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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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war?«
    »Mit ein bisschen mehr Zeit wäre ich schon noch drauf gekommen. Die Mazzoleni hatte alle Schulden mittels einer GmbH verdeckt. Sie hatte sie in der Hand.«
    »Aber es scheint, dass sie nicht davon profitieren wollte, zumindest nicht im Moment.«
    »Eben, nicht im Moment. Wer kann sich schon darauf verlassen. Barbarella scheint mir jedenfalls glaubwürdig. Ist das eine Type, was?«
    »Allerdings, geradezu beängstigend.«
    »Ach was, ich dachte, sie gefällt dir. Du weißt, dass sie im Dorf einen gewissen Ruf genießt.«
    »Als Friseuse?«
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist. Es heißt, sie sei eine Bombe im Bett, natürlich nur, wenn du ihr das Kissen aufs Gesicht legst. Ich glaube, es hat etwas mit der Hinkerei zu tun, aberalle, die sie ausprobiert haben, schwärmen in den höchsten Tönen von ihr. Ich denke ja fast schon selbst darüber nach …«
    »Pietro Gnarra, du bist ja hinreichend als Saukerl bekannt, aber von dir, Simone, hätte ich das wirklich nicht erwartet! Du wirst von Tag zu Tag schlimmer, du degenerierst geradezu!«
    Von der Türschwelle aus sah Manfredi sie angewidert an. Santomauro fühlte sich gleich schuldig, obwohl er nichts Böses gesagt oder getan hatte. Leider kam er nicht dazu, sich zu verteidigen, da Manfredi auf der Schwelle kehrtmachte und ihnen nur das Echo seiner Worte zurückließ: »Hast du wenigstens das Buch über das Enneagramm zu Ende gelesen? Ich wollte dir eins zum Thema Aromatherapie leihen, aber das ist ja dann nicht mehr nötig, angesichts deiner neuen Hobbys.«
    Die beiden Zurückgelassenen sahen sich betroffen an, doch dann verzog Pedro das Gesicht zu einer Grimasse, und sie brachen in Gelächter aus. Santomauro fühlte sich besser. Die schlechte Laune war verflogen, und das war wiederum der Effekt, den Pietros Gesellschaft so gut wie immer auf ihn hatte.
     
    Heuchler. Kleiner, verdammter, feiger Heuchler. Olimpia wäre am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand gerannt, stattdessen packte sie die Schlüssel und verließ das Haus. Sie stieg die Stufen von der Gartenlaube zum Meer hinunter. Das Wetter schlug um, und dankbar spürte sie den Wind, der ihr das vor Wut und Verwirrung gerötete Gesicht kühlte.
    Wie konnte er nur! Wie konnte er sie nur auf diese Art ansehen, mit diesem besorgten, mitleidigen Blick, wie konnte er sie bemitleiden und gleichzeitig so tun, als wüsste er von nichts, wenn doch er selbst derjenige war, der an allem, allem schuld war!
    Heuchler, ein Heuchler und ein Feigling.
    Die Mole war menschenleer. Das Meer hatte die Farbe von Schiefer. Sie blickte zum Horizont, wo sich dicke, dunkle Wolken auftürmten. Sie fuhr nicht gerne im Boot raus, Sergios Segelleidenschaft hatte sie mit der gleichen Ergebenheit über sich ergehen lassen wie die vielen anderen Leidenschaften ihresMannes. Doch das lag lange zurück, bevor er ihrer und alles anderen überdrüssig wurde, aber hier und jetzt, in diesem Moment hätte Olimpia gerne gewusst, wie man das Boot steuerte, das halb vergessen in dem Schuppen auf dem Felsstrand lag. Jetzt wäre sie gerne auf das schwarze Meer hinausgefahren bis in die Ferne, wo das Unwetter wütete.
    All die Tage hatte sie so sehr gehofft, dass Lillo es begriffe, dass er zu ihr käme zum Reden, sich ihr anvertrauen würde, dass sie irgendwie zu Komplizen werden könnten, endlich wieder vereint. Olimpia hätte ihn verstanden, hätte ihm geholfen, sie hatte doch schon so viel getan, viel zu viel! Aber nein, außer Schweigen und Scham war nichts gewesen, und das war schlimmer, schlimmer als alles, was sie bisher hatte ertragen müssen.
    Und doch, unter all den Gefühlen, unter der kochenden Wut, unter der Scham, der Trauer, erkannte sie immer noch das stärkste aller Gefühle, das nichts und niemand zerstören konnte.
    Die Angst um ihn. Der Instinkt, ihn zu beschützen, und die Liebe.
     
    Zu Regina Capece Bosco gingen sie zu zweit, Santomauro und Gnarra. Sie wollte gerade das Haus verlassen und empfing sie mit einer unter dem Deckmantel der guten Manieren kaum verhohlenen Ungeduld.
    »Die Schulden bei Elena? Ach, verstehe, Sie denken, das wäre ein Motiv. Tut mir leid für Sie, aber das ist albern.«
    »Nicht unbedingt. Wir reden hier von mehreren Millionen Euro«, gab Gnarra ungerührt zurück.
    Sie lächelte gelangweilt. »Elena war eine echte Freundin. Sie hatte mir zugesagt, dass ich das Geld zurückerstatten könne, wie und wann ich wollte, ohne Zinsen. Lächerliche Konditionen, aber sie machte sich nun mal nichts aus Geld.

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