rolle, und soweit er sich das vorstellen konnte, verfügte der Mann neben ihm zumindest von den letzten beiden über eine ausreichende Portion. Santomauro hoffte nur, dass er sich für Sex und Liebe nicht an die Casaburi wandte, die für ihn unter die Kategorie Heulbojen fiel.
    »Ich bin nicht Olimpias Liebhaber, wenn es das ist, was Sie wissen wollten«, unterbrach Lillo die angenehme Stille zwischenihnen.Santomauro fragte sich zum wiederholten Male, ob seine Gedanken so durchschaubar waren. Er schüttelte lächelnd den Kopf und vermied es tunlichst, einen heuchlerischen Einwand von sich zu geben. Der andere lächelte seinerseits.
    »Ich kann mir schon denken, was man Ihnen erzählt hat, aber auch ein armer Jesuit muss irgendwo Urlaub machen, und meine Finanzen erlauben es mir zur Zeit nicht, in meine Heimat Sardinien zu fahren. Ich hatte dort ein Haus, aber ich habe es meinem Bruder geschenkt und will mich ihm nicht als Gast aufdrängen. Als wäre er mir das schuldig. Deshalb ziehe ich von einer freundlichen Dame zur nächsten. Olimpia ist nur eine liebe Freundin, mehr nicht.«
    Der Mann war charmant, stellte der Maresciallo fest, und um wie viel mehr musste er seine freundlichen Gastgeberinnen beeindrucken. Zwei respektlose Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Erstens: Warum waren es ausschließlich Frauen, die dem schönen Geistlichen ihre Ferienvillen zur Verfügung stellten? Und zweitens: Warum war ihm so viel daran gelegen, sich zu rechtfertigen? Excusatio non petita  2 und so weiter …
    Vielleicht war es aber auch nur der Versuch, möglichst sympathisch zu wirken, sich von der besten Seite zu zeigen.
    »Ich nehme an, Sie kannten auch Elena Mazzoleni gut, Pater?«
    »Um Himmels willen, nennen Sie mich Lillo, wie alle. Pater nennen mich nur die alten Herrschaften, aber bei den Jüngeren und Gleichaltrigen vermeide ich diese Abgrenzung. Sie machen sich keine Vorstellung, um wie viel einfacher der Kontakt zu Jugendlichen ist, wenn sie einen duzen dürfen.«
    »In Ordnung, Lillo. Können Sie mir etwas zu den Leuten erzählen, die Sie … seit wann frequentieren?«
    »Mal sehen, das sind jetzt wohl vier Jahre. Als ich nach Neapel kam, organisierte ich eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, an der Olimpia und Sergio teilnahmen, Letzterer offen gesagt nursehr widerstrebend. Seitdem luden sie mich immer nach Pioppica ein, und ich kenne alle ihre Freunde, auch wenn ich im Winter nur Olimpia treffe, die in meine Messe kommt, manchmal auch Regina und Mina. Elena nicht, sie habe ich den Winter über nie gesehen, aber hier traf ich sie und kann wohl sagen, dass ich sie ganz gut kannte.«
    »Na endlich! Ich hoffe also auf Ihre objektive Einschätzung. Was war sie für ein Mensch?«
    »Ein unangenehmer Mensch, fürchte ich.« Der Jesuit sah ihn verstohlen an und musste über sein erstauntes Gesicht lächeln.
    »Was ist? Sie hatten mich doch nach meiner ehrlichen Meinung gefragt. Oder muss ich als Priester etwa alle Menschen mögen? Also, im Evangelium steht das jedenfalls nicht.«
    Zunehmend fasziniert lehnte Santomauro jegliche Beschönigung ab und lauschte ihm aufmerksam.
    »Sie war ein unglücklicher Mensch und deswegen unangenehm. Verbittert, auf jeglichen mondänen Schnickschnack bedacht, präsentierte immer gern ein neues Schmuckstück oder ein Designerteil. Das waren die Dinge, an denen sie sich maß, und nicht etwa ihre Tätigkeit als Krimiautorin. Dabei war sie gut, wissen Sie das? Ich habe ein Buch von ihr gelesen, das mir gut gefallen hat, aber es war eben kein Verkaufserfolg, und an etwas anderem war Elena nicht interessiert, nur am Erfolg. Sie war mir nicht sympathisch, außer am Anfang«, fügte er mit merkwürdiger Miene hinzu, einer Mischung aus Zurückhaltung und Verdruss, »aber das war sie wohl den wenigsten, glaube ich. Man ertrug sie, weil man sie fürchtete. Sie hatte eine böse Zunge und kannte die kleinen Geheimnisse und wunden Punkte all ihrer Freunde. Sie liebte es, Andeutungen fallenzulassen, und wer nicht darüber lachen konnte, ärgerte sich schwarz. Sie genoss es, ihre Macht über andere auszuspielen.«
    Santomauro nickte. Dieses Bild passte zu den vielen kleinen Details, die er mit der Zeit gesammelt hatte. Sein Gegenüber fuhr fort: »Außerdem kam sie aus den richtigen Kreisen. Gute Familie, Beziehungen nach ganz oben, wer mit ihr zusammen war, war mit den Leuten zusammen, die etwas zählten.«
    »Sie sagten, sie sei unglücklich gewesen, warum?«
    »Das

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