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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kundschafterlinie, welche die mächtige Flotte des französischen Admirals in die offene See und schließlich nach Ägypten geleiten würde? Er dachte an alle die Informationen, gesicherte und ungesicherte, die schließlich viel mehr bedeuteten als diese eine Korvette, die ihren Weg zum schützenden Hafen bedrohte. Wie ein riesiges Seeungeheuer würde Brueys Flotte aus Transportern und Linienschiffen mit Malta als Sprungbrett auf die ägyptische Küste zustreben. Und von da aus nach Indien, zu all den Besitzungen und Handelsverbindungen, die England beinahe in jenem anderen Krieg verloren hatte.
    »Alle Mann ins Boot!«
    Er wartete, ob Veitch oder Plowman etwas einzuwenden hatten.
    Aber der Leutnant sagte nur: »Ich lege nicht ohne Sie ab, Sir. Und das ist mein letztes Wort.«
    Bolitho lächelte. »Sie wollen Ihrem Kommodore den Gehorsam verweigern, Mr. Veitch? In Kriegszeiten könnten Sie dafür gehängt werden!«
    Beide lachten; dann entgegnete Veitch: »Das Risiko will ich gern eingehen, Sir.«
    Schon kletterten die Matrosen über Bord, und Bolitho hoffte nur, auf dem französischen Schiff würde niemand bemerken, daß hier etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Es hatte schließlich wenig Sinn, schneller sein zu wollen als ein so bewegliches Kriegsschiff. Und der Versuch, in einem Kutter über das offene Mittelmeer zu entkommen, wäre purer Irrsinn gewesen.
    Schwer atmend kam Allday nach achtern. »Lunte ist verkürzt, Sir.« Er spähte nach der Korvette hinüber. Die Geschütze waren ausgerannt, kleine Sechspfünder. Sie würden für die alte
Segura
ausreichen, auch ohne ihre tödliche Fracht. »Nur wir beide sind noch an Bord. Und dieser verrückte Schwede.«
    Larssen grinste mit kindlicher Furchtlosigkeit. »Aye, Sir.«
    Ein scharfes Krachen. Sie fuhren herum und sahen eine Rauchwolke von der Korvette aufsteigen; eine einzelne Kugel fuhr durch die Takelage des Fockmasts und warf weit an Steuerbord eine dünne Fontäne hoch.
    Bolitho lächelte gelassen. »Signal verstanden.« Er nickte Allday zu. »Gehen Sie nach vorn und brüllen Sie ihre unsichtbare Mannschaft an.«
    Bestimmt beobachtete der französische Kommandant persönlich die
Segura
.

Bolitho warf einen raschen Blick auf den Kutter, der langsam von der Leeseite der
Segura

abstieß, bis ans Dollbord voll mit Männern und Riemen und dem Gewirr aus Segel und Mast, den Veitch jetzt aufzurichten begann. Eine Heckleine verband sie noch mit dem Schiff, an der das Sprengkommando später eingeholt we rden sollte.
    Bolitho griff in die Speichen und sagte: »Setzen Sie die Flagge, Larssen!«
    Der Schwede grinste, und Sekunden später flatterte die amerikanische Flagge von der Gaffel.
    Die Antwort kam augenblicklich: eine neue, scharfe Detonation; diesmal schmetterte die Sechspfundkugel wie ein mächtiger Hammer in den Rumpf der
Segur
a

und erschütterte das Schiff heftig.
    Bolitho hatte auch nicht erwartet, daß sich die Korvette zum Narren halten lassen würde. Aber alles brauchte seine Zeit; aus dem Augenwi nkel sah er, daß Veitch seinen Hut schwenkte zum Zeichen, daß er fertig war.
    Ein dumpfer Schlag im Vorschiff; er sah Allday mit einer Axt zur Seite springen; der bräunliche Klüver kam rauschend herunter und hüllte ihn in einen fallenden Haufen Leinwand. Damit schien der Franzose zufrieden zu sein, denn der Kommandant brachte die Korvette bereits herum auf einen fast parallelen Kurs, so daß die
Segura
in Lee von ihm lag, und ließ auch schon Segel wegnehmen, um längsseit zu kommen. Schon enterten Matrosen mit Wurfankern in die Wanten, Stahl glitzerte auf, ein Enterkommando rannte bereits zum Vorschiff, wo der erste Kontakt erfolgen würde.
    Bolitho fühlte, wie das Ruder unter seinen Händen bockte, denn ohne Vorsegel gierte die
Segura

wild, und die Segel schlugen heftig.
    »Lunte zünden!«
    Er hörte Allday unter Deck rennen und übergab dem Schweden wieder das Rad. Auf der Großrah der Korvette sah er einen Matrosen herüberdeuten und heftig gestikulieren; wahrscheinlich hatte er von oben den Kutter gesehen und wollte es den Offizieren auf dem Achterdeck melden, doch konnte er sich offenbar nicht verständlich machen: denn achtern quietschten Blöcke und Taljen, schlugen Segel, brüllten die Männer, begierig nach Kampf, mochte er auch nur einseitig sein.
    Bolitho blieb noch am Ruder stehen. Machte er sich zu früh davon, würde der Franzose immer noch abdrehen können. Und unter Deck zischte die Lunte – hoffentlich war Allday nicht zu

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