Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
glücklich.
Während Simon nach neuen Argumenten suchte, mit denen er die unwillkommenen Gäste aus dem Hotel vertreiben konnte, ertönte aus der Küche ein Schrei. Etwas Schweres fiel zu Boden.
Simon wurde blass. Was war denn jetzt schon wieder los?
Er eilte aus dem Salon und lief in Richtung Küche, aber von dort kam ihm ein überglücklicher Gast entgegen. »Es ist wahr, die Toten hier sehen super aus. Tolle Arbeit!«
Simons Herz raste. Was war passiert? Hatte dieser Sherlock etwa eine neue Leiche entdeckt?
Er betrat die Küche, in der es inzwischen nicht mehr dampfte. Sie schien leer. Langsam ging er um den Herd herum, an der Spüle vorbei zum Kühlschrank. Und dort sah er ihn.
Auf dem Boden lag Kalle, neben ihm eine schwere, blutverschmierte Pfanne und daneben die heruntergefallene Kiste des Sherlock Holmes', aus der die Baguettebrote langsam über die Fliesen rollten.
Aus Kalles Kopf strömte Blut, das langsam den Boden entlang floss und sich in einer Lache sammelte.
Simon stürzte auf den Körper zu und fühlte den Puls, doch er spürte nichts.
Der Koch war tot.
Kalles Augen starrten mit einem überraschten Ausdruck ins Nichts, in seiner Hand hielt er einen Lappen.
»Oh Gott.« Simon wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nur eines: Es war ganz klar, wer Kalle getötet hatte. Huber. Nur er kam dafür in Frage. Er war der Einzige, der die Gelegenheit dazu hatte, als alle seine Gäste in Simons Salon strömten. Und ein Motiv hatte er auch. Huber wollte verhindern, dass Kalle aussagte, dass er für ihn spionierte. Hatte er nicht bereits zugegeben, dass Simon bald nicht mehr atmen konnte? Meinte er vielleicht damit, dass er Simon die Luft nehmen würde, indem er die Schlinge um seinen Hals immer enger zog? Denn noch eine Leiche würde Simon als miserablen Gastgeber dastehen lassen. Vor allem aber als Mordverdächtigen, denn alle Gäste würden bezeugen, dass er heute eine schwere Auseinandersetzung mit Kalle hatte. Die Polizei, sollte sie irgendwann einmal hier eintreffen, würde ihm sicherlich viele Fragen stellen und Simon war dann genauso verdächtig wie Huber. Aber wahrscheinlich wollte Huber genau das. Es war sein Plan, um Simon aus dem Geschäft zu drängen. Vom Gefängnis aus ließ sich kein Hotel leiten.
Simon betrachtete die Pfanne, an der Blut und Haare klebten. Sie musste mit voller Wucht auf Kalles Schädel gelandet sein, so dass er auf der Stelle tot war. Der überraschte Gesichtsausdruck konnte bedeuten, dass er seinen Mörder erkannte und nicht glauben wollte, dass dieser zu so etwas fähig war. Wie Huber. Sie hatten zusammen Geschäfte gemacht und nun tötete Huber einfach seine Quelle, weil sie zu riskant geworden war.
Für Simon gab es keinen Zweifel. Huber war der Mörder.
Plötzlich entdeckte Simon etwas Weißes unter dem linken Arm der Leiche. Es war ein Blatt Papier.
Simon nahm es vorsichtig in die Hand. Als er erkannte, was es war, rann ein eiskalter Schauer seinen Rücken hinunter. Es war ein weiteres Kreuzworträtsel. Das konnte nur bedeuten, dass der Mörder von Kalle auch der Mörder der anderen war, denn warum sollte er sonst das Kreuzworträtsel dazulegen? Das war die Handschrift des Mörders.
Huber war der Kreuzworträtselmörder. Eindeutig.
Simon stand auf und wollte sich Huber schnappen, doch er fand die Tür blockiert. Alle Gäste aus dem Salon drängelten in die Küche.
Simon versuchte, sie zurückzuhalten, doch er kämpfte wie Don Quichotte gegen Windmühlen.
»Wo ist die Leiche?« »Gibt es wieder ein Kreuzworträtsel?« »Wie sieht sie aus?« »Wie ist er getötet worden?« »Wir wollen den Fall lösen!« »Lassen Sie uns rein!« »Dann war Ihr Streit vom Hang eben nur gespielt, um ein Mordmotiv zu etablieren?« »Fantastisch!«
Simon hatte keine Chance. Er gab das Kreuzworträtsel heraus, um die Leute zu beschäftigen. Doch die drängten ihn einfach zur Seite und stürzten sich auf die Leiche.
Wieder ertönten bewundernde Ausrufe über die bewundernswerte Nachahmung einer echten Leiche. Cleo Schäfer beugte sich über sie und rief den entfernter Stehenden die Todesursache zu.
»Erschlagen mit einem stumpfen Gegenstand. Einer Pfanne. Die Mordwaffe liegt neben der Leiche. Ich kann keine Fingerabdrücke erkennen, wahrscheinlich hat der Täter Handschuhe benutzt.«
Simon zwängte sich aus der Küche in die Diele, wo sich der Rest der Gäste um Mona Winter scharte, die versuchte, das Rätsel zu lösen. Doch die ihr lauthals zugerufenen Lösungsvorschläge irritierten sie
Weitere Kostenlose Bücher