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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schließlich sagte er: »Amerikaner. Ja, verstehe.«
    Bolitho räusperte sich und gab sich Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Ich möchte
M’sieu
r

Gorse sprechen.«
    Wieder der unbewegte Blick. Doch er gab kein Alarmzeichen, seine Leute arbeiteten weiter, ohne sich um die Besucher zu kümmern.
    Endlich sagte er: »Ich weiß nicht, ob ich das arrangieren kann.« Allday rückte ihm dicht auf den Leib und starrte ihn wütend an.
    »Der Käpt’n sagt, er will ihn sprechen, und damit hat sich’s, Kerl! Wir sind mit diesem gottverdammten Brief nicht so weit hergekommen, daß wir noch Lust hätten, stundenlang zu warten!«
    Der Mann lächelte dünn. »Ich muß vorsichtig sein.« Er sah bedeutsam zum Hafen hin. »Und Sie auch!«
    Er klappte das Buch zu und winkte sie zu einer engen Steintreppe.
    »Bleiben Sie mit Larssen hier, Allday«, sagte Bolitho. Sein Mund war völlig trocken, der Gaumen brannte wie heißer Sand. Abwe hrend schüttelte er den Kopf. »Keine Widerrede! Wenn’s jetzt noch schiefgeht, haben drei auch nicht mehr Chancen als einer.« Er versuchte, beruhigend zu lächeln. »Ich rufe Sie schon, wenn Not am Mann ist.«
    Damit drehte er sich um, ging hinter dem Angestellten die Treppe hinauf und trat dann durch eine Tür in einen langen Raum, der zum Hafen hin offen war. Schiffe und Häuser schimmerten in der Sonne wie ein riesiger Gobelin.
    »Ah,
capitaine
!« Ein weißgekleideter Mann kam vom Balkon herein. »Ich habe mir beinahe gedacht, daß Sie es sind.«
    Yves Gorse war klein und rundlich. Er hatte zierliche, ruhelose Hände und wie zum Ausgleich für seine vollständige Kahlheit einen dichten schwarzen Bart.
    Bolitho musterte ihn gelassen. »Ich wollte schon früher einlaufen, aber ich bin einer britischen Fregatte begegnet. Mußte meine Papiere über Bord werfen; aber dann konnte ich den Bastard in einem Sturm abschütteln.«
    »Aha.« Gorse deutete mit seiner zierlichen Hand auf einen Stuhl.
    »Bitte nehmen Sie Platz. Sie sehen nicht wohl aus,
capitain
e

    »Mir geht’s gut.«
    »Vielleicht.« Gorse ging zum Fenster und sah aufs Wasser hinaus. »Und wie ist Ihr Name?«
    »Pascoe. Ein Name aus Cornwall.«
    »Das ist mir bekannt,
capitain
e
.« Mit überraschender Leichtigkeit drehte er sich um. »Aber ein
capitain
e

Pascoe ist mir nicht bekannt – eh?«
    Bolitho zuckte die Achseln. »Bei diesem Spiel muß man lernen, einander zu vertrauen, nicht wahr?«
    »Spiel?
«

Gorse tat ein paar Schritte durchs Zimmer. »Das ist es nie gewesen. Doch Ihr Land ist wohl noch zu jung, um die Gefahr richtig zu sehen.«
    Ärgerlich entgegnete Bolitho: »Haben Sie unsere Revolution vergessen? Mir ist doch, als hätte sie ein paar Jahre vor der Ihren stattgefunden!«
    »Touche«,

sagte Gorse und zeigte lächelnd kleine, aber makellose Zähne. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Nun – dieser Brief. Kann ich ihn haben?«
    Bolitho zog ihn aus der Tasche. »Sie sehen,
M’sieur
,

ich vertraue Ihnen.«
    Gorse öffnete den Brief und las, indem er ihn in einen Flecken Sonnenlicht hielt. Bolitho versuchte, nicht hinzusehen, nicht nach einem Anzeichen zu suchen, ob Gorse gemerkt hatte, daß der Brief neu versiegelt worden war. Aber Gorse schien zufrieden zu sein. Nein, erleichtert war das passendere Wort.
    »Gut«, sagte er. »Vielleicht möchten Sie ein Glas Wein? Etwas Besseres als dieses Zeug, das Sie nach – äh – wohin wollten Sie doch?«
    Bolitho preßte die Finger in der Tasche zusammen, um das Zittern seiner Beine zu beherrschen. Er hatte das Gefühl, sie zitterten so stark, daß Gorse es bemerken mußte. Jetzt war der Augenblick. Versuchte er, mit irgendwelchen Spiegelfechtereien etwas aus Gorse herauszulocken, so würde der Mann sofort Bescheid wissen. Gorse war ein erfahrener Agent des Feindes. Sein Schiffsbedarfs- und Weinhandel war eine in langen Jahren sorgfältig aufgebaute Tarnung. Offenbar hatte er nicht den Wunsch, nach Frankreich zurückzukehren, das er schon vor langer Zeit verlassen haben mußte. So mancher, der Kaufmann gewesen war wie er, hatte seine letzten Atemzüge getan, als er in einen blutverschmierten Korb hinunterstarrte und auf das Niedersausen des Fallbeils wartete.
    Malta stand wie eine Schildwache zwischen dem westlichen und dem östlichen Mittelmeer. Gorses nachrichtendienstliche Tätigkeit würde ihm gut zustatten kommen, besonders wenn die französische Hauptflotte Toulon verließ, was sie schließlich eines Tages tun mußte.
    Beiläufig erwiderte Bolitho: »Nach

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