Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
achtete mehr auf sie, und so ging sie aus der Küche in den Salon, wo sie sich seelenruhig auf einen Stuhl aus Hubers Hotel setzte, der sich kaum von den originalen Stühlen des Salons abhob, und lauschte. Denn mitten im Salon, von den anderen völlig ungestört und unbeachtet, standen Simon Neumayer und August Huber und stritten miteinander.
Das Gesicht von Huber war rot vor Zorn. »Lassen Sie Ihre haltlosen Beschuldigungen! Er hat mir Ihre Geheimnisse verraten, aber ich habe ihn nicht umgebracht!«
»Das wäre ein wunderbares Motiv: Er wollte aussagen und Sie haben das verhindert. Jetzt schweigt er für immer.«
»Ich gebe es ja jetzt zu, dass er für mich spioniert hat, wieso sollte ich ihn dann umbringen? Das ergibt keinen Sinn.«
Das ergab tatsächlich keinen Sinn, aber Simon hatte sich festgebissen.
»Wenn es vor Gericht geht, können Sie immer noch leugnen, dann kann keiner meine Aussage bestätigen.«
»Ich weiß ja noch nicht mal, ob es wirklich stimmt, was Sie hier behaupten. Wahrscheinlich spielt Kalle nur die Leiche für Sie, Sie haben das nur erzählt, um das Geständnis aus mir herauszubekommen. Ich habe seine Leiche noch nicht einmal gesehen.«
»Sie ist echt, glauben Sie mir. Wie auch die Leiche von Fritz Wupke echt ist und die von Lukas, meinem Freund, der in der Schlucht liegt. Das ist kein Spiel, Huber. Das ist die Realität. Und in der Realität sterben Menschen. Und Sie bringen sie um.«
Cleo war auf einmal hellwach. Echte Leichen sollten das gewesen sein? Hier wurde wirklich jemand getötet?
Aufgeregt rutschte sie auf ihrem Stuhl auf die vorderste Kante, bereit zum Aufspringen.
Huber lachte auf.
»Das ist so ein Schwachsinn. Ich habe niemanden umgebracht. Ich kenne Ihren Fritz Wupke gar nicht.«
»Er war ein Gast. Er wurde erstochen, als gerade der Strom ausfiel.«
»Dafür kann ich nichts, damit habe ich nichts zu tun. Und an der Schlucht war ich schon seit Jahren nicht mehr.«
»Das werden Sie noch beweisen müssen, Huber.«
Huber stöhnte gespielt auf. »So ein Quatsch, Sie wollen mir doch nicht etwa wirklich erzählen, dass Sie hier echte Leichen rumliegen haben und die Hobby-Detektive bekommen nichts davon mit?«
»Doch, genauso ist es. Aber ich beobachte, was Sie hier treiben, und ich werde Ihnen das Handwerk legen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.«
Das Erlauschte hatte Cleo so aufgeregt, dass sie von der Stuhlkante rutschte. Sie fiel auf den Boden.
Simon entdeckte sie endlich.
»Frau Schäfer! Was machen Sie denn hier?«
Sie ging nicht auf seine Frage ein. Aufgebracht wandte sie sich Simon zu.
»Ist das wirklich wahr, dass hier in der Tat jemand richtig getötet wurde?«
Simon starrte sie entsetzt an. Sie wusste es. Die Katastrophe war perfekt. Jetzt würden sie alle in Panik ausbrechen und abreisen wollen. Und er war ruiniert.
Bevor er den Versuch unternahm, sie zu beschwichtigen, überlegte er es sich anders. Ein weiterer Mensch musste sterben, weil er alles für sich behalten, ihn nicht gewarnt hatte. Er konnte die Leben seiner Gäste und Angestellten nicht noch länger in Gefahr bringen, indem er ihnen ein Spiel vorgaukelte, während Huber ungestört sein Unwesen trieb. Denn dass er Huber jetzt endgültig überführen und dingfest machen konnte, bezweifelte er. Und die Probleme, die auftauchten, wenn er es ihnen sagte, konnten nicht schlimmer sein. Es war vorbei.
Also hob Simon die Stimme, um auch die übrigen Gäste in Diele und Küche zu erreichen.
»Alle mal herhören! Ich möchte Ihnen etwas sagen.«
Cleo starrte ihn mit großen Augen an. »Es ist wirklich wahr.«
»Ja«, antwortete Simon. »Es ist wahr.«
Die Gäste kamen in den Salon geströmt und überließen Mona Winter in der Diele das halb gelöste Kreuzworträtsel.
Als alle bis auf sie versammelt waren, fing Simon an.
»Ich bitte Sie jetzt, die Ruhe zu bewahren. Es gibt keinen Grund zur Panik, denn…«
Doch er kam nicht weiter, denn aus der Diele ertönte der Schrei von Mona Winter: »JAHR! Die Lösung des Rätsels ist ›Jahr‹!«
Sofort wandten sich alle Anwesenden von Simon ab und Mona zu.
Simon versuchte, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, doch es war vergeblich.
Wie der Wind hatte Mona – in der Ruhe, die sie brauchte – die anderen Ergebnisse mit dieser Lösung verbunden und präsentierte ihnen nun das Endergebnis des Rätsels: »Gesundes Neues Jahr.«
Die Gäste jubelten.
»Was für eine tolle Idee!« »Super gemacht!« »Darauf wäre ich nie gekommen!« »Genial!«
Auch Cleo schmunzelte und
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