Eine Leiche zum Nachtisch (German Edition)
Ermordeten stand, was jede Menge Motive für die Morde ergab, von denen Simon bisher nichts gewusst hatte. Vielleicht hatte Fritz Wupke sich nicht nur bei Silvia Terfoorth beworben, sondern auch bei Martin Sarotzki, hatte den Job für einen Mindestlohn erhalten und dafür Geld aus der Kasse mitgenommen. Oder ein Diamantkollier. Dann hätte Sarotzki ein gutes Motiv. Und Kalle war vielleicht irgendwann einmal Koch bei einem Wissenswettbewerb gewesen, hatte jedoch das Essen versalzen und damit Mona Winter den Sieg verdorben. Oder Lukas war mit einem Model aus Lutz Terfoorths Katalogen ausgegangen, was diesem überhaupt nicht gefiel, so dass er ihn in den Abgrund stieß. Dass die Morde miteinander verknüpft waren, daran gab es keinen Zweifel. Es musste jedenfalls so sein, damit in dieses Chaos wenigstens ein bisschen Ordnung kam.
Aber noch eine Möglichkeit schoss plötzlich durch Simons Kopf. Vielleicht war nur einer der Morde der richtige, es gab nur ein Opfer, auf das es der Killer abgesehen hatte. Der Rest diente nur zur Ablenkung! Es wäre denkbar. Dagegen sprach, dass der Täter eine Menge Arbeit und Aufsehen in Kauf genommen hatte, um den Verdacht von sich abzulenken. Was wiederum bedeuten konnte, dass ihm der Mord sehr wichtig war und er ihn von langer Hand vorbereitet haben musste.
Wieder fiel Simon spontan nur Huber ein, der ein so starkes Motiv vorzuweisen hatte, um dies alles auf sich zu nehmen. Er musste das mit ihm endlich klären.
Simon stieß seinem Konkurrenten vorsichtig den Ellbogen in die Seite und bedeutete ihm mit dem Kopf, mit ihm den Raum zu verlassen.
Simon stand leise auf. Huber folgte ihm.
Während die Gäste fasziniert lauschten, wie ein Sherlock Holmes gestand, einmal ein Black-out erlebt zu haben und danach in einer fremden Stadt auf einer Yoga-Matte wieder aufgewacht zu sein, schlichen die beiden aus dem Raum.
Als sie draußen in der Diele waren, sah Simon Huber herausfordernd an.
»Wenn Sie mein Hotel so gerne haben möchten, warum fragen Sie mich nicht einfach, ob ich es verkaufen will?«
»Ich will Ihr Hotel nicht haben.«
»Wieso haben Sie es dann getan?«
»Wieso habe ich was getan?«
»Kalle getötet.«
Huber schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht getan.« Er zeigte auf die verschlossene Küchentür. »Da ist Kalle drin?«
»Ja.«
»Und er ist wirklich tot? Er steht nicht gleich auf und sagt, das ist nur ein Spiel?«
»Nein. Nur die Gäste glauben, dass es das ist.«
»Kann ich ihn sehen?«
»Ja.«
Simon öffnete die Küchentür und ging hinein. Huber folgte ihm. Die Notleuchten brannten noch und beleuchteten die Szenerie. Ohne Kerzenlicht wirkte der Raum kühl und gespenstisch. In der Ecke neben dem Kühlschrank lag noch immer die Leiche. Sie war jetzt mit einer Decke zugedeckt, das Blut glänzte dunkel, fast schwarz. Die Baguettebrote hatte jemand aufgehoben.
»Verdammt.« Huber stöhnte leise. »Armer Konrad.«
Er hockte sich hin und berührte vorsichtig den Arm des Kochs, der mittlerweile in Leichenstarre fiel.
Plötzlich sah Simon, wie ein Tropfen auf dem Arm des Toten fiel. Eine Träne von Huber!
Huber räusperte sich. »Das hat er nicht verdient.«
»Nein, das hat er nicht verdient.«
Huber stand wieder auf. Seine Augen waren leicht gerötet und glänzten feucht. Er hatte tatsächlich geweint.
Simon kam sich zwar in diesem Moment wie ein Elefant im Porzellanladen vor, aber er musste Huber das fragen.
»Sie haben ihn wirklich nicht getötet?«
»Nein. Habe ich nicht. Er war mein Freund.«
»Ihr Freund? Das wusste ich nicht.«
»Ja, wir waren zusammen auf der Hotelschule. Wir haben dort eine Menge zusammen gemacht.« Er schniefte bei diesen Erinnerungen. »Danach wollten wir eigentlich immer zusammen arbeiten, aber ich konnte es mir nicht leisten, ihm ordentliches Geld zu zahlen, deshalb haben sich unsere Wege getrennt. Als er hörte, dass Sie das Hotel hier übernehmen und neu aufmotzen, hat er bei Ihnen angefangen, damit wir uns öfter mal sehen konnten. Und er hat ein bisschen für mich spioniert.«
»Das habe ich gemerkt.«
»Aber ich habe ihn nicht umgebracht, und die anderen auch nicht. Ich weiß gar nicht, wann das passiert sein soll. Ich habe bestimmt ein Alibi. Fragen Sie mich!«
»Heute Nachmittag ist mein Pianist verschwunden und in den Abgrund gestoßen worden.«
»Das tut mir leid. Ich war im Hotel, meine Angestellten können es bezeugen.«
»Lukas war mein bester Freund. Wir sind quasi zusammen aufgewachsen. Wir haben so viel Unsinn angestellt, dass unsere
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