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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Wenn Sie wollen, können Sie das überprüfen, ich habe alles schriftlich. Wie Sie sehen, hatte ich also kein Motiv, sie umzubringen, im Gegenteil.«
    Sie wirkte sehr selbstsicher. Kein Wort der Entschuldigung,dass sie ihren Besuch bei Elena an ihrem Ankunftstag nicht erwähnt hatte. Sie hatte es vergessen, das war alles.
    Als sie sich zum Gehen wandten, rief sie ihnen nach: »Haben Sie etwas von meiner Nichte gehört?«
    »Nein, und Sie?«, gab Santomauro zurück.
    »Nein, aber das wundert mich nicht. Wahrscheinlich ist sie irgendwo auf dem Atlantik unterwegs oder in Pakistan oder Patagonien. Sie liebt beschwerliche Reisen. Sie wird von sich hören lassen, sobald sie erfährt, dass Sie nach ihr suchen. Auf Wiedersehen.«
    Ihr Wagen überholte sie auf den Serpentinen, die von der Rocca hinab ins Dorf führten.
    »Die Signora hat es aber eilig«, bemerkte Pietro.
    Santomauro war zu niedergeschlagen, um zu antworten.
     
    Das Schicksal hatte es gut gemeint mit Assunta Tarantino, verheiratete Polignani. Bebè dachte häufig darüber nach, dankbar und nach all den Jahren immer noch ein wenig erstaunt. Den Spitznamen hatte die Mutter ihr schon als kleines Mädchen verpasst, und er war wie eine zweite Haut an ihr klebengeblieben, zusammen mit der Sehnsucht, nicht wie sie zu enden, die mit zweiundzwanzig schon Mutter dreier Kinder und mit dem vierten schwanger gewesen war.
    Der Notar war der glückliche Ausgang einer längeren Suche gewesen, die eingeleitet worden war, als sie bereits respektable Rundungen entwickelt hatte, die ihr aber schon vorgeschwebt hatte, seit sie denken konnte. Bebè war alles andere als dumm, es kam ihr nur gelegen, diesen Eindruck zu erwecken.
    Das Schicksal hatte sie relativ früh von dem störenden Ehemann befreit, doch was anfangs wie ein glücklicher Umstand erschienen war, hatte sich sehr schnell als Reinfall entpuppt. Bebè mochte die Männer, sie mochte sie sehr. Sie brauchte sie wie andere Zigaretten oder Alkohol, doch nicht minder strebte sie nach Ehrbarkeit, nach dem Status, den der Notar ihr verliehen hatte. Solange er am Leben war, war sie ihm treu gewesen, und die gute Seele hatte großzügig versucht, ihre Bedürfnissezu befriedigen. Zu großzügig, wie sich dann herausstellte, da er quasi in der Schlacht gefallen war.
    Bebè hatte ihn wirklich gemocht, und kaum war die erste Euphorie über ihre Freiheit und ihren Reichtum verflogen, waren ihr die Schwierigkeiten aufgegangen, die ihre Rolle mit sich brachte. Regina konnte sich einen Geliebten suchen, oder auch hundert, und Elena, Mina und die anderen genauso. Selbst Olimpia konnte mit ihrem Priester herummachen und bis auf den einen oder anderen Seitenhieb die Dame bleiben, die sie war. Nicht jedoch sie. Ein falscher Schritt, und Bebè Polignani würde sich wieder zurückverwandeln in Assunta Tarantino, in Pioppica genauso wie in Neapel oder Roccaraso oder in jedem beliebigen Ort von Bedeutung.
    So begnügte sie sich notdürftig mit einem Anhalter hier und einem kleinen Verkäufer dort, einem Skilehrer oder einem Bekannten aus dem Fitnessstudio, allesamt weit genug entfernt von ihresgleichen, die sie kaum öfter als ein paar Mal traf, niemals bei sich zu Hause und einmal sogar unter falschem Namen.
    Sie hatte es satt. Hatte dieses Leben satt, die hastigen Begegnungen, lieblos und ohne jeden Zauber; hatte diese hübschen, ungehobelten Jungs satt, solche wie Samir, die am Ende auch noch ermordet wurden. Sie sehnte sich nach einem vorzeigbaren Mann, mit dem sie ins Restaurant, ins Kino oder auf Feste gehen konnte, der ihr Geschenke und Blumen brachte und sie nicht um Geld zum Tanken anhaute.
    Daher hatte sie mit aller gebotenen Vorsicht eine neue Recherche ins Leben gerufen, sie befand sich noch in der Sondierungsphase und rechtfertigte damit ihr Eindringen an diesem Nachmittag.
    Sie wollte sichergehen, dass sie keine Rivalinnen hatte, und deswegen näherte sie sich eiligen Schrittes dem Haus eines der in Frage kommenden Kandidaten. Nach dem Ausschlussprinzip würde sie zügig all jene aussortieren, die in festen Händen oder nicht vertrauenswürdig waren. Sie war verhalten optimistisch: Schließlich suchte sie kein Geld, nicht einmal einen Ehemann,nur einen gefälligen und respektablen Gefährten, und sie hatte nicht vor, Fehltritte zu begehen.
    Die Villa war verschlossen, kein Lüftchen regte sich an diesem Spätnachmittag. Wie die meisten Villen hatte auch diese ein lächerliches Alarmsystem, und Bebè hatte in ihrer bewegten Jugend

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