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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kennengelernt, als ich für Captain Herrick in Kent war, bei der Neuausrüstung der
Lysander
.

So ein hübsches Mädchen, aber mit gelähmten Gliedern – ein herzzerreißender Anblick… Mr. Gilchrist ist mit ihr verlobt«, schloß er langsam.
    Bolitho packte den Degengriff fester und starrte in die Dunkelheit, bis ihm die Augen schmerzten. Er war so mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen, daß er sich um die übrige Welt, um die Welt Herricks, überhaupt nicht gekümmert hatte. Herrick hatte seine dienstliche Laufbahn als armer, unprivilegierter Mann begonnen. Im Vergleich zu Offizieren wie Farquhar – oder schließlich auch zu ihm, Bolitho, selbst – war er immer noch arm. Im Lauf der Jahre hatte er sich zwar etwas erspart, seine mageren Prisengelder mit dem Bonus bei seiner Beförderung zum Fregattenkapitän etwas aufgebessert, aber von einem Vermögen konnte nicht die Rede sein.
    »Captain Herricks Mutter starb kurz bevor wir aus Spithead ausliefen«, sagte Leroux. »Deshalb ist seine Schwester jetzt ganz allein.«
    Wie war es eigentlich, als ich damals an Bord der
Lysander

kam? überlegte Bolitho. »Davon hat er mir nichts gesagt«, antwortete er dann. »Aber vielleicht habe ich ihm auch keine Gelegenheit dazu gegeben.«
    Er schwieg; Leroux eilte wieder dem Vortrupp nach und überließ Bolitho seinen Gedanken.
    Herrick liebte seine Schwester sehr, das wußte Bolitho. Einen Mann für sie zu finden, war ihm sicher wichtiger als alles andere, selbst wichtiger als seine Freundestreue. Doch warum verhielt sich Gilchrist so feindselig? Und warum wollte er ausgerechnet ein gelähmtes Mädchen heiraten? Bolitho war beides unerklärlich.
    Er hob den Kopf und starrte zu den Sternen empor: so kalt, so erhaben über das kleinliche Gewimmel auf Erden.
    In früheren Zeiten hatte er manchmal, wenn er frustriert und ungeduldig die Befehle höherer Stellen ausführte, gemeint, er selbst würde es besser machen. Aber jene Vorgesetzten hatten Flotten zu kommandieren gehabt, große Ereignisse in Rechnung zu ziehen und zu manipulieren. Nun hatte auch er eine wenn auch kleine Chance bekommen, zu zeigen, was er konnte, zu beweisen, daß er jetzt fähig war, in diese Ränge aufgenommen zu werden, deren Flaggen über den Geschwadern Freude, Stolz und Gehorsam auslösten.
    Bolitho horchte auf das müde Scharren der Soldatenstiefel und wußte, daß er versagt hatte.
    »Können Sie was sehen?« fragte Pascoe flüsternd, denn draußen vor der Zeltklappe wußte er einen Wachtposten.
    Allday stand tiefgebückt an der Rückwand des Zeltes. Er hatte sich aus einem Trinkbecher eine Klinge gebastelt und damit ein kleines Loch geschnitten, durch das er spähte.
    Stille heischend hob er die Hand. Von der Hinterwand des Zeltes aus konnte er ein Stück Strand unterhalb des Lagers sehen; auf dem unruhigen Wasser reflektierten die Sterne, und irgendwo wippte die Ankerlaterne eines Schiffes. Der Mond schien nicht, so daß jedes Feuer, jede Laterne überhell zu leuchten schien, selbst auf dem weit entfernten anderen Landarm der Bucht.
    Mitternacht war vorbei, soweit er schätzen konnte; doch seit jenem Trompetenruf herrschte pausenlos Betriebsamkeit in Lager und Umgebung.
    Jetzt war es etwas ruhiger, doch über dem Vorland ließen sich ein paar helle Laternenpünktchen erkennen; wahrscheinlich war die Batterie voll bemannt und traf alle Vorbereitungen für das Bo mbardement bei Morgengrauen. Ein glutroter Schein waberte ein paar Sekunden lang am Himmel und erstarb dann ebenso schnell. Allday fühlte, wie ihm Schweiß über Hals und Brust rann: dort wurde die Tür einer Feueresse auf- und wieder zugemacht. Sie erhitzten also Kanonenkugeln, um das Schiff in Brand zu schießen.
    Er glitt zu Boden. Sie lagen beide nebeneinander, beinahe berührten sie ihre Gesichter.
    »Die Batterie macht Kugeln heiß«, flüsterte Allday. »Deswegen haben wir auch einen Eingeborenen als Wachtposten. Die Spanier hier sind bestimmt alle Artilleristen und werden bei diesen verdammten Kanonen gebraucht.«
    Pascoes Gesicht leuchtete bleich in der Dunkelheit. »Was machen wir bloß?«
    Allday deutete zur Zeltklappe. »Steht da nur ein Mann?«
    »Aye. Die denken, wir sind ihnen sicher.«
    Trotz seiner steigenden Spannung grinste Allday. »Mit gutem Grund, Mr. Pascoe. Viel Schaden können wir ja nicht anrichten, selbst wenn wir abhauen, nicht wahr?«
    »Ich weiß.« Es klang wie ein Schluchzen.
    »Sachte!« Er faßte Pascoe an die Schulter und fühlte die vom

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