Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
hat Huber ihn da bereits in der Mangel gehabt.«
»Welcher Freund?«
»Mein Jugendfreund Lukas Petzold. Er ist Pianist und sollte heute Abend spielen. Aber das hat Ihr feiner Hausherr ja offensichtlich verhindert.«
Simon sah Huber mit einem verächtlichen Blick an, doch Huber grinste breit. »Verstehe ich das richtig? Ihr Pianist ist nicht da? Er spielt nicht? Kein Wunder, dass Sie hier sind und mir die Schuld für Ihr Fiasko da drüben in die Schuhe schieben wollen.«
»Ich habe kein Fiasko da drüben. Meine Gäste unterhalten sich prächtig. Wenn Sie nicht dafür gesorgt hätten, dass es jetzt einer weniger ist.«
Huber lachte. »Ist einer zu meinen Gästen übergelaufen? Das kann ich gut verstehen.«
Die Gäste lächelten zustimmend. Die Geige fiedelte munter vor sich hin.
Simon verdrehte die Augen. »Nein! Er ist tot! Ermordet! Von Ihnen!«
»Was?« Als hätten die Gäste jetzt endlich verstanden, was Simon meinte, ging ein Raunen durch ihre Reihen. Die Geige verstummte.
Huber grinste weiter. »Netter Versuch, Neumayer. Wann soll denn das gewesen sein?«
»Direkt nach dem Stromausfall! Wo waren Sie da eigentlich?«
Huber wurde nervös. »Wann meinen Sie?«
»Vor einer Stunde ungefähr. Waren Sie immer hier im Hotel?«
»Ja!« Huber nickte.
Ein Sherlock Holmes stand auf. »Er war mal kurz draußen, um frische Luft zu schnappen, wie er sagte. Aber er blieb ziemlich lange weg.«
Ein weiblicher Dr. Watson meldete sich ebenfalls zu Wort. »Und er war angeblich in der Küche, aber als ich ihn dort suchte, war er nicht zu finden.«
Huber wurde blass. »Ich habe nur etwas gesucht, mehr nicht. Ich war nicht bei Ihnen drüben, Neumayer.«
»Ach nein?«
»Nein, ganz sicher nicht. Was soll der Mist? Wollen Sie mir die Schuld dafür geben, dass Ihr Freund verschwunden ist? Wahrscheinlich hatte er keine Lust auf Ihr langweiliges Spiel.«
Huber wandte sich grinsend an seine Gäste, doch sie lächelten nicht zurück.
Simon sah Huber fest an. »Mein Freund ist nicht verschwunden. Er ist tot.«
Huber lachte hart und laut, als hoffte er, damit mehr Sicherheit zu gewinnen. »Das soll ich Ihnen glauben? Das gehört doch zu Ihrem Spiel dazu, um mich in Ihr Hotel zu locken und als Bösewicht darzustellen. Wo ist denn die Leiche?«
»Sie liegt in der Schlucht.«
Huber schluckte. Alle anderen schwiegen.
Für einen Moment herrschte absolute Stille im Raum, so dass man von draußen das Fauchen des Luchses hören konnte. Er war ganz nah am Hotel.
Huber blickte betroffen zu Simon, doch nur einen Augenblick später fing er sich wieder und lachte. »Das hätte fast geklappt. Mann, Neumayer, Sie sind gut. In der Schlucht! Als ob wir jetzt im Dunkeln zur Schlucht gehen und das überprüfen könnten. Nicht schlecht.« Er wandte sich zu seinen Gästen, doch diese waren nicht mehr ganz so begeistert. Ihre Blicke lagen erwartungsvoll auf Simon.
Simon zerrte an seinen Fesseln und sah Huber an. »Drehen wir das Ganze doch mal um. Wo waren Sie heute Nachmittag, als ich meinen Freund suchte? Waren Sie in meinem Keller und haben ihn in die Schlucht gezerrt?«
»So ein Unfug. Ich denke, es ist vor einer Stunde passiert. Sie sollten sich mit den Todeszeiten besser absprechen.« Sein Lachen dröhnte in dem Saal. Ein paar Gäste stimmten vorsichtig in das Lachen mit ein. Simon spürte, wie sich die Stimmung im Raum drehte und sich wieder gegen ihn richtete. Er durfte die Sherlocks nicht verlieren, wenn er Huber überführen wollte.
»Vor einer Stunde starb einer meiner Gäste. Er wurde erstochen.«
Wieder ging ein Raunen durch die Sherlocks. Huber sah geschockt aus. Simon beugte sich nach vorn. »Also, Huber, wo waren Sie?«
Huber räusperte sich. »Ich war draußen, hatte etwas im Schnee verloren. Mehr nicht. Ich war nicht bei Ihnen drüben.«
»Und das soll ich Ihnen glauben?«
»Ja. Und hören Sie jetzt endlich auf mit dem Mist.«
Huber ging auf Simon zu und machte seine Fesseln ab. »Wir müssen uns nicht länger verdächtigen, Neumayer. Ich verstehe. Sie haben keine Lust auf mein Spiel, und ich habe keine Lust auf Ihres. Also lassen wir es einfach.«
Simon stand auf. »So einfach kommen Sie mir nicht davon, Huber. Ich weiß, dass Sie es waren.«
Huber grinste. »Und ich weiß, dass Sie meinen Butler auf dem Gewissen haben.«
Simon schüttelte den Kopf. Er beugte sich zu Huber, damit nur der hören konnte, was er sagte. Die Sherlocks spitzten die Ohren, doch Simon war zu leise. »Es ist noch nicht vorbei, Huber. Meine Schneemobile werden Sie mir
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