Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Bewerbungen für Jobs in der ganzen Republik, die jedoch nur wenig erfolgreich waren. Genauer gesagt, gar nicht erfolgreich. Gerade drei Gespräche hatten sie ihm eingebracht, bei denen ihm jedoch lediglich gesagt wurde, dass man ihm nicht helfen könne. Mehr nicht. Einen alten, arbeitslosen Kfz-Mechaniker, der sich nicht mit dem digitalen Schnickschnack in den neuen Wagen auskannte, brauchte offenbar niemand, aber auch mit anderen Jobs sah es schlecht aus. Selbst wenn er das Wort »intelligent« zweimal in einer Bewerbung verwendet hätte, hätte das nichts geändert, darin war sich Fritz Wupke sicher. Aber jetzt wendete sich das Blatt. Jetzt wurde alles anderes. Endlich hatte er auch einmal Erfolg. Heute war sein Tag.
Er ging auf die Tür zu, doch ein riesiger Mensch mit riesigen Schuhen versperrte ihm den Weg.
»Sie kommen hier nicht raus.« Kalle klang, als würde er keine Widerworte dulden. Aber das interessierte Fritz Wupke nicht.
»Doch, komme ich. Ich will den Chef sprechen, wo ist der?«
»Er kommt gleich wieder.«
»Dann will ich ihn draußen sprechen.«
»Nein.« Kalle stellte sich vor die Tür.
»Wer sind Sie? Was bilden Sie sich ein? Ich werde mich beschweren.«
»Dann tun Sie das.«
Die anderen Gäste saßen relativ gelangweilt auf den Stühlen und Sesseln im Raum und beobachteten, was an der Tür vor sich ging.
Doch Martin Sarotzki unterstützte Fritz Wupke.
»Ja, wo ist denn der Chef? Hat er sich einfach verdrückt?«
Mona Winter wirkte besorgt. »Er wollte doch nur eine Überraschung für uns holen. Das ist jetzt schon ganz schön lange her. Nicht, dass ihm was passiert ist.«
Fritz Wupke schüttelte den Kopf. »Quatsch. Was soll ihm denn passiert sein. Der hatte nur keine Lust mehr auf uns. Vielleicht sollten wir besser zu dem anderen Spiel rüber gehen, wenn hier nichts passiert. Also, wo ist er?«
Auch Martin Sarotzki war ungeduldig. »Wenn hier nichts passiert, können wir ja auch in unsere Zimmer gehen.« Er blinzelte seine Freundin an.
»Oder wir gehen wirklich zur Konkurrenz«, sagte Andrea Krist. Das Model wollte nicht ins Zimmer, es wollte spielen. Andrea ging zum Fenster, wo sie sehen konnte, wie ein paar Sherlock Holmes' mit augenscheinlich großem Spaß einen angeblichen Mörder um das Hotel nebenan jagten.
Sarotzki sah sehnsüchtig zu seiner Freundin. »Wenn Du willst, buche ich uns noch drüben ein. Wenn der Preis stimmt, lässt er uns mit Sicherheit mitmachen. Ich will doch, dass mein Mäusezähnchen bekommt, was es möchte.«
Er lächelte sie verlangend an, sie lächelte kurz zurück.
»Ja, gehen wir rüber«, dröhnte Fritz Wupke.
Doch in diesem Moment ging die Tür auf und Simon trat ein. Ein Raunen ging durch die Gäste, als sie ihn sahen. Seine Hände waren rot und wund, das Haar völlig zerwühlt, sein Anzug voller Schnee, der langsam schmolz und auf den Boden tropfte.
Fritz Wupke sah sich triumphierend um. »Na bitte, man muss nur mal laut werden. Da ist er ja.«
Doch Simon wandte sich an Kalle und flüsterte ihm zu. »Ist hier alles klar?«
»Ja. Aber das war mehr als eine Minute.«
Kalle wollte sich abwenden und wieder in die Küche gehen, doch Simon hielt ihn auf. »Ich brauche noch eine Minute.«
»Keine Chance.«
Kalle wandte sich ab.
»Kalle! Ich muss nur kurz an meinen Computer und etwas ins Tal melden.«
Doch Kalle schüttelte den Kopf. »Nein.«
Simon wollte gerade noch etwas zu ihm sagen, doch in dem Moment fiel der Strom aus. Alles war dunkel.
Das Feuer des Kamins wurde zur einzigen Lichtquelle im Raum, sonst konnte man nicht die Hand vor Augen sehen.
Die Gäste stießen entzückte Schreie aus. »Das ist ja toll.« »Was passiert denn jetzt?« »Ist das die Überraschung?« »Fantastisch.«
Simon versuchte, die Nerven zu behalten.
»Liebe Gäste, wir werden Ihnen Kerzen aus der Küche holen. Auf dem Kaminsims finden Sie ebenfalls ein paar Kerzen. Wenn Sie bitte so freundlich wären, die anzuzünden.«
Ein paar der Gäste bewegten sich auf den Kamin zu, Simon konnte ihre Bewegungen hören, das Rascheln der Kleider. Dann verdeckten ein paar Körper das Licht des Feuers.
»Kalle, holst du die Kerzen aus der Küche?«
»Ja. Wenn das die Überraschung ist, bekommst du Ärger mit mir«, raunte er Simon zu.
»Später.«
Kalle ging aus dem Raum, während Simon sich vorsichtig zum Kamin tastete. Die erste Kerze brannte schon.
Plötzlich ertönte ein spitzer Schrei vom Tisch. Simon zuckte zusammen. Was war jetzt passiert?
»Was ist los?«
Ein Kichern folgte. »Nichts.« Das
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