Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Sonnenbrand wunde Haut. »Wenn wir was explodieren lassen, wie wir das besprochen haben, dann können wir damit das Schiff warnen.«
    Entschlossen nickte Pascoe. »Aber wie kommen wir durch das Lager? Es muß mindestens eine Meile bis zur anderen Seite sein.« Allday blickte zum Hintergrund des Zeltes. »Wenn mehr als ein Mann Wache steht, sind wir verloren.« Er ließ die Worte einwi rken. »Aber wenn wir uns den da schnappen, ehe er um Hilfe rufen kann, dann kann sich einer von uns seine Uniform anziehen.«
    Pascoe kroch auf dem Bauch zum Eingang. »Er hat sich hingesetzt. « Lautlos wie ein Wilddieb schlich er sich wieder zu Allday und tippte ihm auf den Arm. »Ich glaube fast, er schläft, aber sehen Sie sich vor. Es könnten noch andere Wachen in der Nähe sein.«
    Allday prüfte sein primitives Messer und sagte: »Wenn ich geschnappt werde, ehe ich was unternehmen kann, verhalten Sie sich still und tun, als ob Sie schliefen. Lassen Sie sich nicht anmerken, daß wir das zusammen geplant haben.«
    Pascoe zeigte grinsend die Zähne. »Ach, hol Sie der Teufel, Mutter Allday!«
    Allday lächelte. »Das hört sich schon besser an, Mr. Pascoe.« Adam blieb an der Zeltklappe stehen und versuchte, sein Gehör dem gleichmäßigen Kratzen von Alldays Messer zu verschließen, der die Zeltleinwand durchschnitt. Der Posten rührte sich nicht. Pascoe glaubte, die da draußen müßten sein Herz gegen die Rippen hämmern hören. Das Geräusch verstummte, und er warf einen raschen Blick über die Schulter. »Fertig, Allday?«
    Aber er war schon allein. Er hob sich auf ein Knie und hielt den Atem an, als Allday wie ein Schatten um die Zeltecke glitt; seine bloßen Füße waren im Sand nicht zu hören. Es war, als hätte er sich in einen alles verbergenden Mantel gewickelt. Einen Moment stand er hoch über dem dösenden Soldaten. Dann stürzte er sich auf ihn und über ihn; ihre Schatten vermengten sich, aber außer einem kurzen Keuchen war nichts zu hören.
    Pascoe hielt Allday die Zeltklappe auf, der den reglosen Posten durch den engen Eingang zerrte.
    »Zünden Sie bloß nicht die Laterne an«, zischte Allday. »Sie müssen sich im Dunkeln umkleiden, so gut es geht. Los, ziehen Sie ihm die Jacke aus; Sie nehmen auch seine Hose. Stinkt säuisch, der Kerl.« Er tastete rasch nach dem Koppel. »Ah, ‘ne Pistole hat er auch.«
    Pascoe fühlte die Haut des Mannes unter seinen Fingern. Sie war feucht und heiß, aber unbewegt.
    »Ich glaube«, murmelte Allday, »ich habe dem Bastard das Genick gebrochen.«
    Pascoe starrte ihn durch das Dunkel kurz an und riß sich dann die Hose herunter. Eine Sekunde lang stand er nackt da und zog dann mühsam die Hose des toten Soldaten an. Seine eigene war zwar zerfetzt, aber immerhin eine letzte Verbindung zu dem Schiff. Er preßte die Lippen zusammen. Weg damit.
    Dann die Jacke und das Koppel. Allday hatte recht; dessen kräftiger Körper hätte nie in die Uniform dieses Mannes gepaßt.
    Jetzt tappte Allday im Zelt herum, dann hörte Pascoe Wein glukkern und wunderte sich, daß Allday ausgerechnet jetzt trinken konnte. Aber schon holte er erschrocken Luft, denn er fühlte Alldays tropf nasse Hände auf Gesicht und Hals und unter dem offenen Uniformkragen. »Sie müssen so dunkel wie möglich aussehen«, sagte Allday grimmig. »Gott behüte, wenn man Sie bei Tageslicht sieht, ‘ne Rothaut als Soldaten hatten die wahrscheinlich noch nie.«
    Er stülpte Pascoe den Fez auf und drapierte das Nackentuch so, daß es möglichst viel vom Gesicht verbarg.
    Pascoe nahm die Muskete auf und prüfte sie. Glücklicherweise war sie neu, eine französische vermutlich.
    »Fertig.«
    Allday zerrte den Toten beiseite und deckte ihn mit einem Stück Zeltleinwand zu.
    »Gut. Und jetzt fesseln Sie mir die Hände auf den Rücken. Es muß schön fest aussehen. Nicht zu fest, natürlich; passen Sie auf!«
    Stumm sahen sie einander an. Dann sagte Pascoe: »Wenn sie mich lebend kriegen, dann…«
    Allday schüttelte den Kopf. »Das werden sie nicht. Mich auch nicht.«
    Draußen kam es ihnen fast kühl vor. Die tiefen Schatten der Zelte und Erdwälle wirkten unwirklich und drohend.
    Allday überlegte sich, was die Wachen wohl während der Nacht mit den Sklaven und Gefangenen machten. Wenn alles klappte, würde es ein rauhes Erwachen für sie geben, wo sie auch sein mochten.
    Es war alles so einfach. Eilig schritten sie den Abhang hinunter, wo die Offizierszelte standen, und auf einen rauhen, teilweise fertiggestellten Pfad

Weitere Kostenlose Bücher