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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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da sprachen Sie zum erstenmal. Jetzt brauchen Sie einen richtigen Arzt.«
    Bolitho verzog das Gesicht. »Das Geschwader ist bestimmt schon lange weg. Auch ohne das, was ich auf Malta erfahren habe, wird Farquhar inzwischen ausgelaufen sein.«
    »Sie hatten also recht, Sir?« fragte Veitch.
    »Ich glaube, das wußten wir alle von Anfang an, Mr. Veitch.« Er dachte wieder an die kühle Weinhandlung, und wie der heiße Schweiß auf seinem Rücken plötzlich eiskalt geworden war. »Gorse hat angedeutet, daß die Franzosen auf dem Weg nach Ägypten Malta einnehmen werden.«
    »Das überrascht mich nicht, Sir.« Veitch schien sehr müde zu sein. »Die Verteidigungsanlagen von Malta sind, nach allem, was ich gesehen habe, nur noch Ruinen.«
    »Wenn die Franzosen Malta mit seinen Waffen- und Proviantlagern in Händen haben, dann besitzen sie alles, was sie brauchen, um auf Korfu eine unaufhaltbare Invasion vorzubereiten.« Er lächelte müde. »Also müssen wir dem Admiral Nachricht geben. Wenn nicht anders, dann mit diesem alten Kasten.«
    Veitch ging zur Tür. »In einer Stunde geht die Sonne auf, Sir. Wenn wir Glück haben und das bißchen Wind uns nicht im Stich läßt, dann erreichen wir Syrakus im Laufe der Nachmittagswache.« Er blieb an der Tür stehen. »Ich muß Mr. Plowman ablösen, Sir.«
    Allday wartete, bis die Tür wieder zu war, und sagte dann: »Der wird mal ein guter Kommandant, Sir.«
    »Finden Sie?«
    »Aye, Sir.« Allday half ihm in den Stuhl. »Er hat ein besseres Temperament als mancher andere.«
    Bolitho sah ihm zu. Er war zufrieden, daß er saß, trotz der drängenden Gedanken in seinem Hirn. Er brauchte Allday nur anzusehen, um zu wissen, was diese Tage und Wochen gekostet hatten. Bestimmt hatten er und die anderen nie länger als nur ein paar Minuten schlafen können.
    »Ich habe in einer Lade ein spanisches Hemd gefunden«, sagte Allday munter. »Das hab ich gewaschen, und Larssen hat Ihre Kniehosen gereinigt.« Mit dem Rasiermesser in der Hand kam er in den Lichtschein der Laterne. »So, und jetzt wollen wir Sie ein bißchen präsentabler machen.«
    Später, als der rote Morgenschein durch das schmutzige Skylight drang, stand Bolitho mit seinem fremden Hemd vor dem Spiegel und sah sich an.
    Allday wischte das Rasiermesser an einem Stück Flaggentuch ab.
    »Sie wissen Bescheid, Sir, und ich auch; aber die Jungs werden denken, Sie sind wieder obenauf.«
    Die Hand mit dem Rasiermesser erstarrte.
    »An Deck! Segel in Luv voraus!« ertönte eine Stimme von oben.
    Allday faßte Bolitho beim Arm. »Sachte, Sir! Mr. Veitch macht das schon.«
    Bolitho sah ihn ernsthaft an. »Mr. Veitch hat das ein bißchen zu lange machen müssen. Und Sie auch.« In seinen Ohren brauste und läutete es. »Helfen Sie mir an Deck!«
    Für ein so kleines Schiff kam ihm der Weg bis zum Kampanje sehr lang vor.
    Die See war ganz ruhig und hatte im schwachen Schein der noch dicht auf der Kimm stehenden Sonne einen seltsam rötlichen Ton, in dem die undeutlichen Buckel der Küste beinahe häßlich wirkten. Bolitho hielt sich an der Reling fest und sog gierig die Luft ein. Nach der stickigen Kajüte war sie wie Wein. Er sah zu den lose killenden Segeln hoch. Kaum genügend Wind, um das Schiff auf Kurs zu halten. Er nickte Veitch und Plowman zu; seiner Stimme traute er nicht. Wenn die Sonne erst hoch stand, würde er die Küste Siziliens hinter den Backbordschanzkleid deutlicher sehen können und ungefähr wissen, wo sie waren.
    Da! Der rote Schein betupfte das kleine Quadrat eines Segels, weit draußen an Backbord voraus. In dem unsicheren Licht sah es aus, als wäre es sehr weit weg; aber die Entfernung würde sich mächtig schnell verringern.
    Er wandte sich um und sah Veitch an. »Einer von uns, vielleicht?«
    Veitch schob sein Teleskop mit einem Klicken zusammen.
    »Nein, Sir. Das ist wieder diese verdammte Korvette!«
    Bolitho hörte die bittere Verzweiflung in Veitchs Stimme. Trotz aller Anstrengungen und Mühen hatten sie die Korvette immer noch auf dem Hals! Da stand sie wie ein Hecht zwischen einem hilflosen Entenküken und dem schützenden Röhricht.
    Er dachte an die Bewaffnung der
Segura
.

Aber das war sinnlos.
    Zwei, drei Drehbassen und die Musketen. Aussichtslos.
    »Wie weit sind wir vom Land?« fragte er und war überrascht, wie fest seine Stimme klang.
    »Sechs Seemeilen, Sir«, sagte Plowman, »nicht mehr, meiner Schätzung nach.« Er sah ihn zweifelnd an. »Das Wasser ist hier sehr tief; ich hatte gehofft,

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