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Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)

Titel: Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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wurde immer schwieriger, das Hotel zu erhalten. Doch wenigstens verdienten Simons Eltern inzwischen gut im Tal und konnten den Alten am Berg über die Runden helfen. Als Simons Großvater vor zwei Jahren schließlich starb und die Großmutter sich in einem Altenheim einmietete, lehnten Simons Eltern das Erbe ab und überließen Simon die Wahl, was er damit anstellen wollte. Und Simon entschied sich. Er hatte zwar Bankkaufmann gelernt und arbeitete damals im Tal in der Bank, aber das Hotel wollte er nicht so einfach seinem Schicksal überlassen. Also trat er das Erbe an, ohne auch nur den blassesten Schimmer davon zu haben, wie man ein Hotel leitete.
Doch er biss sich durch. Trotz großer Schwierigkeiten gab er nicht auf. Noch nicht. Im Sommer hatte er eine große Ferienaktion gestartet, mit der er Familien mit Kindern anlocken wollte, und im vergangenen Winter hatten die Gäste, die zwei Wochen bei ihm buchten, ein Paar Ski geschenkt bekommen. So konnte er zwar keinen großen Gewinn machen, aber immerhin waren einige der Zimmer ständig belegt gewesen. Und in diesem Jahr nun hatte er den Einfall mit dem Mörderspiel. Das entpuppte sich allerdings inzwischen als äußerst fatale Idee.
    Simon stöhnte wieder auf.
Er war den Lichtern inzwischen näher gekommen, er musste gleich am Ziel sein. Vom Tal trug der Wind das Läuten der Kirchenglocke an sein Ohr. Offenbar wurde dort jetzt die Abendmesse gehalten.
Wieder landete Simon in einer Schneewehe, doch als er daraus hervorgekrochen kam, sah er die Hotels direkt vor sich. Dieses Mal steuerte er nicht sein eigenes Haus an, sondern ging schnurstracks zum Hotel von August Huber hinüber.
    ***
    Aus dem Festsaal im Erdgeschoss des Hauses drangen Musik und Stimmengewirr. Simon stürmte die Treppe herauf und trat in den Saal. Als er die Tür öffnete, bot sich ihm ein merkwürdiges Bild. Ungefähr dreißig Menschen, die alle eine Pfeife im Mund hatten und wie Sherlock Holmes ein kariertes Cape oder einen Anzug á la Dr. Watson trugen, saßen im Kreis um einen Mann im Frack herum, der auf einem Stuhl in der Mitte saß und Handschellen trug. Am Fenster stand eine Frau, ebenfalls im karierten Cape – nur ohne Pfeife – und spielte Geige. Es klang jämmerlich.
Simon knallte die Tür zu, so dass sich alle Augen sofort auf ihn richteten.
Huber, der sich unter den Gästen befand, stand auf und kam auf ihn zu. Er trug eine altmodische britische Polizeiuniform, die er in einem Theaterfundus aufgetrieben haben musste und die viel zu knapp über den Hüften saß und dermaßen spannte, dass die Knöpfe sie nur mit Müh und Not zusammenhielten. Doch Huber schien das nicht zu stören. Er klemmte die Daumen in den Gürtel und stellte sich wichtig vor Simon hin.
»Mein Nachbar, der Herr Neumayer. Was verschafft uns die Ehre? Ist es Ihnen da drüben zu langweilig bei Ihrem Spiel?«
»Was soll das Huber? Warum machen Sie das? Wenn Sie denken, Sie können mich durch Mord und Totschlag aus dem Geschäft drängen, dann haben Sie sich geirrt.«
Huber drehte sich zu seinen Gästen um. »Wovon redet er nur?«
»Huber!« Simon kam einen Schritt näher. Er wirkte fest entschlossen und bedrohlich. Doch Huber wich nicht zurück.
»Lassen Sie meine Gäste in Ruhe. Wenn Sie mich umbringen wollen, ist das okay, aber wenn Sie meine Gäste behelligen, habe ich dafür kein Verständnis. Es ist wohl das Beste, wenn ich Sie der Polizei übergebe.«
Jetzt ging Huber einen Schritt auf ihn zu. Simon wich ebenfalls nicht zurück. Die Gäste beugten sich gespannt nach vorn, um kein Wort der Auseinandersetzung zu verpassen. Die Frau mit der Geige unterbrach ihr Spiel.
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich will Sie nicht umbringen, auch wenn mir der Gedanke wirklich schon einmal gekommen ist. Und Ihre Gäste interessieren mich nur insoweit, dass Sie bei Ihnen wohl ein schlechteres Los gezogen haben und sowieso im nächsten Jahr bei mir buchen werden. Auch jetzt sollten sie zu uns herüberkommen, wo alle ihren Spaß haben. Nicht wahr?«
Bei den letzten Worten wandte er sich wieder an seine Gäste, die mit einem einhelligen »Ja« antworteten.
Simon schüttelte den Kopf. »Sie haben mich schon verstanden. Sobald noch einem meiner Gäste etwas passiert, sind Sie dran. Ich werde es beweisen, dass Sie Ihre Hände dabei im Spiel hatten, darauf können Sie sich verlassen.«
Huber lächelte seinen Gästen zu. »Hören Sie die Drohung, Ladies and Gentlemen? Meinen Sie nicht auch, dass dieser Mann bereits jemanden

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