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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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empfangen. Winzige Ruderboote schossen zwischen den Schiffen und der Pier hin und her wie Wasserkäfer. Ein paar Schoner ankerten hier, auch schlanke arabische Dhaus, und die Felukken mit den großen Lateinersegeln. Zwei farbenfreudige Galeassen mit vergoldetem Schnitzwerk lagen an den Steinstufen des Kais wie aus einem historischen Gemälde stammend. Als die Römer England eroberten, wären solche Schiffe nicht besonders aufgefallen, dachte Bolitho. Die Malteserritter hatten sie jahrhundertelang mit großem Erfolg benutzt, um Häfen und Schiffe der Türken zu attackieren, und hatten auf diese Weise viel dazu beigetragen, den türkischen Einfluß zu verdrängen – auf immer, wie zu hoffen stand.
    Aber jetzt hatte Malta seine Rolle wieder gewechselt. Es hatte sich auf seine eigene Kraft besonnen, erhob Abgaben von den Schiffen, die den Hafen in Geschäften anliefen oder dort vor Stürmen oder Piraten Schutz suchten.
    »Klar zum Ankern!«
    Bolitho trat an den Fuß des Großmastes und wartete auf irgendeinen Anruf. Aber die
Segura

erregte wenig Interesse; er nahm daher an, daß sie nicht das erste Schiff war, das hier unter amerikanischer Flagge einlief.
    Allday flüsterte grinsend: »Bei Gott, Mr. Gilchrist wird ein Jahr brauchen, bis er diese Burschen wieder auf Draht hat!«
    Eben spuckte einer unbekümmert an Deck, grinste aber dann seine Kameraden etwas schafsmäßig an. Auf der
Lysande
r

hätte ihm Spucken ein Dutzend Hiebe eingebracht.
    »Aufschießen!« schrie Veitch.
    Bolitho nahm ein Messingteleskop und richtete es auf den längsten der steinernen Kais: Boote, bis ans Dollbord mit Früchten und Korbwaren beladen – und vermutlich auch mit Weibern. Denn christliche Sitte und Moral waren in diesen Steinmauern schon längst angekränkelt, und es hieß, selbst die Malteserritter seien mehr den weltlichen als den himmlischen Freuden zugetan.
    »Ruder hart Backbord!«
    Die
Segur
a

dümpelte über ihrem Schatten, die geflickten Segel bewegten sich kaum noch im Wind, und der rostige Anker klatschte ins Wasser.
    »Mr. Veitch, wenn Sie diese Marketender schon längsseit kommen lassen, dann geht aber immer nur einer von den Händlern an Bord! Sonst gibt es eine riesengroße Wuling!«
    Allday stellte bereits eine kleine, aber furchteinflößende Ankerwache zusammen. Jeder Mann hatte einen Entersäbel und dazu eine lange, kräftige Handspake.
    »Boot aussetzen!«
    Bolitho wischte sich Gesicht und Hals. Im Hafen war es noch stickiger als unter Deck.
    Das erste Boot lag bereits längsseit. Händler und Ruderer priesen in vielsprachiger Konkurrenz ihre Waren an.
    Veitch kam wieder nach achtern. »Alles klar, Sir. Ich habe zwei Drehgeschütze mit gehacktem Blei geladen; unter dem Vorderkastell, wo man’s nicht sieht, ist ein Muskentengestell. Die Hafenbatterien sind nur auf See hinaus gerichtet; also sind wir fürs erste sicher.«
    Bolitho nickte. »Festungsbauer machen oft diesen Fehler. Sie denken niemals an einen Angriff von der Landseite. Und das ist auch ganz gut so.«
    »Ihr Boot wartet, Sir.« Allday trat ans Schanzkleid bei den Großwanten. Dort versuchte soeben ein kleiner, dunkelhäutiger Mann mit Turban, der sich eine Auswahl von Schmuckperlen, Flaschen und exotischen Dolchen um den Hals gehängt hatte, an Bord zu klettern. »Warte, bis zu gerufen wirst,
Mustafa
!« sagte Allday, setzte dem Mann die offene Hand unters Kinn und gab ihm einen Schubs, daß er rücklings ins Wasser fiel. Seine Kumpane brachen in Gelächter und fröhliches Geschrei aus; vermutlich dachten sie, der Skipper dieses Fahrzeugs sei vielleicht ein harter Mann, aber gerecht und bevorzuge keinen.
    Veitch kam zu Bolitho an die Reling. »Wenn irgendein Behö rdenmensch an Bord kommt, Sir, soll ich versuchen zu bluffen?« Bolitho war früher schon in Malta gewesen. Er lächelte grimmig.
    »Halten Sie sich an Mr. Plowman. Ich nehme an, er kennt die etwas unorthodoxen Geschäfte hier. Die Hafenbehörden werden vielleicht abwarten, ob wir löschen wollen. Aber wenn sie kommen und nach Papieren fragen, dann sagen Sie ihnen das, was wir besprochen haben: das wir die Papiere über Bord werfen mußten, weil wir von einem unbekannten Schiff gejagt wurden. In der Kajüte finden Sie einen Beutel Goldmünzen, falls Sie ein bißchen schmieren müssen.«
    Plowman grinste über die Unsicherheit des Leutnants. »Du lieber Gott, Mr. Veitch! Hafenbeamte sind überall gleich; und immer mehr amerikanische Schiffe sege ln ins Mittelmeer. Hier wartet ein neues

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