Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
war eindeutig Sabotage.
Jemand wollte partout nicht, dass er Hilfe holte. Oder war das sogar ein Anschlag auf sein Leben?
Simon sah sich um. Er stand mitten auf dem Berg. Nach oben konnte er nicht mehr, der Weg war viel zu weit und zu gefährlich, um ihn zu Fuß zurückzulegen. Und nach unten ins Tal gab es nur einen langen und ermüdenden Fußmarsch über den vereisten Hang und durch tiefen Neuschnee.
Doch das Schneemobil war unbrauchbar. Ihm blieb nichts anderes übrig, als umzukehren.
Er ließ das nutzlose Fahrzeug zwischen den Bäumen liegen und stapfte wieder hinunter zum Hotel.
Jemand hatte sich definitiv an seinem Schneemobil zu schaffen gemacht. Jemand, der nicht wollte, dass er Hilfe holte. Und jemand, der leichten Zugriff zu seinen Fahrzeugen hatte. Wieder fiel Simon nur Huber ein, der dafür verantwortlich sein konnte.
Er spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Wenn Huber ihn ruinieren wollte, dann musste er sich etwas Besseres ausdenken. Das hier ließ sich Simon nicht so einfach gefallen. Er würde ihn jetzt auf jeden Fall zur Rede stellen.
Sherlock Holmes und Dr. Watson
Endlos lang zog sich die Piste. Immer wieder fiel Simon auf den eisglatten Spuren hin oder blieb hüfttief in einer Schneewehe stecken. Nur mühsam kam er vorwärts.
Seine Gäste mussten langsam Hunger haben. Simon machte sich Sorgen um sie, denn wenn sie so lange allein waren, wer weiß, was der Huber sich noch alles einfallen ließ. Und hungern lassen wollte er sie erst recht nicht. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, würde jetzt das Dinner serviert. Aber heute lief gar nichts nach Plan. Im Gegenteil. Es ging alles schief.
Simon stöhnte bei jedem Schritt, den er machte und der ihn näher zu den Hotels brachte. Meter um Meter kämpfte er sich durch Kälte und Schnee und hoffte, dass der Luchs ihn jetzt in Ruhe ließ.
Die Luchse lebten schon seit Jahrzehnten mit den Hotelbewohnern zusammen. Sie waren mit dem Hotel an den Berg gezogen und geblieben. Nach ihm hatte sein Großvater sogar das Hotel benannt, aber bisher hatte noch keiner einen Menschen angegriffen. Nichtsdestotrotz erzählte er seinen Gästen immer wieder, wie gefährlich sie seien, damit niemand leichtsinnig wurde und auf die Idee kam, die Tiere außerhalb des Zoos aus der Nähe zu betrachten. Und im Tal wurden ohnehin immer wieder Stimmen laut, sie abzuschießen, da sie gelegentlich mal ein Schaf rissen oder eine lahme Katze holten, aber bisher hatte der Schutz der Tiere immer die Oberhand behalten. Simon war bisher ebenfalls auf der Seite der Luchse gewesen, aber das heutige Erlebnis ließ seine Begeisterung für die Tiere mächtig ins Wanken geraten. Obwohl der Luchs ihn nicht verletzt hatte, wollte er ihm auf keinen Fall wieder so ausgeliefert sein. Eine Begegnung am heutigen Abend reichte ihm, eine weitere konnte er auf keinen Fall gebrauchen. Denn Simon gingen langsam die Kräfte aus.
Wenigstens konnte er inzwischen schon die Lichter der Hotels sehen. Als Kind hatte er den Anblick des Hotels immer geliebt. Wenn er mit seinem Freund Lukas über die Piste gefegt war und dann in der Dämmerung müde und hungrig nach Hause kam, bedeuteten die Lichter leckeres Essen, ein warmes Feuer im Kamin und die Scherze der Gäste, die sie mit ihm veranstalteten. Die Hotelgäste hatten ihn eigentlich nie interessiert, oftmals sogar genervt, wenn sie mit ihren Händen über seine Haare strichen oder ihn dazu bewegen wollten, etwas für sie zu singen oder spielen. Die Gäste liebten den kleinen Jungen, aber der kleine Junge lief regelmäßig vor ihnen davon. Als das Geschäft schlechter wurde und sein Großvater um die Gäste kämpfen musste, war Simon fast froh darüber, dass er an den Abenden unbehelligt im Salon sitzen und das Kaminfeuer ungestört und allein genießen konnte.
Seine Eltern, die mit ihm unter dem Dach wohnten, beschlossen schließlich, auszuziehen, um ihr Glück im Tal in den großen Restaurants zu versuchen, während Simons Großeltern an dem Hotel festhielten. Die alten Neumayers kämpften sich von einer schlechten Saison zur nächsten, suchten verzweifelt neue Gäste und bemühten sich, die alten zu halten. Doch von Jahr zu Jahr wurden es weniger. Das lag jedoch nicht an der Qualität des Hotels, sondern daran, dass die meisten Leute inzwischen lieber nach Kanada oder Brasilien reisten, statt im eigenen Land zu bleiben. Und wenn sie dann doch einmal Skiurlaub machen wollten, buchten sie lieber bei großen Anbietern, die ihnen Rabatte und Discounts anboten.
Es
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