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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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wie ausgestorben, so dass er fast ein wenig ungehalten war, als er an diesem Tag eine Gestalt vor sich entdeckte, noch dazu eine vertraute.
    Mit den Händen in den Taschen und scheinbar ziellos schlenderte Pippo Mazzoleni nur wenige Meter vor ihm durch die Gasse, zu nah, als dass er noch eilig hätte kehrtmachen und den Spaziergang auf später verschieben können. Schon sah sich der Architekt mit derselben gerunzelten Stirn um, die Santomauro schnell bei sich zu glätten versuchte, dann erkannte er ihn und kam mit einem spontanen Lächeln auf ihn zu.
    »Maresciallo, Sie auch hier? Um die Ruhe der Villa Galzerano zu genießen, oder sind Sie mir etwa gefolgt?«
    »Um Himmels willen, nein, im Gegenteil, normalerweise trifft man hier niemanden«, wehrte Santomauro ab, und gemeinsam setzten sie ihren Weg in einvernehmlichem Schweigen fort. Als sie bei der Bank ankamen, wandte Pippo sich ihm zu.
    »Es gibt verborgene Winkel im Cilento, die allein sehenswerter sind als das komplette Museum von Capodimonte, zumindest für meinen Geschmack. Ich wusste nicht, dass Sie auch ein Freund alter Gebäude sind.«
    »Nur von diesem, um ehrlich zu sein. Wie sagten Sie noch, heißt es?«
    »Villa Galzerano. Es wurde Anfang des achtzehnten Jahrhunderts von einem der Honoratioren des Städtchens errichtet, zusammen mit der Kirche und dem Garten. Er stammte aus reichem Hause, aber wie es manchmal so kommt: Die letzten Eigentümer waren zwei alte Fräulein, die alles der Kirche vermachten. Genauer gesagt der Gesellschaft Jesu, soweit ich weiß. Sie wissen sicherlich, dass die Jesuiten die schönsten Orte besitzen, zumindest in Kampanien.«
    Mazzolenis Lächeln war freundlich und spontan, nett wie seine Worte. Der Maresciallo fand ihn immer noch sympathisch, auch wenn er an seinen privaten Zufluchtsort vorgedrungen war.
    Die Jesuiten. Na ja, Sanierung und Instandhaltung würden jedenfalls fürstliche Summen kosten.
    »Gibt es irgendetwas Neues?« Beide wussten, worauf Pippo anspielte. Santomauro schüttelte nur stumm den Kopf, dann fand er, dass er etwas dazu sagen müsste.
    »Sie wissen ja, wie das ist. Wir sammeln Informationen, manchmal glaube ich vage Umrisse zu erkennen, doch meist tappe ich im Dunkeln. Es braucht eben Zeit.«
    »Dann wollen Sie die Ermittlungen also nicht einstellen?«
    »Mit zwei Toten? Das ist nicht Ihr Ernst. Hier wird nichts abgeschlossen, bis wir ihn gefunden haben, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Pippo sah ihm in die Augen und erblickte darin eine gelassene, aber felsenfeste Entschlossenheit. Zum ersten Mal, seit er die Leiche identifiziert hatte, wusste er mit Sicherheit, dass dieser Mann nicht aufgeben würde, dass er weiterschürfen würde, bis er den Verantwortlichen und das Motiv für Elenas Tod gefunden hätte. Er sah ihn nachdenklich lächelnd an.
    »Ich glaube Ihnen, Maresciallo, ich weiß, dass Sie sich ins Zeug legen, auch für diesen armen Tropf, diesen Samir, von dem ich immer noch nicht weiß, wie er mit meiner Frau in Verbindung stand.«
    Zweifellos waren auch bis zu ihm Gerüchte vorgedrungen, doch Santomauro sah es nicht als seine Aufgabe an, ihm die Sache näher zu erläutern. So verlagerte sich das Gespräch unmerklich auf andere Themen. Mazzoleni war zu intelligent, um nicht zu wissen, dass der Maresciallo schon mehr gesagt hatte als üblich und bei laufenden Ermittlungen nicht weiter ins Detail gehen durfte. Sie sprachen vor allem über das Cilento und alte Gebäude, für die der Witwer ein Faible hatte, wie Santomauro feststellte. Was nicht weiter verwunderlich war bei einem Architekten, aber er hatte ihn für einen mondänen, eher oberflächlichen Typen gehalten, bevor er in diese Tragödie verwickelt wurde. Vielleicht weil er gut aussah, dachte der Maresciallo, während er sein sensibles, etwas ausgemergeltes Gesicht betrachtete, den abwesenden Blick, der sich erst mit den Auslassungen überArchitrave, Säulen, Gärten und Türme belebte. Schönen Männern misstraut man gern, solchen, die die Frauen nicht umwerben müssen, sondern sie allein mit ihrem Lächeln bezirzen.
    »Ich kann mir vorstellen, dass die Rocca für Sie eine unwiderstehliche Versuchung darstellt«, sagte Santomauro, als sie wieder ins Dorf zurückgingen.
    Pippo lief zwei Schritte vor ihm durch die enge Gasse, in der zwei Männer kaum nebeneinander Platz hatten. Er antwortete erst nicht, dann drehte er sich mit einem kleinen Lächeln um.
    »Sie ist eindeutig das schönste Bauwerk der Gegend. Ihre Entstehung reicht bis

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