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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Korfu natürlich. Daran hat sich nichts geändert. Ich dachte, mein Freund John Thurgood wäre hier mit seiner
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Paul
a
vor Anker gegangen. Er wollte auch nach Korfu, wie Sie sicher wissen.«
    Gorse lächelte bescheiden. »Ich weiß vieles.«
    Bolitho versuchte sich etwas zu lockern und Befriedigung darüber zu empfinden, daß sein Schwindel akzeptiert wurde. Aber er fühlte sich immer schlechter; er merkte, daß sein Atem rascher ging. Allerlei Vorstellungen zuckten durch sein Hirn, wie Stücke aus einem Alptraum: die hellen, mit wehenden Palmen bestandenen Strande Tahitis und anderer ferner Inseln; Bilder von Menschen, die qualvoll am Fieber starben, und von Überlebenden, die sich zu einem erschreckten, verzweifelten Häuflein zusammendrängten.
    Wie von fern hörte er sich sagen: »Und der Brief – gute Nachrichten?«
    »Ja,
capitaine
.

Die Malteser werden allerdings vielleicht anderer Ansicht sein, wenn die Zeit kommt.« Er schien besorgt: »Sie müssen sich aber wirklich ausruhen,
capitain
e
! Sie sehen gar nicht wohl aus.«
    »Fieber«, entgegnete Bolitho. »Alte Geschichte. Kommt immer wieder.« Er mußte in ganz kurzen Sätzen sprechen. »Aber deswegen – kann ich trotzdem segeln.«
    »Sie haben keine Eile. Sie können bei mir…« Doch auf einmal machte er ein ganz erschrockenes Gesicht. »Oder ist es etwa – ansteckend?«
    Bolitho stand auf und stützte sich auf die Stuhllehne. »Nein. Rufen Sie meine Leute. Auf dem Schiff wird mir besser.«
    »Wie Sie wünschen.« Er schnippte mit den Fingern – ein Zeichen für jemanden, der draußen vor der Tür stand.
    Trotz seiner Benommenheit wurde Bolitho klar, daß Gorse ein paar Männer draußen vor die Tür postiert hatte, um Bolitho umbringen zu lassen, falls er Verdacht geschöpft hätte.
    »Wünschen Sie, daß ich Briefe von Ihnen mit nach Korfu nehme,
M’sie
ur
?« konnte Bolitho gerade noch fragen.
    »Nein.« Gorse sah ihn besorgt an. »Meine nächsten Briefe gehen auf direkterem Weg.«
    Allday und der Schwede erschienen an der Tür. »Ihr Kapitän ist krank!« rief Gorse.
    Allday faßte Bolitho am Arm. »Ist schon gut, Sir. Wir bringen Sie an Bord.« Die Stufen wieder hinunter und hinaus in die gnadenlose Sonne… Sie trugen ihn mehr, als daß sie ihn stützten; undeutlich sah er, daß ein paar Malteser über die drei Seeleute grinsten, die so schwankend aus einer Weinhandlung kamen.
    »Renn voraus, Larssen«, befahl Allday, »und signalisiere schon dem Boot! Und wenn du nicht am Kai bist, wenn wir kommen – ich krieg dich, ganz egal, wie lange es dauert!«
    Er führte Bolitho an eine schattige Stelle. Der Schweiß lief ihm in Strömen hinab, doch zum Unterschied von vorhin war es eiskalter Schweiß. Schüttelfrost befiel ihn.
    »Muß… weiter…«, keuchte er; aber es hatte keinen Zweck, die Kräfte schwanden ihm schnell. »Muß… dem Geschwader… Bescheid sagen…« Dann brach er zusammen.
    Larssen kam mit vi er Matrosen vom Hafen heraufgerannt und starrte Allday hilflos an.
    »Los, bringt ihn zum Boot!« stieß Allday hervor, riß sich den Rock herunter und hüllte Bolitho darin ein. »Und laßt euch von keinem aufhalten!«
    Die Strecke vom Kai bis zum Schiff schien endlos; die ganze Zeit hielt Allday ihn fest an sich gepreßt, starrte voller Ungeduld die festgemachten Segel der
Segura

an, die nicht schnell genug näherkommen wollten.
    Seinetwegen konnten das Geschwader, die Franzosen, die ganze verdammte Welt zum Teufel gehen. Wenn Bolitho etwas zustieß, war ihm alles andere egal.

Treu e un d Pflicht
    Im flimmernden Dunst sahen die drei Schiffe, die eine Kabellänge vor der Küste still vor Anker lagen, beinahe gleich aus.
    Captain Thomas Herrick ging zur Backbordseite des Achterdecks der
Osiri
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und starrte auf die unbekannten Berge, das üppige Grün, die schroff abfallenden Klippen der Landspitze. Die hochgelegene Stadt Syrakus, deren Schatten beinahe feindselig auf die gemächlich dahinziehenden kleinen Küstenfahrzeuge fiel, unterstrich noch den fremdartigen Eindruck dieser Landschaft.
    Herrick biß sich auf die Lippen und spielte mit dem Gedanken, wieder unter Deck zu gehen. Aber die große Heckkajüte kam ihm jedesmal wie eine Falle vor; wie ein Stück von Farquhar. Sein Blick schweifte zur
Lysander

hinüber, die alte verzweifelte Sehnsucht stieg wieder hoch und verstärkte seine unterschwelligen Befürchtungen.
    Sie lagen jetzt zwei Wochen vor Anker. Der Garnisonskommandant von Syrakus war mehrfach an Bord

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