Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
sich den Ankömmlingen zuwandte.
»Was kann ich für Sie tun?«
Ein Sherlock Holmes räusperte sich. »Herr Neumayer, wir möchten Ihnen gern einen Vorschlag machen.«
»Was denn für ein Vorschlag?«
»Wir haben das Gefühl, dass Sie hier eine sehr tolle Party veranstalten, und wir möchten sehr gerne mit dabei sein. Wir haben Herrn Huber schon gesagt, dass wir mit Ihnen sprechen wollen, ob wir an Ihrem Mörderspiel teilnehmen dürfen, auch wenn er darüber überhaupt nicht begeistert war. Also, was sagen Sie?«
In ihren Augen glänzte so viel Hoffnung, dass es Simon leid tat, ihnen eine negative Antwort geben zu müssen.
»Das geht nicht, ehrlich nicht. Der Raum ist zu klein für so viele Gäste, und außerdem gibt es jetzt erst einmal Dinner.«
»Wir wollen nicht Ihre Vorräte wegessen, wir wissen, dass Sie nicht auf so viele Leute vorbereitet sind. Deshalb haben wir auch unser eigenes Essen mitgebracht.«
Er hielt eine Kiste mit Baguettebroten, Käse und Weintrauben nach oben. Ein anderer Sherlock, der auf einmal um die Ecke sah, trug eine Kiste mit Sektflaschen.
Doch Simon lehnte weiterhin ab. Es war unmöglich, dass noch mehr Gäste in seinem Hotel für Chaos sorgten, während ein Mörder frei herumlief. Und falls Huber wirklich der Täter war, würde er dann vor gar nichts mehr zurückschrecken, sobald seine Gäste das Hotel verlassen hatten und zur Konkurrenz übergelaufen waren, vermutete Simon. Das durfte er nicht zulassen.
»Das geht trotzdem nicht. Wir haben hier nur begrenzte Kapazitäten. Ich bin mir sicher, dass der Huber das Spiel besser macht, wenn Sie ihm das sagen.«
»Das glaube ich nicht. Ich will nicht sagen, dass er ein schlechter Hotelier ist, im Gegenteil. Das Essen war vorzüglich und die Zimmer sind erste Klasse. Ich denke, ihm fehlt es ein bisschen an Fantasie für solch ein Spiel. Wir zahlen auch gerne dafür, hier bei Ihnen mitspielen zu dürfen.«
Simon ging zur Tür, um nachzusehen, ob Huber draußen stand und die ganze Sache mit anhörte, doch er war nicht da. Nur alle fünfundzwanzig Gäste aus dem Hotel »Zur schönen Aussicht«. Simon war nun doch beeindruckt.
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich in diesem Punkt so einig sind, aber dennoch, ich muss hart bleiben. Wissen Sie was? Ich bringe Sie rüber zu Huber und rede mit ihm, damit er Ihr Spiel spannender macht. Was halten Sie davon?«
Sehr begeistert waren die Gäste nicht, aber sie stimmten schließlich zu. Sie hatten ja keine Wahl, da Simon sehr entschlossen wirkte.
Er bat sie, einen Moment zu warten, während er in den Salon zu seinen eigenen Gästen ging, mit ein paar Worten das Dinner eröffnete, beobachtete, wie Kalle den Braten hereinbrachte und alle anfingen zu essen. Dann ging er wieder hinaus zu Hubers Gästen, die brav in der Diele und vor dem Hotel warteten.
Danach lief er mit ihnen zusammen hinüber zu Hubers Hotel.
Es fühlte sich gut an, in dieser Mission unterwegs zu sein. Für einen Moment vergaß Simon sogar seine ganzen Probleme und kam sich vor wie ein großer Feldherr, der seine Leute in eine schwierige Schlacht führte, wohl wissend, dass ihr Leben an seinen Entscheidungen hing. Natürlich würde in der Realität keiner sterben, wenn er die unvermeidlich folgende Diskussion mit Huber möglicherweise in den Sand setzte, nicht wie in einer wirklichen Schlacht, aber dennoch hofften sie, dass er den Abend für sie rettete.
Der Vergleich mit dem Feldherren gefiel Simon. Aber es ging noch anders. Er war ein Held, ein Anführer, der einem Volk den Weg ins gelobte Land wies, wo es Honig und Manna regnen würde und alle glücklich waren. Ein gutes Gefühl.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kam Simon schließlich in Hubers Hotel an.
Als er im Flur stand und nach ihm rief, reagierte niemand.
»Huber? Ihre Gäste sind hier!«
Keine Antwort.
Das Hotel schien ausgestorben. Die Saaltür stand offen. Simon trat ein.
Im Saal standen die Stühle noch bunt durcheinander, wie die Gäste sie verlassen haben mussten, wodurch der Raum noch leerer und absolut tot wirkte. Als hätten Aliens alle Anwesenden entführt. Eine Kaffeetasse dampfte noch, ein Stuhl wackelte leise vor sich hin, irgendwo rutschte ein Schal von der Stuhllehne.
»Er hat sich hoffentlich nichts angetan!« Eine junge Frau, die wie Dr. Watson aussah, flüsterte erschrocken zu ihrem Freund, einem Sherlock Holmes, der ebenfalls ziemlich schockiert aussah.
»Vielleicht ist er jetzt Mr. Y, der Topspion, und wir sollen ihn suchen?«
»Oder er ist eine Leiche
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